Montag, 9. November 2015

Gegen das Vergessen! - Kein Platz für Rassisten! - Heckinghausen ist bunt!

Moin zusammen,

77 Jahre ist es her, dass in Deutschland einer der widerwärtigsten Pogrome stattgefunden hat, die unser Land je sah. Ein Ereignis, das niemals in Vergessenheit geraten darf, damit wir für die Gegenwart und die Zukunft daraus lernen.

Leider zeigen die Ereignisse der letzten Tage, Wochen und Monate in Deutschland, dass es Not tut immer wieder daran zu erinnern denn, manche haben aus der Vergangenheit nichts gelernt.

Glücklicherweise gibt es aber auch viele Menschen, die den menschenverachtenden Gedanken und Taten der neuen Nazis mit vielen Aktionen entgegenwirken. Gott stehe euch bei und segne euch!

Anlässlich des 70 Jahrestages 2008 haben wir in unserer Gemeinde einen Gedenkgottesdienst gehalten. Eine Handreichung der EKD sowie eine Dokumentation über Juden in Heckinghausen lagen dem Gottesdienst zu Grunde.

Heute nochmals meine Predigt vom 09. November 2008, die an Aktualität leider nichts verloren hat.

Nachdenkliche Grüße
Bernd




Lieber Vater, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm Heiliger Geist. Amen

Liebe Gemeinde,

70 Jahre ‚Reichskristallnacht’. Ich traue mich diesen Begriff statt ‚Pogromnacht’ zu nutzen. Nicht nur, weil ich selber in der Schule noch mit diesem Begriff groß geworden bin und er für mich in besonderer Weise die Gräueltaten der Nazis beschreibt, sondern auch, weil am Abend des 09. November 1938 eine von Nazis „organisierte und gelenkte Zerstörung von Einrichtungen, Eigentum und Leben der Juden“ stattfand „und keineswegs ein spontaner Ausbruch der Bevölkerung“, wie es in der Handreichung zur heutigen Gottesdienstgestaltung von der EKD heisst.

70 Jahre ‚Reichskristallnacht’. „In den Kirchen herrschten damals mehrheitlich Schweigen, Wegschauen oder gar heimliche Zustimmung. Nur wenige mutige Stimmen nannten die Verbrechen beim Namen, so Wolfgang Huber, Jahrgang 1942, Vorsitzender des Rates der EKD im Geleitwort der Handreichung.

70 Jahre ‚Reichskristallnacht. Wollen, können oder sogar müssen wir uns jedes Jahr aufs Neue damit auseinandersetzen? Ich bin Jahrgang 1966. Also kein Zeitzeuge. Keiner, der ein schlechtes Gewissen machen darf und mit erhobenem Zeigefinger auf die zeigen darf, die eben nicht die damaligen Verbrechen beim Namen genannt haben. Ich weiß nicht, was ich als Familienvater gesagt und getan hätte – damals. Aber ich will dieses Kapitel deutscher Geschichte nicht vergessen und totschweigen, sondern daraus lernen.

Und dazu liefert unser Predigtext für heute einige Gedanken. 1. Thessalonicher 5, 1-11

1 Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist nicht Not euch zu schreiben.
2 Denn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn wird kommen, wie ein Dieb in der Nacht.
3 Wenn sie  sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, dann wird sie das Verderben schnell überfallen gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.
4 Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß der Tag wie ein Dieb über euch komme.
5 Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis
6 So lasset uns nicht schlafen wie die andren, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein.
7 Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da trunken sind, die sind des Nachts trunken.
8 Wir aber, die wir des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil.
9 Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern das Heil zu gewinnen durch unseren Herrn Jesus Christus,
10 der für uns gestorben ist, auf dass, wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit Ihm leben sollen.
11 Darum ermahnet euch untereinander und erbauet einer den andern, wie ihr auch tut.

1. Vergangenheit, Heckinghausen, 09. November 1938

Unter den Eindrücken des 09. November 1938 höre ich als erstes ‚Nacht’, ‚Verderben’ und ‚Finsternis’ als Schlagworte dieses Textes.

Gewalt, Unheil, Elend kommt mir in den Sinn. Die Geschichte, wie die Feuerwehr in Wuppertal damals ausrückte, um den Brand der Synagoge zu bekämpfen und trotz aller Bemühungen nur erreichte, dass es immer mehr brannte. Kein Wunder, wie mir mein Religionslehrer Pfarrer Wienecke Jahre später berichtete, wurde doch statt mit Wasser mit Benzin und Öl gelöscht.

