Sonntag, 6. Januar 2019

Suche Frieden und jage ihm nach - Jahreslosung 2019

Moin zusammen,

das Neue Jahr hat begonnen. Und heute ist der erste Sonntag im Jahr. Traditionell wird in vielen Gemeinden über die Jahreslosung gepredigt. 2019 steht unter dem Bibelwort aus Ps 34, 15:

"Suche Frieden und jage ihm nach".

Ich wünsche uns allen, das wir eine erfolgreiche Suche betreiben.

Lasst uns deshalb dieses Jahr den Frieden suchen und ihm nachjagen.
Lasst uns unsere Gottesbeziehung hinterfragen und auf festen Grund stellen.
Lasst uns unsere Mitmenschen durch unser Leben, unsere Worte und Taten, zu Jesus einladen.
Lasst uns an uns selber Gutes tun und Frieden im Herzen finden.

Fröhliche Grüße
Bernd





Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein Wort für unser Herz. Amen

Liebe Gemeinde,                             

seit ein paar Tagen hat das Neue Jahr begonnen. Einige von uns arbeiten schon wieder, für die Schüler beginnt morgen der Schulalltag. Und auch die Ruheständler gehen langsam von den Festtagsroutinen in den normalen Alltag zurück.

Wir haben uns erinnern lassen an die Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Wir haben Rückblick gehalten auf das vergangene Jahr. Und jetzt steht das Neue Jahr nicht nur vor der Tür, sondern hat seine Tore weit geöffnet. Wir blicken hinein in eine ungewisse Zukunft. Was wird das Neue Jahr uns bringen? Leid oder Freude, Trostlosigkeit oder Hoffnung? Gehen wir mit Erwartungen hinein oder lassen wir alles auf uns zukommen?

Ich finde es bei diesen Anfragen immer gut, dass am Anfang des Jahres die Jahreslosung steht. Die Jahreslosung, die es schon seit Beginn der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts gibt. Erstmalig ausgerufen von dem schwäbischen Pfarrer und Mitglied der Bekennenden Kirche Otto Riethmüller. „Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht“ aus Röm 1, 16 war die erste Jahreslosung.

Mittlerweile wird die Jahreslosung drei Jahre vorher von einem großen Kreis unterschiedlicher Verbände und Werke die in der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen verbunden sind ausgesucht. Ich durfte vor vielen Jahren selber einmal an solch einem Auswahlverfahren teilnehmen. Es war spannend in den Diskussionen mit den unterschiedlichsten Vertreterinnen und Vertreter von der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland über den CVJM bis hin zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen oder dem katholischen Bibelwerk die Jahreslosung für drei Jahre später auszusuchen. Ohne Wissen, wie dann die politische oder gesellschaftliche Situation sein wird.
Wie haben sich 2016 wohl die Menschen gefühlt, die die diesjährige Losung ausgesucht haben? Welche Gedanken, welche Gefühle haben sie dabei gehabt. Aber noch viel entscheidender: was vermag die Jahreslosung 2019 für uns bedeuten? Wie nehmen wir sie wahr und lassen sie in unser Leben Einzug halten?

Ich möchte uns mit hinein nehmen in drei Gedanken zur diesjährigen Jahreslosung. „Suche Frieden und jage ihm nach“ aus Psalm 34, 15b so lautet sie.

1. Friede auf Erden

Gerade zu Weihnachten haben wir es in der Weihnachtsgeschichte nach Lukas wieder gehört: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Frieden auf Erden. Wenn die berühmte Fee mit den drei Wünschen käme, wäre das wohl einer der meistgenannten Wünsche. Wie kommt es, dass der Wunsch nach Frieden so oft nicht erfüllt wird?
„Europa ist die friedlichste Region auf der Welt – doch zugleich hat sich das dritte Jahr in Folge das Friedensniveau auf dem Kontinent verschlechtert. Das ist das Ergebnis des aktuellen Global Peace Index [Weltfriedensindex] des australischen Thinktanks Institute for Economics and Peace (IEP)…In Europa haben laut der Studie vor allem politische Instabilität durch das Erstarken nationalistischer, populistischer und EU-feindlicher Kräfte, Terrorismus und eine stärkere Wahrnehmung von Kriminalität zu einer Abnahme des Friedensniveaus geführt…Insgesamt 71 Staaten [weltweit] sind friedlicher geworden, während sich in 92 Ländern ein rückläufiger Trend beobachten lässt.“
Vierundzwanzig Kriterien von der Anzahl der geführten Kriege über die Anzahl von Morden bis hin zum Grad des Respekts für Menschenrechte werden für diesen Index bewertet.

„Suche Frieden und jage ihm nach“ ist also nicht Standard in dieser Welt. Es bedarf großer Anstrengungen der politisch Verantwortlichen, Frieden salonfähig zu machen und durchzusetzen. Aber allein den politisch Verantwortlichen diese Aufgabe zu überlassen ist fahrlässig und nicht in Ordnung.

