das Neue Jahr hat begonnen. Und heute ist der erste Sonntag im Jahr. Traditionell wird in vielen Gemeinden über die Jahreslosung gepredigt. 2019 steht unter dem Bibelwort aus Ps 34, 15:
"Suche Frieden und jage ihm nach".
Ich wünsche uns allen, das wir eine erfolgreiche Suche betreiben.
Lasst uns deshalb dieses Jahr den Frieden suchen und ihm nachjagen.
Lasst uns unsere Gottesbeziehung hinterfragen und auf festen Grund stellen.
Lasst uns unsere Mitmenschen durch unser Leben, unsere Worte und Taten, zu Jesus einladen.
Lasst uns an uns selber Gutes tun und Frieden im Herzen finden.
Fröhliche Grüße
Bernd
Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein
Wort für unser Herz. Amen
Liebe Gemeinde,
seit ein paar Tagen hat das Neue Jahr begonnen. Einige von
uns arbeiten schon wieder, für die Schüler beginnt morgen der Schulalltag. Und
auch die Ruheständler gehen langsam von den Festtagsroutinen in den normalen
Alltag zurück.
Wir haben uns erinnern lassen an die Geburt unseres Herrn
Jesus Christus. Wir haben Rückblick gehalten auf das vergangene Jahr. Und jetzt
steht das Neue Jahr nicht nur vor der Tür, sondern hat seine Tore weit
geöffnet. Wir blicken hinein in eine ungewisse Zukunft. Was wird das Neue Jahr
uns bringen? Leid oder Freude, Trostlosigkeit oder Hoffnung? Gehen wir mit
Erwartungen hinein oder lassen wir alles auf uns zukommen?
Ich finde es bei diesen Anfragen immer gut, dass am Anfang
des Jahres die Jahreslosung steht. Die Jahreslosung, die es schon seit Beginn
der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts gibt. Erstmalig ausgerufen von dem
schwäbischen Pfarrer und Mitglied der Bekennenden Kirche Otto Riethmüller. „Ich
schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht“ aus Röm 1, 16 war die
erste Jahreslosung.
Mittlerweile wird die Jahreslosung drei Jahre vorher von
einem großen Kreis unterschiedlicher Verbände und Werke die in der Ökumenischen
Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen verbunden sind ausgesucht. Ich durfte vor vielen Jahren
selber einmal an solch einem Auswahlverfahren teilnehmen. Es war spannend in
den Diskussionen mit den unterschiedlichsten Vertreterinnen und Vertreter von
der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland über den CVJM
bis hin zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen oder dem katholischen
Bibelwerk die Jahreslosung für drei Jahre später auszusuchen. Ohne Wissen, wie
dann die politische oder gesellschaftliche Situation sein wird.
Wie haben sich 2016 wohl die Menschen gefühlt, die die
diesjährige Losung ausgesucht haben? Welche Gedanken, welche Gefühle haben sie
dabei gehabt. Aber noch viel entscheidender: was vermag die Jahreslosung 2019
für uns bedeuten? Wie nehmen wir sie wahr und lassen sie in unser Leben Einzug
halten?
Ich möchte uns mit hinein nehmen in drei Gedanken zur diesjährigen
Jahreslosung. „Suche Frieden und jage ihm nach“ aus Psalm 34, 15b so lautet
sie.
1. Friede auf Erden
Gerade zu Weihnachten haben wir es in der
Weihnachtsgeschichte nach Lukas wieder gehört: „Ehre sei Gott in der Höhe und
Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Frieden auf Erden. Wenn die berühmte Fee mit den drei
Wünschen käme, wäre das wohl einer der meistgenannten Wünsche. Wie kommt es,
dass der Wunsch nach Frieden so oft nicht erfüllt wird?
„Europa ist die friedlichste Region auf der Welt – doch
zugleich hat sich das dritte Jahr in Folge das Friedensniveau auf dem Kontinent
verschlechtert. Das ist das Ergebnis des aktuellen Global Peace Index [Weltfriedensindex]
des australischen Thinktanks Institute for Economics and Peace (IEP)…In Europa
haben laut der Studie vor allem politische Instabilität durch das Erstarken
nationalistischer, populistischer und EU-feindlicher Kräfte, Terrorismus und
eine stärkere Wahrnehmung von Kriminalität zu einer Abnahme des Friedensniveaus
geführt…Insgesamt 71 Staaten [weltweit] sind friedlicher geworden, während sich
in 92 Ländern ein rückläufiger Trend beobachten lässt.“
Vierundzwanzig Kriterien von der Anzahl der geführten Kriege
über die Anzahl von Morden bis hin zum Grad des Respekts für Menschenrechte
werden für diesen Index bewertet.
„Suche Frieden und jage ihm nach“ ist also nicht Standard in
dieser Welt. Es bedarf großer Anstrengungen der politisch Verantwortlichen,
Frieden salonfähig zu machen und durchzusetzen. Aber allein den politisch
Verantwortlichen diese Aufgabe zu überlassen ist fahrlässig und nicht in
Ordnung.
