Sonntag, 27. Januar 2019

Flucht - Traum - Erfüllung

Moin zusammen,

heute ist Holocaust-Gedenktag.

"1995 jährte sich zum 50. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In diesem Jahr haben wir uns in besonderer Weise der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns und Völkermordes erinnert und der Millionen Menschen gedacht, die durch das nationalsozialistische Regime entrechtet, verfolgt, gequält oder ermordet wurden. Symbolhaft für diesen Terror steht das Konzentrationslager Auschwitz, das am 27. Januar 1945 befreit wurde und in dem vor allem solche Menschen litten, die der Nationalsozialismus planmäßig ermordete oder noch vernichten wollte.
Die Erinnerung darf nicht enden; sie muß auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.
Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.
Ich erkläre den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer desNationalsozialismus"

Mit diesen Worten proklamierte Roman Herzog am 03. Januar 1996 den 27. Januar zum offiziellen Gedenktag in Deutschland. Auch heute, 23 Jahre später, ist es wichtiger denn je, an die unmenschlichen Taten der Vergangenheit zu erinnern.

Jesus selber ist Geflüchteter gewesen, er musste vor einem machtgierigen Herrscher flüchten, der selbst vor Kindermord nicht zurückschreckte, um seine Position zu halten.

Die Predigt heute bezieht sich auf Jesus Flucht nach Ägypten. Matthäus 2, 13-23.

Fröhliche Grüße
Bernd




Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein Wort für unser Herz. Amen

Liebe Gemeinde,

derzeit hören wir in den Predigten unserer Gemeinde  Erlebnisse aus den frühen Lebenstagen Jesus.

Heute Matthäus 2, 13-18 (19-23)

Die Flucht nach Ägypten
13 Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.
14 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten
15 und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hosea 11,1): »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.«
Der Kindermord des Herodes
16 Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Knaben in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte.
17 Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht (Jeremia 31,15):
18 »In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.«
Die Rückkehr aus Ägypten
19 Als aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum in Ägypten
20 und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und zieh hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben getrachtet haben.
21 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich und kam in das Land Israel.
22 Als er aber hörte, dass Archelaus in Judäa König war anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und im Traum empfing er einen Befehl und zog ins galiläische Land
23 und kam und wohnte in einer Stadt mit Namen Nazareth, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazoräer heißen.

Drei Satzteile sind mir beim ersten Lesen des Textes besonders aufgefallen.

„Flieh nach Ägypten“
„Josef im Traum“
„Dass erfüllt würde“

Drei Hauptworte ergeben sich für mich daraus und bedeuten dann natürlich auch drei Predigtgedanken.

Flucht
Traum
Erfüllung

Wort 1: Flucht

Ich flüchte gerne. Zum Glück nicht, weil ich verfolgt werde, sondern weil ich es liebe aus dem Alltag herauszukommen und in Bücherwelten zu flüchten. Und das von klein auf. Ob „Fünf Freunde“, „Burg Schreckenstein“ oder „Drei ???“. Sie alle gaben mir die Möglichkeiten mich aus dem Alltag hinein in eine Traumwelt zu begeben, in der alle meine Wünsche in Erfüllung gingen. Später war es die Welt Mittelerde von JRR Tolkien im „Herr der Ringe“ oder die „Welt der tausend Ebenen“ von Philip Jose Farmer. Bücher sind auch heute meine ständigen Begleiter. Fluchthelfer aus dem manchmal tristen Alltag.

Aber wenn ich mich umschaue, wenn ich Nachrichten höre oder Zeitung lese, dann weiß ich, das Flucht überhaupt nicht vergleichbar ist mit meiner gerade beschriebenen Bücherflucht. Flucht ist immer eine Grenzerfahrung. Es geht um Leben und Tod. Es geht um menschenwürdiges Leben. Als im September 2015 in Heckinghausen gegen rechte Parolen und der damit verbundenen Leben verachtenden Politik demonstriert wurde sagte mir ein älteres Gemeindeglied anlässlich des regnerischen und kalten Wetters damals sinngemäß: „Ich lass mich doch vom Wetter und den Rechten nicht einschüchtern. Ich bin selber bei Eiseskälte mit meiner Mutter geflüchtet. Diese Erfahrung wünsche ich niemandem. Flüchtlingen muss geholfen werden.“ Und Hilfe hat es seit damals in Heckinghausen viel gegeben. Nicht zuletzt in unserer Gemeinde haben sich in den mehr als drei Jahren viele Projekte etabliert, sind viele der Geflüchteten zu Freunden geworden.