Frieden suchen und ihm nachjagen gilt für alle Menschen. Wir haben es selber in der Hand zumindest einen kleinen Anteil an einer friedvollen Welt zu schaffen. Dazu ist es nötig, das wir vor Ort, da wo wir leben, hier auf Lichtscheid, in Unterbarmen, unseren Teil dazu beitragen.

Friede auf Erden dürfen wir leben in unseren Familien. Wir dürfen ihn leben mit unseren Nachbarn, in unserer Gemeinde. Wir dürfen ihn leben an Schule, auf Arbeit, im Verein. Ein freundliches Wort im Treppenhaus, ein Lächeln an der Supermarktkasse. Manchmal kann Frieden so einfach weitergegeben oder entfacht werden. Da wo Menschen eng zusammenleben, wie in Familie oder Gemeinde, mag es hilfreich für den Frieden sein, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, den Anderen mit seinen Macken stehen zu lassen, sich selber vielleicht einmal zurückzunehmen.

All das ist für den Frieden auf Erden wichtig. Allerdings klappt es oftmals nicht, da uns etwas anderes daran hindert, friedvoll mit unserer Umgebung umzugehen. Deshalb:

2. Persönlicher Frieden

„Suche Frieden und jage ihm nach“ ist auch eine Jahreslosung, die mich persönlich in den Blick nimmt. Wie suche ich Frieden? Wo finde ich Frieden? Was kann Frieden für mich bedeuten?

Frieden hat für mich unterschiedliche Bedeutungen.

Ich finde Frieden in der Stille der Natur, oben auf den Berggipfeln, im Schlafsack unter Sternenhimmel. Frieden finden heißt, mit mir selbst im Reinen zu sein. Die Natur hilft mir dabei. Nirgends anders kann ich persönlich so sehr die Nähe Gottes spüren. Nirgends anders komme ich so zur Ruhe und kann die Gedanken ordnen. Nirgends anders fühle ich mich so frei. Ich genieße es, jeden Morgen von Heckinghausen zu Fuß zur Bundeshöhe zu laufen und nachmittags wieder zurück – zumindest, wenn es nicht regnet. Mich regen zwar Radfahrer und Autos auf, die Verkehrsregeln nicht beachten und meine Gesundheit gefährden, aber diese 40 Minuten direkt vor und nach der Arbeit sind ein Geschenk. Ich bin in dieser Zeit nur für mich da, kann Predigten anhören, mir Bücher vorlesen lassen, Lieblingsmusik hören. Manchmal rauscht auch nur WDR2 an mir vorbei oder ich lasse den MP3-Player ganz aus. Nachdenken, nichts denken, all das darf sein. Und zwischendurch immer wieder die Entdeckung einer kleinen Besonderheit am Weg: die Haselmaus an der Bushaltestelle, die Spiegelung des Sonnenaufgangs im Toelleturmfenster,  der Löwenzahn in der Astgabel. Ich kann jedem, dem es möglich ist, nur empfehlen mal das Auto oder den Bus stehen zu lassen und stattdessen zu Fuß zu gehen. Oftmals ist man gar nicht langsamer, aber durchaus entspannter und friedvoller gestimmt.

Frieden hat für mich auch etwas damit zu tun, mit meinen Freunden Leben zu teilen, nicht immer einer Meinung zu sein, aber immer Respekt und Wertschätzung zu erfahren.
Leben teilen. Vielleicht die beste Art Frieden zu suchen. Und ganz bewusst spreche ich hier vom Leben teilen mit Freunden und nicht mir der Familie. Wie heißt es so schön: Familie kann man sich nicht aussuchen. Viel Unfrieden entsteht eben auch dadurch, dass Familie eben nicht mehr Familie ist, weil die Ehepartner sich getrennt haben, weil Patchworkfamilien andere Herausforderungen bergen. Leben teilen mit Freunden ist etwas anderes. Ich verbringe nicht 24/7 also den kompletten Tag mit ihnen. Ich sehe sie manchmal nur einmal die Woche, einmal im Monat oder noch seltener, je nach dem, wo meine Freunde leben. Freundschaft ist geprägt von unterschiedlichen Standpunkten, unterschiedlichen Lebensweisen, aber dabei vor allem von gegenseitigem Respekt, von Toleranz und Wertschätzung untereinander. Trotz aller Unterschiedlichkeit stehen wir zusammen, helfen einander. Ich bin seit vielen Jahren in einem Männerhauskreis. Wir leben in unterschiedlichen Lebenssituationen. Verheiratet, getrennt, mit kleinen Kindern, mit erwachsenen Kindern, ganz ohne Kinder. Mehr als zehn Jahre trennen den jüngsten vom ältesten Teilnehmer. Vom Arbeiter bis zum Akademiker ist alles dabei. Aber was aus diesem Kreis alles an Frieden in meinem Leben Einzug gehalten hat. Was mir aus diesem Kreis ermöglicht hat, zumindest etwas friedvoller mit Lebenssituationen umzugehen. Dafür kann ich nur Danke sagen. Ich hoffe, dass alle hier solche Freundinnen und Freunde zur Seite haben. Mit Freunden lässt sich Frieden lernen, üben, leben.

