Sonntag, 29. Dezember 2013

Lobt Gott

Moin zusammen,

"Lobt Gott, er ist treu". So steht es in unserem Gemeindebrief zum heutigen Predigttext aus Jesaja.
"Lobt Gott, er ist treu", durften wir an Weihnachten erleben.
Aber lest selber...

Fröhliche Grüße
Bernd



Lieber Vater, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm Heiliger Geist. Amen

Liebe Gemeinde,

‚Lobt Gott, er ist treu.’ Gerade jetzt, kurz nach dem Weihnachtsfest, haben wir das stark vor Augen.
‚Lobt Gott, er ist treu.’ Dieser Aufruf steht auch für den heutigen Sonntag als Überschrift für die Predigt im Gemeindebrief.
‚Lobt Gott, er ist treu.’ Jesaja 49, 13-16.
Auf Seite 703 der Gottesdienstbibel im Alten Testament.

13 Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.
14 Zion aber sprach: Der HERR hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen.
15 Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.
16 Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.

Vier Verse, vier Gedanken.

 13 Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.

So beginnt unser Text. Und es klingt, gerade jetzt nach Weihnachten, wie ein Neuanfang. Alle Not, alles Elend, alle Sorge sind vergessen. Nicht nur vergessen, sondern sogar aufgelöst, ausgelöscht, nicht mehr vorhanden. Jauchzen, freuen und loben breitet sich aus, weil Trost und Erbarmen in die Welt gekommen sind.
Nicht verwunderlich das hier ein Zusammenhang zwischen Altem und Neuem Testament besteht. Steht doch kurz vor unserem Text das 2. Gottesknechtlied, das mit „Der Knecht…wird zum Licht der Heiden“ (Jes. 49,6) endet. Die Verbindung zu Jesus, der von sich im Johannesevangelium als ‚Ich bin das Licht der Welt’ redet, ist offensichtlich. Und so wie über 500 Jahre vor Jesu Geburt den Israeliten im Exil Hoffnung zugesprochen wird, so wird es zu Jesu Geburt den Hirten zugerufen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren“ (Lk2, 10f). Der Heiland, dessen Lebensgeschichte bis in unsere Gegenwart reicht. Der Heiland, der gekommen ist zu trösten, zu erbarmen. Der Heiland, der Licht in das Dunkel unseres Lebens bringt. Damit auch wir einstimmen können in das Jauchzen und Freuen und Loben. Das, was zu Zeiten des Alten Testaments seinen Anfang nahm und immer wieder neu prophezeit wurde ist für uns an Weihnachten Gewißheit geworden. Gott ist treu. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3,16)


14 Zion aber sprach: Der HERR hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen.

Gott ist treu? Kann das anlässlich Vers 13 noch bejubelt werden, so sieht es jetzt schon anders aus. Klar – die Israeliten sind im Exil. Die schönen Worte ihres Propheten hören sie wohl, allein der Glaube daran fehlt. Zu sehr sind sie in Not, Elend und Sorge gefangen. Sie wissen nicht, wie es mit ihnen weitergehen soll, was aus ihrem Volk wird. Gottes Verheißungen haben sie zwar vor Augen, können sich auch an manche seiner mächtigen Taten erinnern. Und doch hat sie Hoffnungslosigkeit ergriffen angesichts ihrer Lage. Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Verlassen fühlen sie sich – auch von ihrem Gott.
Ein kurzer Zeitsprung: Noch nicht mal eine Woche ist Heiligabend vorbei. Wir haben die Geburt unseres Retters gefeiert. Haben im Lebenszeichengottesdienst einen Blick in die Zukunft gewagt. Aufbruch stand uns bevor. Hoffnung machte sich breit. Freude überstrahlte den Alltag. Und was ist geblieben? Ich denke es ist nicht vermessen zu sagen, das bei dem ein oder der anderen der Alltag mit allen Schwierigkeiten wieder Einzug gehalten hat. Not, Elend und Sorge sind zurückgekehrt. Die Feiertage liegen hinter uns, die Sorgentage beginnen. Jede Generation hat dabei ihre eigenen Sorgen. Und zu bewerten, welche Sorge angebracht oder nicht angebracht ist, steht keinem von uns zu.
Auch unter den Israeliten damals wird es unterschiedliche Meinungen zum Exil gegeben haben. Eine Meinung aber scheint übergreifend gewesen zu sein: ‚Der Herr hat mich verlassen’.
Und damit stehen sie nicht alleine da in der langen Geschichte mit Gott. Jesus selbst ruft es am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mat. 27,46). Und wie oft rufe ich es, wenn ich hilflos vor einer Situation stehe. Zu allen Zeiten sprachen und sprechen Menschen diesen einen Satz. Und ich denke, dass ist gut so. In Anbetracht der Hilflosigkeit von mir als Mensch drückt dieser Satz alles aus, was ich bin und brauche: Ich spreche mein Alleinsein an, mein überfordert sein. Ich offenbare meine Schwäche. Und doch rede ich mit dem, der alles geschaffen hat, werfe ihm meine Sorgen vor die Füße, klage ihn an. Und zeige damit letztlich: ich glaube an dich, Du wirst mir helfen.
Der Prophet lässt diese Hilflosigkeit nicht außer Acht. Er redet sie nicht klein. Im Gegenteil, er nimmt sie auf in seinen Text. Ist Gott wirklich treu? Diese Frage lässt er zu.