Frieden suchen und ihm nachjagen gilt für alle Menschen. Wir
haben es selber in der Hand zumindest einen kleinen Anteil an einer friedvollen
Welt zu schaffen. Dazu ist es nötig, das wir vor Ort, da wo wir leben, hier auf
Lichtscheid, in Unterbarmen, unseren Teil dazu beitragen.
Friede auf Erden dürfen wir leben in unseren Familien. Wir
dürfen ihn leben mit unseren Nachbarn, in unserer Gemeinde. Wir dürfen ihn
leben an Schule, auf Arbeit, im Verein. Ein freundliches Wort im Treppenhaus,
ein Lächeln an der Supermarktkasse. Manchmal kann Frieden so einfach
weitergegeben oder entfacht werden. Da wo Menschen eng zusammenleben, wie in
Familie oder Gemeinde, mag es hilfreich für den Frieden sein, nicht jedes Wort
auf die Goldwaage zu legen, den Anderen mit seinen Macken stehen zu lassen,
sich selber vielleicht einmal zurückzunehmen.
All das ist für den Frieden auf Erden wichtig. Allerdings
klappt es oftmals nicht, da uns etwas anderes daran hindert, friedvoll mit
unserer Umgebung umzugehen. Deshalb:
2. Persönlicher
Frieden
„Suche Frieden und jage ihm nach“ ist auch eine
Jahreslosung, die mich persönlich in den Blick nimmt. Wie suche ich Frieden? Wo
finde ich Frieden? Was kann Frieden für mich bedeuten?
Frieden hat für mich unterschiedliche Bedeutungen.
Ich finde Frieden in der Stille der Natur, oben auf den
Berggipfeln, im Schlafsack unter Sternenhimmel. Frieden finden heißt, mit mir
selbst im Reinen zu sein. Die Natur hilft mir dabei. Nirgends anders kann ich
persönlich so sehr die Nähe Gottes spüren. Nirgends anders komme ich so zur
Ruhe und kann die Gedanken ordnen. Nirgends anders fühle ich mich so frei. Ich
genieße es, jeden Morgen von Heckinghausen zu Fuß zur Bundeshöhe zu laufen und
nachmittags wieder zurück – zumindest, wenn es nicht regnet. Mich regen zwar
Radfahrer und Autos auf, die Verkehrsregeln nicht beachten und meine Gesundheit
gefährden, aber diese 40 Minuten direkt vor und nach der Arbeit sind ein
Geschenk. Ich bin in dieser Zeit nur für mich da, kann Predigten anhören, mir
Bücher vorlesen lassen, Lieblingsmusik hören. Manchmal rauscht auch nur WDR2 an
mir vorbei oder ich lasse den MP3-Player ganz aus. Nachdenken, nichts denken,
all das darf sein. Und zwischendurch immer wieder die Entdeckung einer kleinen
Besonderheit am Weg: die Haselmaus an der Bushaltestelle, die Spiegelung des
Sonnenaufgangs im Toelleturmfenster, der
Löwenzahn in der Astgabel. Ich kann jedem, dem es möglich ist, nur empfehlen
mal das Auto oder den Bus stehen zu lassen und stattdessen zu Fuß zu gehen.
Oftmals ist man gar nicht langsamer, aber durchaus entspannter und friedvoller
gestimmt.
Frieden hat für mich auch etwas damit zu tun, mit meinen
Freunden Leben zu teilen, nicht immer einer Meinung zu sein, aber immer Respekt
und Wertschätzung zu erfahren.
Leben teilen. Vielleicht die beste Art Frieden zu suchen.
Und ganz bewusst spreche ich hier vom Leben teilen mit Freunden und nicht mir
der Familie. Wie heißt es so schön: Familie kann man sich nicht aussuchen. Viel
Unfrieden entsteht eben auch dadurch, dass Familie eben nicht mehr Familie ist,
weil die Ehepartner sich getrennt haben, weil Patchworkfamilien andere
Herausforderungen bergen. Leben teilen mit Freunden ist etwas anderes. Ich
verbringe nicht 24/7 also den kompletten Tag mit ihnen. Ich sehe sie manchmal
nur einmal die Woche, einmal im Monat oder noch seltener, je nach dem, wo meine
Freunde leben. Freundschaft ist geprägt von unterschiedlichen Standpunkten,
unterschiedlichen Lebensweisen, aber dabei vor allem von gegenseitigem Respekt,
von Toleranz und Wertschätzung untereinander. Trotz aller Unterschiedlichkeit
stehen wir zusammen, helfen einander. Ich bin seit vielen Jahren in einem
Männerhauskreis. Wir leben in unterschiedlichen Lebenssituationen. Verheiratet,
getrennt, mit kleinen Kindern, mit erwachsenen Kindern, ganz ohne Kinder. Mehr
als zehn Jahre trennen den jüngsten vom ältesten Teilnehmer. Vom Arbeiter bis
zum Akademiker ist alles dabei. Aber was aus diesem Kreis alles an Frieden in
meinem Leben Einzug gehalten hat. Was mir aus diesem Kreis ermöglicht hat,
zumindest etwas friedvoller mit Lebenssituationen umzugehen. Dafür kann ich nur
Danke sagen. Ich hoffe, dass alle hier solche Freundinnen und Freunde zur Seite
haben. Mit Freunden lässt sich Frieden lernen, üben, leben.
