Moin zusammen,
auch in diesem Jahr - ein gesegnetes Jahr 2016 wünsche ich euch - gibt es wieder einiges zum Lesen und zum Nachdenken von mir.
Heute die aktuelle Predigt aus Heckinghausen.
Warum lässt sich Jesus als Jude taufen?
Und wer mag kann gerne seinen Kommentar dazu hinterlassen.
Fröhliche Grüße
Bernd
Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein
Wort für unser Herz. Amen
Liebe Gemeinde,
Na? Erholt von den Feierlichkeiten? So langsam kehrt ja
wieder Normalität ein. Der Weihnachtsbaum ist abgeschmückt, Schule hat
begonnen, die erste Arbeitswoche vorbei.
Jetzt kann das Neue Jahr so richtig beginnen.
Im heutigen Predigttext beginnt auch
etwas. In Matthäus 3, die Verse 13-17. Neue Genfer Übersetzung.
Die Taufe Jesu
13 Auch Jesus kam aus
Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.
14 Johannes wehrte
sich entschieden dagegen: »Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen,
und du kommst zu mir?«
15 Aber Jesus gab ihm
zur Antwort: »Lass es für diesmal geschehen! Es ist richtig so, denn wir sollen
alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert.« Da willigte Johannes ein.
16 In dem Augenblick,
als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser stieg, öffnete sich über ihm der
Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.
17 Und aus dem Himmel
sprach eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.«
Gerade haben wir noch Jesus Geburt gefeiert und nun sind wir
schon zu Gast bei seiner Taufe. Und was ist alles schon in seinem Leben
geschehen: Flucht nach Ägypten, Rückkehr in seine Heimat, Ausbildung zum
Zimmermann. Nur einmal, als Zwölfjähriger im Tempel, blitzt kurz auf, dass
vielleicht doch mehr in ihm steckt, als man vermuten könnte. Und jetzt wird uns
schon von seiner Taufe berichtet.
Klar, Taufe, sich zu Gott bekennen. Für uns als Christen
durchaus verständlich.
Doch Moment. Was soll die Taufe denn bei Jesus. Er war doch
per Geburt schon Jude. Und für Juden gab es eine Taufe doch gar nicht.
Stimmt. Und doch wieder nicht ganz.
Die Taufe hat keine jüdische Tradition. Nach jüdischem
Verständnis sind die Juden das auserwählte Volk. Und Angehörige des
auserwählten Volkes gehören zu Gott, haben Anteil an der göttlichen Erlösung.
Insofern bedürfen sie keiner Taufe.
Allerdings gab es Menschen, die von der jüdischen Religion
so angetan waren, dass sie selber dazugehören wollten und deshalb zum Judentum
übertraten. Diese Proselyten, wie sie genannt werden, wurden dann getauft. Und
zwar sollten durch die Taufe die Sünden abgewaschen werden. Deshalb wurden sie
auch im Wasser ganz untergetaucht. Und nach dieser Taufe gehörten sie zur
Gemeinschaft der Juden. Diese Form der Taufe kannten die Juden also.
Eine weitere Form der Taufe war die Bußtaufe. Zunächst nicht
als Taufe verstanden, sondern als reinigendes Ritualbad, angelehnt an 2. Könige
5 wo beschrieben wird, wie der aussätzige Naaman auf Anweisung des Propheten
Elisa sich siebenmal im Jordan wäscht (Vers 14: „Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann
Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines
jungen Knaben und er wurde rein“).
Und ähnlich dieser Bußtaufe tauft Johannes der Täufer.
Deshalb ruft er zur Umkehr auf. Deshalb verlangt er, das sich Gottes gute Gebote
im Leben jedes Menschen widerspiegeln: Mat 3, 8 „Bringt Frucht, die zeigt, dass es euch mit der Umkehr ernst ist“.
Jesus selber werden diese Taufdeutungen bewusst gewesen
sein. Aber er war weder ein Proselyt noch ein Unreiner. Und Umkehr hatte er
auch nicht nötig. Jesus ist kein Sünder. Jesus ist ohne Schuld.
Warum also lässt er sich trotzdem taufen? Auch gegen den
Willen von Johannes.
Ich möchte fünf kurze Gedanken dazu mit euch teilen und in
einem sechsten Punkt überlegen, welche Veränderungen das für uns heute bedeuten
kann.
1. Er stellt sich an unsere Seite
In Esra 9, 6 heisst es: „Mein
Gott, ich schäme mich und scheue mich, meine Augen aufzuheben zu dir, mein
Gott; denn unsere Missetat ist über unser Haupt gewachsen, und unsere Schuld
ist groß bis an den Himmel.“
Und in Nehemia 1, 6 steht „[ich] bekenne die Sünden der Israeliten, die wir an dir getan haben; und ich
und meines Vaters Haus haben auch gesündigt.“
Esra und Nehemia haben stellvertretend für das jüdische Volk
Gott ihre Sünden bekannt. Sie sind nicht außen vor, wollen nicht anders
behandelt werden. Sie gehören dazu, mit allen Konsequenzen.
Auch Jesus gehört dazu. Er gehört zu den Menschen. Selbst
als Sohn Gottes. Er ist keine Ausnahme, er will keine Ausnahme. Obwohl er nie
Sünder ist stellt er sich in eine Reihe mit uns Sündern.
Menschlich unvorstellbar. Wer von uns gibt schon gerne einen
Vorteil auf, wer nimmt Schuld auf sich, ohne schuldig zu sein.
Aber Jesus ist eben Gottes Sohn – und Mensch!