Und nicht zuletzt ist mein Frieden davon geprägt, wie ich mit den unterschiedlichen Situationen in meinem Leben, die ich für nicht Frieden fördernd halte, umgehe.

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Einen Tag nach dem anderen zu leben, einen Moment nach dem anderen zu genießen. Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren, sie anzunehmen, wie Jesus es tat: diese sündige Welt, wie sie ist, und nicht, wie ich sie gern hätte, zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst, wenn ich mich Deinem Willen bedingungslos ausliefere, sodass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge und im nächsten Leben für immer überglücklich. Amen.“

Von wem dieses Gelassenheitsgebet stammt ist nicht ganz klar. Aber es ist ja auch nicht immer entscheidend zu wissen, von wem etwas ist, sondern vielmehr zu wissen, was das für das eigene Leben bedeutet. Wenn ich eine Situation nicht ändern kann, weil ein anderer Mensch daran Anteil hat; weil ich angewiesen bin, auf das zu reagieren, was mein Gegenüber tut. Dann kann es hilfreich sein mich auf mich selbst zu besinnen. Mich zu fragen, welchen Anteil ich dazu beitragen kann, das zumindest mein Frieden zu tragen kommt. Und dann muss ich eine Entscheidung treffen. Persönlicher Frieden benötigt Entscheidungen. Und natürlich bin ich selber dafür verantwortlich. Wenn ich diese Verantwortung übernehme, dann bin ich auf dem Weg zum Frieden. So wie ich um eine Entscheidung ringe, so suche ich auch den Frieden, mit ihr zu leben. Und das nachjagen ist die Vorbereitung, die ich benötige, um eine Entscheidung zu treffen. So wie ich für eine Jagd auch viele Vorbereitungen treffen muss, vom genauen Wissen über das Wild, vom sachgemäßen Umgang mit der Waffe, bis hin zum ‚was mache ich mit dem erlegtem Wild’, so muss ich meine Entscheidung auch vorbereiten. Ich muss mich vorbereiten auf das, was nach der Entscheidung kommt. Ich muss meinen Frieden dazu finden.

Ein letzter Gedanke.

3. Jesus ist Frieden

In unserer Wohnung hängt fast seit Beginn unserer Ehe ein Poster. Darauf steht unter anderem: „And thou shalt call his name Jesus, Prince of peace, Son of God, Resurrection and Life, Alpha and omega.“
Jesus, Friedefürst, Sohn Gottes, Auferstehung und Leben, Alpha und Omega.
All das sind Gottesnamen. Gottesnamen aus der Bibel. Quer durch Altes und Neues Testament ziehen sie sich. Und der für mich schönste steht in Jesaja 9,5: Friedefürst. Im Ganzen heißt es dort: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“
So kurz nach Weihnachten ist das vielleicht noch näher. Jesus ist der Friedefürst. Er ist Frieden. Und wie dem Zöllner Levi in Mk 2,14 ruft er uns zu: Folge mir nach!

„Suche Frieden und jage ihm nach.“

Die einfachste Auslegung der Jahreslosung lautet daher: Suche Jesus und folge ihm nach.

So einfach diese Auslegung auch ist, genau so schwierig ist sie in der Umsetzung. Frieden auf Erden und persönlicher Friede wären längst kein Thema mehr, wären längst umgesetzt, wenn wir es schafften, Jesus zu suchen und nachzufolgen.

Die Jahreslosung erinnert uns daran Jesus Raum in unserem Leben zu geben. Wir sollen ihm nachfolgen, seinen Vorstellungen von Leben nacheifern.

Dazu gehört unser Schöpfer. Du sollst Gott lieben!
Dazu gehört unsere Mitmenschlichkeit. Liebe deinen Nächsten!
Dazu gehört unsere Selbstannahme. Wie dich selbst!

Dieses Doppelgebot der Liebe ermöglicht den Frieden. Jegliche Form von Frieden.

Lasst uns deshalb dieses Jahr den Frieden suchen und ihm nachjagen.
Lasst uns unsere Gottesbeziehung hinterfragen und auf festen Grund stellen.
Lasst uns unsere Mitmenschen durch unser Leben, unsere Worte und Taten, zu Jesus einladen.
Lasst uns an uns selber Gutes tun und Frieden im Herzen finden.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.

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