Trotzdem gibt es auch in Heckinghausen immer noch Verblendete, die das christliche Abendland retten wollen und gegen fast jegliche Unterstützung von Geflüchteten sind. Ich frage mich immer, ob diesen Unterstützern des christlichen Abendlandes bewusst ist, dass Jesus selber weder Deutscher, noch Weißer war, ja das er sogar selber Flüchtlingskind ist. Jesus wird keine blauen Augen, kein blondes Haar gehabt haben. Stattdessen wird er vermutlich von dunkler Hautfarbe gewesen und mit dunklem Haar bedacht sein. Jesus ist aus seinem von Römern besetzten Heimatland in das Nachbarland Ägypten geflohen. Und das in erster Linie noch nicht einmal, weil die Besatzungsmacht der Römer ihm nach dem Leben trachtete, sondern weil ein machtgieriger Statthalter alles dransetzen wollte, seine Macht zu verteidigen. Dafür war ihm jedes Mittel Recht. Sogar vor Kindermord schreckte er nicht zurück. Jesus musste aus Angst um sein Leben flüchten. Damit reiht er sich ein in die Kette vieler Menschen heute, die aus Syrien, Kurdistan oder dem Kongo vor Krieg, Gewalt und Machthabern fliehen müssen. Jesus ist einer von ihnen. Nicht umsonst Gottes Sohn auf Erden. Von einer Jungfrau geboren. Mensch geworden. Friedefürst. Retter der Welt. Erlöser.
Jesus kann menschliche Bedürfnisse nachvollziehen. Er hat sie selber durchlebt. Deshalb kann er auch später in Mt 25, 40 sagen: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!

Mit dem ‚ihr’ sind wir gemeint.
Wie gehen wir mit Jesus um? Sind wir wie Herodes, sehen wir unsere eigenen Machtvorstellungen und Lebenspläne bedroht und wollen Jesus aus unserem Leben heraushalten? William Barclay beschreibt es so: „Wer nur seinen eigenen Weg verfolgt und in Christus jemanden sieht, der seine Ambitionen durchkreuzt, hat keinen anderen Wunsch als den, Christus auszuschalten.“
Lasst uns doch aus diesem Gottesdienst herausgehen mit dem Willen etwas für Jesus zu tun. Nicht zu flüchten, wenn er uns begegnet.

Wort 2: Traum

Josef träumt viel. Und in seinen Träumen ist es immer wieder der Engel des Herrn, der zu ihm spricht.
Ich träume auch. Jeder Mensch träumt. Ob man sich allerdings immer an den Traum erinnert ist eine andere Sache. Manche sagen, man solle sich Stift und Zettel neben das Bett legen, dann erinnere man sich besser. Von mir weiß ich, dass ich gerade als Heranwachsender manche Träume zu Kurzgeschichten oder Gedichten verarbeitet habe selbst ohne diese Hilfsmittel. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Engel des Herrn einmal im Traum zu mir gesprochen hätte. Dabei wäre das bestimmt toll. Zu hören und zu verstehen, was Gott von mir möchte. Nicht selber deuten müssen, nein, unmissverständlich wissen, was Gott möchte, wie er sich vorstellt, dass ich mich verhalten soll. Das vereinfachte doch einiges. Vor allem, wenn es so umgesetzt werden kann, wie Josef das vorlebt. Träumen und handeln. Ohne Wenn und Aber. Ohne zu diskutieren, abzuwägen. Einfach wissen, so ist es richtig.
Spannend ist, dass mit den Träumen des Josef die Träume aus der Bibel verschwinden. Zumindest wird ihnen in den weiteren Evangelien und Briefen kein großer Raum eingeräumt. Nur „In den letzten Tagen, spricht Gott, will ich die Menschen mit meinem Geist erfüllen. Eure Söhne und Töchter werden aus göttlicher Eingebung reden, eure jungen Männer werden Visionen haben und die alten Männer bedeutungsvolle Träume.“ So steht es in Apg. 2,17.