Und nicht zuletzt ist mein Frieden davon geprägt, wie ich
mit den unterschiedlichen Situationen in meinem Leben, die ich für nicht
Frieden fördernd halte, umgehe.
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich
nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die
Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Einen Tag nach dem anderen zu
leben, einen Moment nach dem anderen zu genießen. Entbehrung als einen Weg zum
Frieden zu akzeptieren, sie anzunehmen, wie Jesus es tat: diese sündige Welt,
wie sie ist, und nicht, wie ich sie gern hätte, zu vertrauen, dass Du alles
richtig machen wirst, wenn ich mich Deinem Willen bedingungslos ausliefere, sodass
ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge und im nächsten Leben für
immer überglücklich. Amen.“
Von wem dieses Gelassenheitsgebet stammt ist nicht ganz
klar. Aber es ist ja auch nicht immer entscheidend zu wissen, von wem etwas
ist, sondern vielmehr zu wissen, was das für das eigene Leben bedeutet. Wenn
ich eine Situation nicht ändern kann, weil ein anderer Mensch daran Anteil hat;
weil ich angewiesen bin, auf das zu reagieren, was mein Gegenüber tut. Dann
kann es hilfreich sein mich auf mich selbst zu besinnen. Mich zu fragen,
welchen Anteil ich dazu beitragen kann, das zumindest mein Frieden zu tragen
kommt. Und dann muss ich eine Entscheidung treffen. Persönlicher Frieden
benötigt Entscheidungen. Und natürlich bin ich selber dafür verantwortlich.
Wenn ich diese Verantwortung übernehme, dann bin ich auf dem Weg zum Frieden.
So wie ich um eine Entscheidung ringe, so suche ich auch den Frieden, mit ihr
zu leben. Und das nachjagen ist die Vorbereitung, die ich benötige, um eine
Entscheidung zu treffen. So wie ich für eine Jagd auch viele Vorbereitungen
treffen muss, vom genauen Wissen über das Wild, vom sachgemäßen Umgang mit der
Waffe, bis hin zum ‚was mache ich mit dem erlegtem Wild’, so muss ich meine
Entscheidung auch vorbereiten. Ich muss mich vorbereiten auf das, was nach der
Entscheidung kommt. Ich muss meinen Frieden dazu finden.
Ein letzter Gedanke.
3. Jesus ist Frieden
In unserer Wohnung hängt fast seit Beginn unserer Ehe ein
Poster. Darauf steht unter anderem: „And thou shalt call his name Jesus, Prince
of peace, Son of God, Resurrection and Life, Alpha and omega.“
Jesus, Friedefürst, Sohn Gottes, Auferstehung und Leben,
Alpha und Omega.
All das sind Gottesnamen. Gottesnamen aus der Bibel. Quer
durch Altes und Neues Testament ziehen sie sich. Und der für mich schönste
steht in Jesaja 9,5: Friedefürst. Im Ganzen heißt es dort: „Denn uns ist ein
Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner
Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“
So kurz nach Weihnachten ist das vielleicht noch näher.
Jesus ist der Friedefürst. Er ist Frieden. Und wie dem Zöllner Levi in Mk 2,14 ruft
er uns zu: Folge mir nach!
„Suche Frieden und jage ihm nach.“
Die einfachste Auslegung der Jahreslosung lautet daher:
Suche Jesus und folge ihm nach.
So einfach diese Auslegung auch ist, genau so schwierig ist
sie in der Umsetzung. Frieden auf Erden und persönlicher Friede wären längst
kein Thema mehr, wären längst umgesetzt, wenn wir es schafften, Jesus zu suchen
und nachzufolgen.
Die Jahreslosung erinnert uns daran Jesus Raum in unserem
Leben zu geben. Wir sollen ihm nachfolgen, seinen Vorstellungen von Leben
nacheifern.
Dazu gehört unser Schöpfer. Du sollst Gott lieben!
Dazu gehört unsere Mitmenschlichkeit. Liebe deinen Nächsten!
Dazu gehört unsere Selbstannahme. Wie dich selbst!
Dieses Doppelgebot der Liebe ermöglicht den Frieden.
Jegliche Form von Frieden.
Lasst uns deshalb dieses Jahr den Frieden suchen und ihm
nachjagen.
Lasst uns unsere Gottesbeziehung hinterfragen und auf festen
Grund stellen.
Lasst uns unsere Mitmenschen durch unser Leben, unsere Worte
und Taten, zu Jesus einladen.
Lasst uns an uns selber Gutes tun und Frieden im Herzen
finden.
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere
Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen