Samstag, 31. März 2018

Osterlachen

Moin zusammen,

Ostern ist der Freudentag für mich als Christ. In Lk 6, 21 steht "Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen."

An Ostern weiss ich , dass ich lachen darf und werde. Aus vollem Munde, lauthals, völlig losgelöst. Vor lauter Freude über die Auferstehung Jesus Christus.

Aus diesem Lachen ist vor vielen Jahrhunderten in der katholischen Kirche das Brauchtum des Osterwitzes entstanden. Auch in vielen evangelischen Gemeinden hat sich dieses Brauchtum entwickelt.

Der Deutschlandfunk hat dazu einen guten Artikel in seinem Archiv: Ostern - wenn die Hoffnung zu lachen beginnt.

Passend auch folgender kölsche Osterwitz:

Tünnes und Schäl haben in der Wirtschaft die ganz Nacht durchgesoffen. Auf dem Weg nach Hause sagt der Tünnes: „Kumm, Schäl, isch kenn enn Avkürzung, mir jonn üver Melaten…“ (den schönen alten Friedhof in Köln).
Mitten auf Melaten angekommen verfallen beide in den seeligen Schlaf der Betrunkenen. Als es schon hell wird wacht der Tünnes auf und schaut sich um: Hier ein Grab, dort ein Grab, hunderte Gräber – nichts als Gräber!
Da wird der Schäl wach und fragt: „Tünnes, watt iss loss?!“ „Watt loss iss, kann isch Dir sagen: Auferstehung!, wir zwei sind die Ersten!“

Fröhliche Ostergrüße
Und immer dran denken: Der HERR ist auferstanden! ER ist wahrhaftig auferstanden!
Bernd




Sonntag, 18. März 2018

Mutter Maria und der besonders geliebte Jünger

Moin zusammen,

Passionszeit ist (auch) Leidenszeit. Wo wird das deutlicher als unter dem Kreuz.
Aber Passionszeit ist (auch) Vorbereitungszeit. Jesus selbst bereitet vor. Zum Beispiel das künftige Leben seiner Mutter und des von ihm besonders geliebten Jüngers.

Fröhliche Grüße
Bernd


Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein Wort für unser Herz. Amen

Liebe Gemeinde,

Sartre soll an seinem Sterbebett verzweifelt „Ich bin gescheitert“ ausgerufen haben. Brecht wollte wohl mit allen um ihn herum nichts mehr zu tun haben und rief „Laßt mich in Ruhe!“ Beethoven wiederum hatte wohl eine Komposition vergessen niederzuschreiben und so wird von ihm berichtet, das er „Schade, schade, zu spät!“ ausrief. Und dem alten Goethe wird nachgesagt, das er „Mehr Licht“ haben wollte. Aber vielleicht hat man auch sein hessisch nicht verstanden und er hat „Mer liecht hier schlecht“ gemurmelt.

All das sind sogenannte famous last words, also berühmte letzte Worte.

Die letzten Worte von Jesus sind diesen Monat Thema unserer Predigtreihe. Bisher haben wir dazu Worte aus Lukas 23 gehört. An die Soldaten, die Jesus kreuzigen und um seine Kleider spielen richtet er die Worte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Seinem Mitgekreuzigten verspricht er: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“

Und im heutigem Text aus Johannes 19, 26+27 sind es seine Mutter und der Jünger, den er lieb hat, die er anspricht.
Hier in der Neuen Genfer Übersetzung.

26 Als Jesus seine Mutter sah und neben ihr den Jünger, den er besonders geliebt hatte, sagte er zu seiner Mutter: »Liebe Frau, das ist jetzt dein Sohn!«

27 Dann wandte er sich zu dem Jünger und sagte: »Sieh, das ist jetzt deine Mutter!« Da nahm der Jünger die Mutter Jesu zu sich und sorgte von da an für sie.

Drei Gedanken dazu.
Mutter Maria

Was muss in Maria vorgehen. Da stirbt ihr Sohn dort am Kreuz. Natürlich weiß sie, dass es in erster Linie Gottes Sohn ist. Aber sie hat ihn unter Schmerzen auf die Welt gebracht, hat ihn gestillt, gewickelt, seine ersten Schritte und Worte begleitet. Kann es für ein Mutter Schlimmeres geben als ihr eigenes Kind sterben zu sehen?

Sie hat sich dieses Kind nicht ausgesucht, sie wurde ausgesucht, erwählt. Ungefragt und unvorbereitet.

Sicherlich wusste sie um ihre Aufgabe. Der Engel Gabriel hat es ihr gesagt. Sie selber hat in ihrem bekanntem Lobgesang Gott zugejubelt „Ja, man wird mich glücklich preisen - jetzt und in allen kommenden Generationen.“ Lk 2,48. Aber kann dieses Wissen wirklich den Schmerz lindern, der in diesem Moment in ihr ist?