Dabei ist es vielleicht ganz einfach zu erklären, warum das so ist. Bis zur Geburt von Jesus nutzte Gott Träume um seine Sichtweise den Menschen begreiflich zu machen. Jetzt lebt sein Sohn auf und in der Welt. Jesus redet von Angesicht zu Angesicht mit den Menschen. Da braucht es keine Träume mehr. Da kann im direkten Gespräch vieles erklärt werden. Und nach Jesus Tod gab es genug Augenzeugen, die von seinem Leben und Handeln, von Gottes Reich auf dieser Erde berichten konnten. Und dann haben einige auch noch alles aufgeschrieben, so dass selbst wir heute, 2000 Jahre später, das alles nachlesen können. Und ähnlich wie die Träume damals manchmal gedeutet werden mussten, so müssen wir jetzt eben in gemeinsamen Gesprächen herausfinden, was die biblischen Texte uns für unser Leben sagen. Ich glaube, dass wir das ganz oft auch verstehen. Das wir genau wissen, was Gott mit uns und für uns vor hat. Das uns aber nicht im Traum einfällt, dieses Verstehen auch umzusetzen. Etwas zu wissen und danach zu handeln sind zweierlei Paar Schuhe. Nicht umsonst wissen wir um Petrus und seine Verleugnungen. Er weiß ganz genau, wer Jesus ist. Er ist sich auch im Klaren darüber, das er Jesus nachfolgen möchte. Aber in der Welt, da hat er Angst. Da, wo es drauf ankommt verleugnet er Jesus. Nicht einmal, nein, direkt dreimal. Wissen und Handeln stehen sich wie Feinde gegenüber.
Und wie oft habe ich von einem Lebensstil geträumt, der so richtig christlich, so richtig biblisch ist. Sich an Gottes gute Gebote halten. Sie umzusetzen in meinem Leben. Jesus selbst sagt in Mt 22, 27ff „»Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ Wie oft scheitere ich daran. Und wie oft träume ich davon, das möglich zu machen.

Lasst uns doch aus diesem Gottesdienst herausgehen mit dem Willen mehr zu träumen. Wer Kraft zum träumen hat, hat auch die Kraft von Jesus zu erzählen und nach dessen Vorstellungen zu handeln.

Wort 3: Erfüllung

Alle drei Abschnitte aus dem Predigttext hören mit einem Bezug zum Alten Testament auf. Das ist ganz typisch für das gesamte Matthäusevangelium. Matthäus schrieb sein Evangelium hauptsächlich mit Blick auf die Juden. Diese wollte er von der Tatsache überzeugen, dass Jesus Christus wirklich der Messias ist, der sehnsüchtig erwartet wird. Und er wusste ganz genau, dass dazu die Erfüllungen der Prophezeiungen aus dem Alten Testament hilfreiche Unterstützung leisten können. Und so verweist Matthäus so oft er kann auf Aussagen aus dem Alten Testament und zeigt auf, wie sie mit Jesus zusammenhängen.

Ob es um die Fähigkeit in Gleichnissen zu reden geht in Mt 13,34f: „Das alles redete Jesus in Gleichnissen zu dem Volk, und ohne Gleichnisse redete er nichts zu ihnen, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Psalm 78,2): »Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen, was verborgen war vom Anfang der Welt an.«“
Ob es um den Einzug in Jerusalem in Mt 21, 4f geht: „Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.«“
Oder ob es der Verrat des Judas in Mt 27, 9f ist: „Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht: »Sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis, der geschätzt worden war – den hatten einige von den Israeliten geschätzt –, und gaben sie für den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hat.«“

Matthäus zieht immer wieder Querverweise. Er nutzt das Wissen der Juden um die alten Schriften und will sie so dazu bringen, Jesus als Messias anzuerkennen, in ihm den versprochenen Retter, Gottes Sohn, unsern Heiland zu sehen.

Matthäus geht auf die Traditionen der Juden ein, auf ihre Kultur und ihre Frömmigkeit. Ganz genau wie es Jesus in der Bergpredigt sagt: Mt 5, 17ff „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.

Matthäus will ihnen nicht ihre Identität nehmen, sondern ein neues Fundament legen. Er will sie aufmerksam machen auf die Erfüllung ihrer Wünsche durch Gott, den Schöpfer. Denn unter anderem Gerechtigkeit war es, die sich die Juden wünschten. Dabei macht Matthäus sie auch aufmerksam auf den Unterschied zwischen Worten und Taten.“ Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Und er gibt allen Menschen, die an Jesus Christus glauben etwas mit auf den Weg: Mt 28,19f „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.

Und ‚alle Menschen’ betrifft auch uns heute.
Die Erfüllung unserer Träume ermöglicht es anderen Menschen selber Wege zu Gott zu finden. Wir Christen sind aufgefordert unseren Glauben, unsere Glaubenserfahrungen weiterzugeben. Und das in Worten und Taten, die es dem Menschen einfacher machen, Jesus Christus als Retter in seinem Leben zu erkennen. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch. Jede und jeder von uns hier hat dafür eine eigene Art und Weise. Und ich bin überzeugt, dass Gott uns die wichtigen Worte im richtigen Moment schenkt. Denn er hat uns versprochen: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. Er steht uns zur Seite. Jederzeit. Wie es in 1. Timotheus 2, 4 heißt: „ Denn er will, dass alle Menschen gerettet werden und seine Wahrheit erkennen.

Lasst uns aus diesem Gottesdienst herausgehen mit dem Willen, das möglich zu machen. Helfen wir, Gottes Willen zu erfüllen.

Noch mal zusammengefasst die drei Wörter und ihre Möglichkeiten:

Flucht - Lasst uns doch aus diesem Gottesdienst herausgehen mit dem Willen etwas für Jesus zu tun. Nicht zu flüchten, wenn er uns begegnet.

Traum - Lasst uns aus diesem Gottesdienst herausgehen mit dem Willen mehr zu träumen. Wer Kraft zum träumen hat, hat auch die Kraft von Jesus zu erzählen und nach dessen Vorstellungen zu handeln.

Erfüllung - Lasst uns aus diesem Gottesdienst herausgehen mit dem Willen, das möglich zu machen. Helfen wir, Gottes Willen zu erfüllen.

Packen wir’s an.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.

Sonntag, 6. Januar 2019

Suche Frieden und jage ihm nach - Jahreslosung 2019

Moin zusammen,

das Neue Jahr hat begonnen. Und heute ist der erste Sonntag im Jahr. Traditionell wird in vielen Gemeinden über die Jahreslosung gepredigt. 2019 steht unter dem Bibelwort aus Ps 34, 15:

"Suche Frieden und jage ihm nach".

Ich wünsche uns allen, das wir eine erfolgreiche Suche betreiben.

Lasst uns deshalb dieses Jahr den Frieden suchen und ihm nachjagen.
Lasst uns unsere Gottesbeziehung hinterfragen und auf festen Grund stellen.
Lasst uns unsere Mitmenschen durch unser Leben, unsere Worte und Taten, zu Jesus einladen.
Lasst uns an uns selber Gutes tun und Frieden im Herzen finden.

Fröhliche Grüße
Bernd





Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein Wort für unser Herz. Amen

Liebe Gemeinde,                             

seit ein paar Tagen hat das Neue Jahr begonnen. Einige von uns arbeiten schon wieder, für die Schüler beginnt morgen der Schulalltag. Und auch die Ruheständler gehen langsam von den Festtagsroutinen in den normalen Alltag zurück.

Wir haben uns erinnern lassen an die Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Wir haben Rückblick gehalten auf das vergangene Jahr. Und jetzt steht das Neue Jahr nicht nur vor der Tür, sondern hat seine Tore weit geöffnet. Wir blicken hinein in eine ungewisse Zukunft. Was wird das Neue Jahr uns bringen? Leid oder Freude, Trostlosigkeit oder Hoffnung? Gehen wir mit Erwartungen hinein oder lassen wir alles auf uns zukommen?

Ich finde es bei diesen Anfragen immer gut, dass am Anfang des Jahres die Jahreslosung steht. Die Jahreslosung, die es schon seit Beginn der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts gibt. Erstmalig ausgerufen von dem schwäbischen Pfarrer und Mitglied der Bekennenden Kirche Otto Riethmüller. „Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht“ aus Röm 1, 16 war die erste Jahreslosung.