Gottes Gerechtigkeit, seine Vorstellung von gelingendem
Leben ist anders als es für uns Menschen begreiflich ist.
2. Er bekennt sich öffentlich
Wir haben gerade Weihnachten gefeiert. Den Tag, an dem der
Engel Gottes sagte „Heute ist euch der
Retter geboren“ (Lk 2,11). Den Tag, an dem Gott uns Menschen sagen lässt „Fürchtet euch nicht“. Öffentlich wird
Jesus Geburt angekündigt und verbreitet. Die Hirten haben es zuerst gehört und
weitergesagt. Aber so richtig glauben kann das damals wohl keiner. Als
Zwölfjähriger tritt er dann einmal in Erscheinung. Im Tempel sitzt er mit den
Männern zusammen und spricht über die Thora. Aber ansonsten ist er mit seiner
Familie zusammen, hilft seinem Vater, wird selber Zimmermann.
Und erst jetzt, mit ca. 30 Jahren, spricht er vor vielen
Menschen, antwortet auf Johannes Weigerung ihn zu taufen: „Es ist richtig so“ weil er weiß, dass er Gottes Sohn ist und jetzt
sein öffentliches Wirken beginnt.
3. Er kennt seinen Weg
Und seine Antwort geht noch weiter „denn wir sollen alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert“
Jesus kennt seinen Weg. Er weiß, warum er in unsere Welt
gekommen ist. Das Gottes Gerechtigkeit von ihm auch den Tod am Kreuz fordern
wird ist ihm bewusst. So wie er unsere Sünden auf sich nehmen wird, so wäscht
er sie in der Taufe ab. Schon ein Hinweis auf das, was kommen wird. „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle
Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes“ (Mat 28, 19)
4. Er erfüllt alttestamentliche Vorhersagen
„Du bist mein Sohn“
heißt es in Psalm 2,7. Und in Jes 42,1 steht „mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat“.
Zusammengenommen ist es genau das, was in unserem
Predigttext steht „Dies ist mein
geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“
Das, was im Alten Testament immer wieder vorkommt, der
Hinweis auf den Messias, den Heiland, den Retter der Welt bündelt sich am Ende
von Jesus Taufe.
Da ist die Stimme aus dem Himmel. Was müssen die Umstehenden
geschaut haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren es ja vor allem Juden, die
zu Johannes gingen. Und denen waren diese alten prophetischen Worte nicht
unbekannt. Im Gegenteil, sie warteten doch schon so lange auf den Messias. Und
jetzt das. So ein Zeichen, so eine Offenbarung.
Keiner wird damit gerechnet haben, aber jeder hat es
gesehen.
5. Er gehört zur Dreieinigkeit
Vater, Sohn, Heiliger Geist.
„Mein geliebter Sohn“
sagt der Vater über den Sohn und lässt sichtbar „wie ein Taube“ den „Geist Gottes“
auf ihn kommen nach der Taufe.
Das, was es uns Menschen oft so schwer macht Gott zu
verstehen, wird hier ganz kurz zusammengefasst.
Gott ist der Schöpfer aller Dinge.
Er zeigt sich als:
Vater von Jesus Christus.
Jesus, der Sohn ist Mensch gewordener Gott.
Heiliger Geist, Begleiter im Leben.
Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist.
6. Er verändert uns
Jesus Taufe ist der Beginn von etwas Neuem. Sein Leben
verändert unser Leben. Geburt, Taufe, Versuchung, Lebenshilfe, Tod und
Auferstehung. Auch wir hören in unserem Leben die Stimme Gottes. Daher wissen
wir, dass er an unserer Seite steht. Dass er mit uns durch das Leben geht.
Aber wissen ist eben nicht alles. Wissen heißt nicht, das
wir es auch in unserem Leben umsetzen können.
So fällt es manchmal schwer, sich öffentlich zum Glauben zu
bekennen. Uns zu ihm zu bekennen. Auch sind unsere Wege nicht immer so
gradlinig. Immer wieder weichen wir von dem ab, was Gott sich für uns als
Lebensweg vorstellt.
Gut, das Jesus für uns in diese Welt gekommen ist. Gut das
er unsere Schuld auf sich genommen hat. Nicht als Freibrief, sondern als
liebevolle, barmherzige Unterstützung. „26
Ihr alle seid also Söhne und Töchter Gottes, weil ihr an Jesus Christus glaubt
und mit ihm verbunden seid.“ sagt uns Paulus im Galaterbrief 3 zu. „27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft
worden seid, habt ein neues Gewand angezogen – Christus selbst. 28 Hier gibt es
keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, zwischen Sklaven und
freien Menschen, zwischen Mann und Frau. Denn durch eure Verbindung mit Jesus
Christus seid ihr alle zusammen ein neuer Mensch geworden. 29 Wenn ihr aber zu
Christus gehört, seid ihr auch Nachkommen Abrahams und seid damit –
entsprechend der Zusage, die Gott ihm gegeben hat – Abrahams rechtmäßige Erben.“
Dann wollen und sollen wir doch dieses Erbe auch gerne
antreten.
Denn:
Du hast zu deinem Kind und Erben,
mein lieber Vater, mich erklärt;
du hast die Frucht von deinem Sterben,
mein treuer Heiland, mir gewährt;
du willst in aller Not und Pein,
o guter Geist, mein Tröster sein. (EG 200,2)
Lassen wir uns darauf ein dieses Jahr jeden Tag neue,
spannende Entdeckungen mit Jesus in unserem Leben zu machen.
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere
Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.