Der Sohn am Kreuz. Er ist bald tot. Und nicht nur der Sohn, auch die Verheißungen Gottes scheinen mit einem Mal zu sterben. Aus und vorbei.

Ist es ein Trost, wenn Jesus jetzt zu seiner Mutter sagt: „Liebe Frau, das ist jetzt dein Sohn!“? Kann es ein Neuanfang für Maria sein? Ein neuer Sohn für sie. Eine neue Familie. Und damit auch ein neuer Lebensabschnitt. Vielleicht auch ein neuer Weg voller Gottvertrauen, ein neuer Weg mit neuem Lobgesang. In Apg. 1, 14 wird schließlich berichtet, „Sie alle [die Jünger] beteten anhaltend und einmütig miteinander. Auch eine Gruppe von Frauen war dabei, unter ihnen Maria, die Mutter von Jesus; Jesu Brüder gehörten ebenfalls dazu.

Lange Jahre aber gehörte Maria nicht zum engsten Menschenkreis um Jesus. Sie trafen sich zwar auf der Hochzeit zu Kana in Galiläa, sprechen dort auch miteinander und Maria war sogar Auslöserin für das erste Wunder, Wasser in Wein zu verwandeln. Aber sonst hatten sie in der Zeit von Jesus öffentlichem Wirken nichts miteinander zu schaffen. „Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter.“  Blutsbande spielen für Jesus keine Rolle.

Maria wird unter dem Kreuz durch Jesus selbst aufgenommen in die erste Christengemeinde. Zu Jesus, oder besser zu Gott, hat Maria aber schon vorher gehört. Sie hat ihm vertraut und auch deshalb hat sie Jesus, als Sohn Gottes, seinen Weg gehen lassen können. Auch wenn es ihr oft schwer gefallen ist. Kurz nachdem Jesus seine Jünger berufen hat wird uns in Mk 3,21 von der Reaktion seiner Familie darauf berichtet: „Als seine Angehörigen das erfuhren, machten sie sich auf, um ihn mit Gewalt zurückzuholen. Sie waren überzeugt, dass er den Verstand verloren hatte.“ Unverständnis und Zweifel haben die ganzen Jahre über zu ihrer Lebensgeschichte, zu ihrem Glauben dazu gehört.

Mutter Maria. Die Frau, die Jesus ein Leben lang begleitet hat. Auf die unterschiedlichste Art und Weise. Eifrig anpackend, still betend, kopfschüttelnd über manche seiner Taten.
Mutter Maria. Die Frau, die jetzt zum zweiten Mal einen Sohn per Gottesweisung bekommen hat.

Besonders geliebter Jünger

Und was geht in dem besonders geliebten Jünger vor? Für ihn muss doch gerade ebenfalls eine Welt zerbrechen. Da ist er lange Zeit mit Jesus durch das Land gezogen. Hat mitbekommen und (größtenteils) verstanden, was der Gottessohn den Menschen zu sagen hat. Er war beteiligt an der berühmten Bergpredigt. Hat Wunder mit eigenen Augen gesehen. Und jetzt sieht er den Messias jämmerlich am Kreuz sterben. Das tut weh. Das schmerzt. Alle Hoffnung mit einem Schlag vernichtet.

Oder vielleicht doch nicht? Hat Jesus nicht selbst gesagt: „Ja, vom Vater gesandt, bin ich in die Welt gekommen. Und jetzt verlasse ich die Welt wieder und gehe zum Vater zurück.“ (Joh 16, 28)
Und hat er nicht für sie gebetet, ist in der Fürbitte eingetreten für sie vor Gott: „Für sie bete ich. Ich bete nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein Eigentum.“ (Joh 17,9).

Mitten in diese Gedanken hört der besonders geliebte Jünger Jesus zu sich sprechen: „Sieh, das ist jetzt deine Mutter!
Deine Mutter. Diese Frau da neben ihm. So lange war Jesus mit seinen Jüngern seine Familie. Von seiner eigenen hat er sich losgesagt, hat sie verlassen, weil Jesus wichtiger war. Und jetzt schenkt dieser ihm eine neue Mutter.

Mit ihr teilt er sich also sein künftiges Leben. Haben die beiden auch eine gemeinsame Vergangenheit? Können sie sich zusammen erinnern? An das Leben mit Jesus. Seine Geschichten, seine Berührungen, seine Charakterzüge. Es wäre doch schön, die Vergangenheit gemeinsam in Erinnerung zu rufen und daraus für die Gegenwart und Zukunft Kraft und Glaube zu ziehen. Auch wenn Mutter Maria und der besonders geliebte Jünger unterschiedliche Lebenswege gegangen sind, so eint sie doch die Erinnerung an Jesus. Die beiden eint der Glaube.