Mittlerweile wird die Jahreslosung drei Jahre vorher von einem großen Kreis unterschiedlicher Verbände und Werke die in der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen verbunden sind ausgesucht. Ich durfte vor vielen Jahren selber einmal an solch einem Auswahlverfahren teilnehmen. Es war spannend in den Diskussionen mit den unterschiedlichsten Vertreterinnen und Vertreter von der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland über den CVJM bis hin zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen oder dem katholischen Bibelwerk die Jahreslosung für drei Jahre später auszusuchen. Ohne Wissen, wie dann die politische oder gesellschaftliche Situation sein wird.
Wie haben sich 2016 wohl die Menschen gefühlt, die die diesjährige Losung ausgesucht haben? Welche Gedanken, welche Gefühle haben sie dabei gehabt. Aber noch viel entscheidender: was vermag die Jahreslosung 2019 für uns bedeuten? Wie nehmen wir sie wahr und lassen sie in unser Leben Einzug halten?

Ich möchte uns mit hinein nehmen in drei Gedanken zur diesjährigen Jahreslosung. „Suche Frieden und jage ihm nach“ aus Psalm 34, 15b so lautet sie.

1. Friede auf Erden

Gerade zu Weihnachten haben wir es in der Weihnachtsgeschichte nach Lukas wieder gehört: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Frieden auf Erden. Wenn die berühmte Fee mit den drei Wünschen käme, wäre das wohl einer der meistgenannten Wünsche. Wie kommt es, dass der Wunsch nach Frieden so oft nicht erfüllt wird?
„Europa ist die friedlichste Region auf der Welt – doch zugleich hat sich das dritte Jahr in Folge das Friedensniveau auf dem Kontinent verschlechtert. Das ist das Ergebnis des aktuellen Global Peace Index [Weltfriedensindex] des australischen Thinktanks Institute for Economics and Peace (IEP)…In Europa haben laut der Studie vor allem politische Instabilität durch das Erstarken nationalistischer, populistischer und EU-feindlicher Kräfte, Terrorismus und eine stärkere Wahrnehmung von Kriminalität zu einer Abnahme des Friedensniveaus geführt…Insgesamt 71 Staaten [weltweit] sind friedlicher geworden, während sich in 92 Ländern ein rückläufiger Trend beobachten lässt.“
Vierundzwanzig Kriterien von der Anzahl der geführten Kriege über die Anzahl von Morden bis hin zum Grad des Respekts für Menschenrechte werden für diesen Index bewertet.

„Suche Frieden und jage ihm nach“ ist also nicht Standard in dieser Welt. Es bedarf großer Anstrengungen der politisch Verantwortlichen, Frieden salonfähig zu machen und durchzusetzen. Aber allein den politisch Verantwortlichen diese Aufgabe zu überlassen ist fahrlässig und nicht in Ordnung.

Frieden suchen und ihm nachjagen gilt für alle Menschen. Wir haben es selber in der Hand zumindest einen kleinen Anteil an einer friedvollen Welt zu schaffen. Dazu ist es nötig, das wir vor Ort, da wo wir leben, hier auf Lichtscheid, in Unterbarmen, unseren Teil dazu beitragen.

Friede auf Erden dürfen wir leben in unseren Familien. Wir dürfen ihn leben mit unseren Nachbarn, in unserer Gemeinde. Wir dürfen ihn leben an Schule, auf Arbeit, im Verein. Ein freundliches Wort im Treppenhaus, ein Lächeln an der Supermarktkasse. Manchmal kann Frieden so einfach weitergegeben oder entfacht werden. Da wo Menschen eng zusammenleben, wie in Familie oder Gemeinde, mag es hilfreich für den Frieden sein, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, den Anderen mit seinen Macken stehen zu lassen, sich selber vielleicht einmal zurückzunehmen.

All das ist für den Frieden auf Erden wichtig. Allerdings klappt es oftmals nicht, da uns etwas anderes daran hindert, friedvoll mit unserer Umgebung umzugehen. Deshalb:

2. Persönlicher Frieden

„Suche Frieden und jage ihm nach“ ist auch eine Jahreslosung, die mich persönlich in den Blick nimmt. Wie suche ich Frieden? Wo finde ich Frieden? Was kann Frieden für mich bedeuten?

Frieden hat für mich unterschiedliche Bedeutungen.