Wie damals Öl ins Feuer zu gießen im Widerspruch stand, so sind es in unserem Text die Gegensätze von Tag und Nacht, wachen und schlafen, trunken und nüchtern, Zorn und Heil, sterben und leben. Eindringlich weisen uns diese Gegensätze auf das Hinterfragen unseres menschlichen Handelns hin. Sie erinnern uns daran, dass vor 70 Jahren Selbstverständlichkeiten des christlichen Lebens außer Kraft gesetzt wurden. Brandschatzen, plündern, morden, Gott lästern, geschah in  aller Öffentlichkeit. Und fast niemand schritt ein.

Das ist das Schuldhafte an diesem 09. November 1938. Das ist es, was jedes Jahr aufs Neue wach gehalten werden muss. Auch Christen haben damals gegen Gottes Gebote verstoßen, sich an seinem auserwählten Volk versündigt. Und das darf nicht in Vergessenheit geraten. Denn was vergessen wird, das kann jederzeit neu entstehen. Wir leben aus der Vergebung, aber dass bedeutet nicht, das wir unsere Vergangenheit ausblenden dürfen. Ansonsten gewinnt Vers 3 für uns schneller an Bedeutung, als wir wahr haben wollen. 3 Wenn sie  sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, dann wird sie das Verderben schnell überfallen gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.

Der frühere Bundesminister Hans-Jochen Vogel betonte in seiner Rede zur Gedenkstunde des Bundestages anlässlich der Zerstörung der Demokratie am 10. April diesen Jahres, dass die Mahnung „Wehret den Anfängen!“ aus jener Zeit vor 75 Jahren ein noch immer aktuelles Gebot sei. Parteien, die in Landesparlamenten in „schwer erträglicher Weise auftreten“, erinnerten an die Frühzeit der NSDAP. Ihnen gelte es zu begegnen. „Wer wegsieht oder nur die Achseln zuckt, schwächt die Demokratie. Wer widerspricht und sich einbringt, stärkt sie.“

Wir Christen sind, ebenso wie Politiker, in besonderer Weise dazu aufgerufen, die Vergangenheit wach zuhalten, um die Gegenwart gestalten zu können.



2. Gegenwart, Heckinghausen 09. November 2008

Friedhelm Ringelband sagte Ende Juni schon einmal zu diesem Text: „Die Juden warteten sehnsüchtig auf den Messias, der das Reich Gottes aufrichten sollte. Und in der ersten Christenheit gab es die handfeste Erwartung, Jesus würde noch zu ihrer Lebzeit wiederkommen, wie er es versprochen hatte. „Wann wird das sein und was wird mit den bereits Verstorbenen?“ fragte man die Apostel und Gemeindeleiter.“ Paulus weiß davon und gibt der Gemeinde auf seine ihm eigene Art Antwort darauf:

1 Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist nicht Not euch zu schreiben.
2 Denn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn wird kommen, wie ein Dieb in der Nacht.

„Ihr wisst zwar genau Bescheid über die Endzeit, aber eigentlich wisst ihr nichts. Denn der Tag des Herrn wird plötzlich und unerwartet kommen.“ Sagt Hanna Lehming, Beauftragte für den christlich-jüdischen Dialog in der nordelbischen Kirche. Bei Paulus sieht das ähnlich aus. Er fängt nicht an, den Tag des Herrn näher zu beschreiben, er bemüht nicht die Worte vom Jüngsten Gericht. Auch wenn die Zukunftsfrage der Thessalonicher Grund seiner Ausführungen über die Wiederkunft Christi sind, schafft er es, die Gegenwart, die doch das Leben der Gemeinde bestimmt, sachlich-nüchtern in den Mittelpunkt zu stellen. Und dabei ist ihm eines besonders wichtig: 6 So lasset uns nicht schlafen wie die andren, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein.