15 Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.

Eigentlich unvorstellbar der erste Teil dieses Verses. Ich erlebe im Freundes- und Bekanntenkreis gerade mehrere Geburten. Babys, die schon geboren sind, Babys, die bald geboren werden. Und jedes Mal, wenn die Eltern von ihnen erzählen geht ein Leuchten über deren Gesicht. Es ist die Freude über das Wunder der Geburt, die Vorfreude auf das, was da kommen wird. Ich habe ja selbst drei Töchter, und bin immer noch fasziniert, was Gott meiner Frau und mir da für Geschenke mit gemacht hat. Aber ganz ehrlich: manchmal gab und gibt es Momente, wo ich mir dann doch den ersten Teil dieses Verses vorstellen kann. Wo Elternsein eben nicht nur Glück verheißt, sondern einfach nur nervig und anstrengend ist. Wo ich meine Töchter viel lieber sich selbst überlassen hätte, statt wieder aufzustehen oder dies oder jenes für sie zu erledigen. Mein Kindlein vergessen? Ja, das kann tatsächlich vorkommen, selbst wenn es kaum vorstellbar ist.
Und als unser Predigttext geschrieben wurde hatte ein Kind, und vor allem ein Sohn, einen fast noch höheren Wert. Der Prophet nimmt also ein ganz starkes Bild, um zu zeigen, wie verlässlich Gott ist. Wenn schon die Vorstellung, das eine Mutter ihren Sohn vergisst, kaum vorstellbar ist – um wie viel weniger soll es dann vorstellbar sein, das Gott sein Volk, seine Menschen vergisst? Selbst wenn das menschlich Unvorstellbare geschähe, selbst dann wäre auf Gott noch Verlaß.
„Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.“ heißt es im 2. Kor. 1,20. Jetzt, kurz nach Weihnachten, dürfte uns das am stärksten zeigen, das auf Gott Verlaß ist. Jesus ist geboren. Für dich und mich. Auch als Zeichen von Gottes Verlässlichkeit. Lobt Gott, er ist treu.


16 Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.

Das damalige Jerusalem, von dem nicht mehr viel zu sehen war. Bis auf die Mauern zerstört. Und doch, Gott hat dieses Jerusalem immer vor Augen. Nicht nur dieses zerstörte Jerusalem, sondern auch sein Volk. In seine Hände hat er es gezeichnet. Wie es damals wohl oft im Orient gemacht wurde, dass sich Menschen das Antlitz ihrer Geliebten in die Hand tätowierten. Gott zeigt seine Nähe zu seinem Volk. Mir fällt Jeremia 31,33 ein: „das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.“ Ins Herz gegeben, mitten hinein in das pulsierende Leben. An Weihnachten mit der Geburt Jesu auch uns in Heckinghausen nahegebracht. Die Verlässlichkeit Gottes von der ich soeben sprach ist sichtbar gemacht worden. Damals in seiner Hand, heute in der Krippe.
Und für uns hier sehe ich noch eine andere Zusage in diesem Vers. „Deine Mauern sind immerdar vor mir“ wird gesagt. Die Mauern, die mich hindern auf Gott zuzugehen. Die Mauern, die mich hindern mit meinen Mitmenschen in Frieden zu leben. Die Mauern, die mich hindern mit mir selber im Reinen zu sein. All diese Mauern sieht Gott. Nicht nur kurzzeitig, nein: immerdar! Und er setzt alles daran, das ich lerne, diese Mauern abzutragen, sie zu überwinden. „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ heißt es schon in Psalm 18,30. Er ist es, der mir die Kraft dazu schenkt. Von sich aus. Denn: Er ist treu.

Wir kommen von Weihnachten, haben es noch ganz frisch in Erinnerung. Jesus in der Krippe, geboren für uns. Und wir machen uns mit ihm auf den Weg bis Ostern. Ein langer Weg bis dahin. Für Jesus, aber auch für uns. Nur das für ihn der Tod am Ende steht und dadurch für uns die Rettung.

Wahrhaftig. Lobt Gott, er ist treu.

Amen