Und wenn sie Erinnerungen austauschen können, dann können sie auch gemeinsam den Schmerz tragen, der angesichts des Kreuzes in ihnen tobt. Miteinander trauern, Leid teilen, sich gegenseitig stützen. Eine gemeinsame Zukunft steht ihnen offen. Jesus schenkt sie. Und zwar zum genau richtigen Zeitpunkt. Auch wenn die Jünger über einen längeren Zeitraum hinweg von Jesus auf genau diesen Moment vorbereitet wurden, Mutter Maria war es nicht. Aber genau darin können sie sich ergänzen. Lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Gemeinsam und nicht allein.

Interessanterweise soll das im Rahmen der Familie geschehen. Als Mutter und Sohn. Füreinander sorgen mit den unterschiedlichen Befähigungen. Auch hier gilt: Familie kann man sich nicht aussuchen. Jesus fügt sie zusammen. Gottes Familie entsteht.

Besonders geliebter Jünger. Der Mann, der Jesus einen Teil seines Lebens begleitet hat. Lernbereit, zuhörend, geliebt.
Besonders geliebter Jünger. Der Mann, der jetzt der neue Sohn der Mutter Maria sein soll.

Du und ich

Was haben diese letzten Worte von Jesus aber jetzt mit uns zu tun?

Mutter Maria und der besonders geliebte Jünger. Beide suchen Trost in der schwierigen Situation unter dem Kreuz. Sie drücken ihren Schmerz auf unterschiedliche Art und Weise aus.

Zwei Menschen, die vermutlich jeweils eine andere Form der Schmerzbewältigung benötigen. Ginge es Dir und mir anders? Vermutlich nicht. Wir trauern bestimmt auch auf unterschiedliche Art und Weise. Mal tränenreich, mal still in sich gekehrt, mal mit lautem Zorn. Und wir sind bestimmt froh, wenn es dann jemanden gibt, der uns zur Seite steht. Der unsere Art von Trauer aushalten kann. Das geht meistens dann sehr gut, wenn sich auf den anderen eingelassen wird. Dieses Einlassen ist Trost. Für den anderen da sein ist Trost. Deshalb sollten wir uns ermutigen lassen, für den anderen da zu sein. Wie es auch in unserem Gemeindemotto vorkommt: Für Menschen da sein.

Mutter Maria und der besonders geliebte Jünger. Beide haben unterschiedliche Erfahrungen mit Jesus gemacht. Sie haben unterschiedliche Zeitabschnitte ihres Lebens mit ihm verbracht.
Und genauso geht es Dir und mir doch auch. Aus unterschiedlichen Situationen sind wir zu Gott gekommen. Haben Ja zu ihm gesagt. Mal im Kindesalter, mal als Jugendlicher, mal im Erwachsenenalter. Wir gewinnen in unserem persönlichen Glauben durch die Glaubenserfahrung anderer Gemeindeglieder. Wir gewinnen durch den Austausch dieser Erfahrungen. Deshalb lasst uns mehr über unsere Glaubens- und Gotteserfahrungen sprechen.

Mutter Maria und der besonders geliebte Jünger. Beide kennen verschiedene Formen oder besser Entwicklungen von Familienleben.
Auch das ist Dir und mir nicht fremd. Die sogenannte klassische Form der Familie mit Mutter, Vater, Kind(ern) gibt es kaum noch. An ihre Stelle sind Patchworkfamilien getreten, Regenbogenfamilien oder welche Namen es mittlerweile alles dafür gibt. Auch Gemeinde gilt oft als ‚eine große Familie’. Was aber auf alle diese Formen zutrifft ist, wie schon erwähnt: Familie kann man sich nicht aussuchen. Entscheidend dabei ist immer, das Du und ich innerhalb dieses Konstrukts Familie als das anerkannt werden, was wir sind: von Gott geliebte Kinder.

Mutter Maria und der besonders geliebte Jünger.

26 Als Jesus seine Mutter sah und neben ihr den Jünger, den er besonders geliebt hatte, sagte er zu seiner Mutter: »Liebe Frau, das ist jetzt dein Sohn!«

27 Dann wandte er sich zu dem Jünger und sagte: »Sieh, das ist jetzt deine Mutter!« Da nahm der Jünger die Mutter Jesu zu sich und sorgte von da an für sie.

Du und ich. Die Menschen, die Gott zu seiner Familie zusammengefügt hat.
Du und ich. Die Menschen, denen Gottes Worte gelten.

Lassen wir uns von diesen Worten ansprechen. Sorgen wir füreinander. Seien wir einander Mutter und Sohn im übertragenen Sinn.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.