Ich finde Frieden in der Stille der Natur, oben auf den Berggipfeln, im Schlafsack unter Sternenhimmel. Frieden finden heißt, mit mir selbst im Reinen zu sein. Die Natur hilft mir dabei. Nirgends anders kann ich persönlich so sehr die Nähe Gottes spüren. Nirgends anders komme ich so zur Ruhe und kann die Gedanken ordnen. Nirgends anders fühle ich mich so frei. Ich genieße es, jeden Morgen von Heckinghausen zu Fuß zur Bundeshöhe zu laufen und nachmittags wieder zurück – zumindest, wenn es nicht regnet. Mich regen zwar Radfahrer und Autos auf, die Verkehrsregeln nicht beachten und meine Gesundheit gefährden, aber diese 40 Minuten direkt vor und nach der Arbeit sind ein Geschenk. Ich bin in dieser Zeit nur für mich da, kann Predigten anhören, mir Bücher vorlesen lassen, Lieblingsmusik hören. Manchmal rauscht auch nur WDR2 an mir vorbei oder ich lasse den MP3-Player ganz aus. Nachdenken, nichts denken, all das darf sein. Und zwischendurch immer wieder die Entdeckung einer kleinen Besonderheit am Weg: die Haselmaus an der Bushaltestelle, die Spiegelung des Sonnenaufgangs im Toelleturmfenster,  der Löwenzahn in der Astgabel. Ich kann jedem, dem es möglich ist, nur empfehlen mal das Auto oder den Bus stehen zu lassen und stattdessen zu Fuß zu gehen. Oftmals ist man gar nicht langsamer, aber durchaus entspannter und friedvoller gestimmt.

Frieden hat für mich auch etwas damit zu tun, mit meinen Freunden Leben zu teilen, nicht immer einer Meinung zu sein, aber immer Respekt und Wertschätzung zu erfahren.
Leben teilen. Vielleicht die beste Art Frieden zu suchen. Und ganz bewusst spreche ich hier vom Leben teilen mit Freunden und nicht mir der Familie. Wie heißt es so schön: Familie kann man sich nicht aussuchen. Viel Unfrieden entsteht eben auch dadurch, dass Familie eben nicht mehr Familie ist, weil die Ehepartner sich getrennt haben, weil Patchworkfamilien andere Herausforderungen bergen. Leben teilen mit Freunden ist etwas anderes. Ich verbringe nicht 24/7 also den kompletten Tag mit ihnen. Ich sehe sie manchmal nur einmal die Woche, einmal im Monat oder noch seltener, je nach dem, wo meine Freunde leben. Freundschaft ist geprägt von unterschiedlichen Standpunkten, unterschiedlichen Lebensweisen, aber dabei vor allem von gegenseitigem Respekt, von Toleranz und Wertschätzung untereinander. Trotz aller Unterschiedlichkeit stehen wir zusammen, helfen einander. Ich bin seit vielen Jahren in einem Männerhauskreis. Wir leben in unterschiedlichen Lebenssituationen. Verheiratet, getrennt, mit kleinen Kindern, mit erwachsenen Kindern, ganz ohne Kinder. Mehr als zehn Jahre trennen den jüngsten vom ältesten Teilnehmer. Vom Arbeiter bis zum Akademiker ist alles dabei. Aber was aus diesem Kreis alles an Frieden in meinem Leben Einzug gehalten hat. Was mir aus diesem Kreis ermöglicht hat, zumindest etwas friedvoller mit Lebenssituationen umzugehen. Dafür kann ich nur Danke sagen. Ich hoffe, dass alle hier solche Freundinnen und Freunde zur Seite haben. Mit Freunden lässt sich Frieden lernen, üben, leben.

Und nicht zuletzt ist mein Frieden davon geprägt, wie ich mit den unterschiedlichen Situationen in meinem Leben, die ich für nicht Frieden fördernd halte, umgehe.

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Einen Tag nach dem anderen zu leben, einen Moment nach dem anderen zu genießen. Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren, sie anzunehmen, wie Jesus es tat: diese sündige Welt, wie sie ist, und nicht, wie ich sie gern hätte, zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst, wenn ich mich Deinem Willen bedingungslos ausliefere, sodass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge und im nächsten Leben für immer überglücklich. Amen.“

Von wem dieses Gelassenheitsgebet stammt ist nicht ganz klar. Aber es ist ja auch nicht immer entscheidend zu wissen, von wem etwas ist, sondern vielmehr zu wissen, was das für das eigene Leben bedeutet. Wenn ich eine Situation nicht ändern kann, weil ein anderer Mensch daran Anteil hat; weil ich angewiesen bin, auf das zu reagieren, was mein Gegenüber tut. Dann kann es hilfreich sein mich auf mich selbst zu besinnen. Mich zu fragen, welchen Anteil ich dazu beitragen kann, das zumindest mein Frieden zu tragen kommt. Und dann muss ich eine Entscheidung treffen. Persönlicher Frieden benötigt Entscheidungen. Und natürlich bin ich selber dafür verantwortlich. Wenn ich diese Verantwortung übernehme, dann bin ich auf dem Weg zum Frieden. So wie ich um eine Entscheidung ringe, so suche ich auch den Frieden, mit ihr zu leben. Und das nachjagen ist die Vorbereitung, die ich benötige, um eine Entscheidung zu treffen. So wie ich für eine Jagd auch viele Vorbereitungen treffen muss, vom genauen Wissen über das Wild, vom sachgemäßen Umgang mit der Waffe, bis hin zum ‚was mache ich mit dem erlegtem Wild’, so muss ich meine Entscheidung auch vorbereiten. Ich muss mich vorbereiten auf das, was nach der Entscheidung kommt. Ich muss meinen Frieden dazu finden.

Ein letzter Gedanke.

3. Jesus ist Frieden

In unserer Wohnung hängt fast seit Beginn unserer Ehe ein Poster. Darauf steht unter anderem: „And thou shalt call his name Jesus, Prince of peace, Son of God, Resurrection and Life, Alpha and omega.“
Jesus, Friedefürst, Sohn Gottes, Auferstehung und Leben, Alpha und Omega.
All das sind Gottesnamen. Gottesnamen aus der Bibel. Quer durch Altes und Neues Testament ziehen sie sich. Und der für mich schönste steht in Jesaja 9,5: Friedefürst. Im Ganzen heißt es dort: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“
So kurz nach Weihnachten ist das vielleicht noch näher. Jesus ist der Friedefürst. Er ist Frieden. Und wie dem Zöllner Levi in Mk 2,14 ruft er uns zu: Folge mir nach!

„Suche Frieden und jage ihm nach.“

Die einfachste Auslegung der Jahreslosung lautet daher: Suche Jesus und folge ihm nach.

So einfach diese Auslegung auch ist, genau so schwierig ist sie in der Umsetzung. Frieden auf Erden und persönlicher Friede wären längst kein Thema mehr, wären längst umgesetzt, wenn wir es schafften, Jesus zu suchen und nachzufolgen.

Die Jahreslosung erinnert uns daran Jesus Raum in unserem Leben zu geben. Wir sollen ihm nachfolgen, seinen Vorstellungen von Leben nacheifern.

Dazu gehört unser Schöpfer. Du sollst Gott lieben!
Dazu gehört unsere Mitmenschlichkeit. Liebe deinen Nächsten!
Dazu gehört unsere Selbstannahme. Wie dich selbst!

Dieses Doppelgebot der Liebe ermöglicht den Frieden. Jegliche Form von Frieden.

Lasst uns deshalb dieses Jahr den Frieden suchen und ihm nachjagen.
Lasst uns unsere Gottesbeziehung hinterfragen und auf festen Grund stellen.
Lasst uns unsere Mitmenschen durch unser Leben, unsere Worte und Taten, zu Jesus einladen.
Lasst uns an uns selber Gutes tun und Frieden im Herzen finden.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.

Dienstag, 1. Januar 2019

Im Winter zum Sonthofer Hof


Moin zusammen,

zum Jahresbeginn eine wunderschöne Winterwanderung von Sonthofen zum Sonthofer Hof.

Ausgangspunkt ist das Wonnemar. Von dort geht es den Schwarzenbach entlang hinauf nach Beilenberg. Über verschneite Wald- und Wiesenwege stetig bergan bis zur Mautstraße. Diese noch ein paar hundert Meter ansteigen und schon genießt man die tolle Aussicht und lecker Kaffee und Kuchen.

Insgesamt knapp 13 km mit 500 Höhenmetern. Wir haben inclusive langer Pause auf der Alp 5,5 h draußen verbracht.

Ein herzliches Dankeschön geht an den SC 1909 Sonthofen, der eine tolle Bewirtschaftung der Alpe auch in den Herbst- und Wintermonaten an Wochenenden bereitstellt.

Und jetzt genießt die schönen Bilder.



Fröhliche Grüße

Bernd