Nicht wie die andern sein. Sich abheben von der Masse. Vor allem von denen, die Gottes Wort nicht als bindend anerkennen wollen, die lieber auf ihren eigenen, selbst gemachten, Wegen gehen wollen. Unsere Gemeindeleitlinien sind daran ausgerichtet. An der Seite der Schwachen stehen, Teilen lernen – um nur zwei zu nennen. Menschen sollen in unserer Gemeinde eine Anwältin der Gerechtigkeit finden. Wir sehen in dem Geist der Resignation in unserer Kirche eine Versuchung des Bösen. Deshalb wollen wir einüben, von Gottes Verheißungen her zu denken. Das sind die Auswirkungen, die wir daraus erkennen und umsetzen möchten. Von Gottes Verheißungen her zu denken ermöglicht uns, Gottes Reich schon jetzt mitten in Heckinghausen erlebbar zu machen. Und es ermöglicht uns, Geschehnisse wie die Reichskristallnacht, nicht nochmals zum Ausbruch kommen zu lassen. Wir als Gemeinde stehen nicht nur in einer missionarisch-diakonischen, sondern auch in einer politischen Verantwortung. Deshalb ist es wichtig auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen, Stellung zu beziehen und konkrete Hilfen anzubieten. Nicht im stillen Kämmerchen, sondern bemerkbar in der Öffentlichkeit. Hausaufgabenhilfe im Heck-Meck, Heiligabendfeier im Paul-Gerhardt-Haus, aktive Gestaltung von Kirchenasyl waren und sind solche Zeichen in unserer Gemeinde.

Das, was Paulus den Thessalonichern geschrieben hat, gilt auch noch heute für uns.
Daraus dürfen wir lernen, daran dürfen wir wachsen. 8 Angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil sind wir genügend gewappnet um einzuschreiten. Einzuschreiten, wenn gegen die Selbstverständlichkeiten des täglichen christlichen Lebens verstoßen wird.
9 Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern das Heil zu gewinnen durch unseren Herrn Jesus Christus,
10 der für uns gestorben ist, auf dass, wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit Ihm leben sollen.

Gott allein ist es, der unserer Welt die Erfüllung schenkt.

Amen


Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.

Sonntag, 8. November 2015

Wann kommt Jesus?



Moin zusammen,

was Menschen so alles wissen wollen.  Manchmal gibt es darauf klare Antworten und manchmal dauert es etwas länger, bis die Antworten verstanden werden.
Die Sache mit Jesus ist so eine, die manchmal etwas länger dauert. Aber dann wirkt sie um so stärker.

Fröhliche Grüße
Bernd


Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein Wort für unser Herz. Amen



Liebe Gemeinde,



wann kommt der Menschensohn? fragt unser heutiger Predigttext in Lukas 17, die Verse 20-24 nach der Neuen Genfer Übersetzung.



Das Kommen des Reiches Gottes



20 Die Pharisäer fragten Jesus, wann das Reich Gottes komme. Darauf antwortete er: »Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Anzeichen erkennen kann.

21 Man wird auch nicht sagen können: ›Seht, hier ist es!‹ oder: ›Es ist dort!‹ Nein, das Reich Gottes ist mitten unter euch.«



22 Dann sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Es wird eine Zeit kommen, da werdet ihr euch danach sehnen, auch nur einen Tag der Herrschaft des Menschensohnes zu erleben, aber euer Sehnen wird vergeblich sein.

23 Wenn man zu euch sagt: ›Seht, dort ist er!‹ oder: ›Seht, er ist hier!‹, dann geht nicht hin; lauft denen, die hingehen, nicht nach.

24 Denn wie der Blitz aufleuchtet und den Himmel von einem Ende zum anderen erhellt, so wird es an dem Tag sein, an dem der Menschensohn kommt.



Ja, wann also kommt der Menschensohn bzw. das Reich Gottes? Heute? An Weihnachten? Oder doch erst 3057?



Manche unter uns möchten das bestimmt der besseren Planung wegen wissen. Macht es noch Sinn sich um Dinge des täglichen Lebens zu kümmern?



Manche möchten es vielleicht wissen, weil sie das Ende ihrer gesundheitlichen Belastungen herbeisehnen. Wann sind die Schmerzen vorbei?



Manche wollen es wissen, um sich auf das Kommen von Jesus gewissenhaft vorzubereiten. Wie sieht es mit meinem Glaubensleben aus?



Und einige sind auch neugierig, nicht nur wann, sondern vor allem wie sich das Kommen von Jesus gestalten wird. Wirklich wie ein Dieb in der Nacht? Oder wie im heutigen Text beschrieben „wie der Blitz aufleuchtet und den Himmel von einem Ende zum anderen erhellt“.



Ein zweigeteilter Text dazu. Ein Text, der zunächst auf die Frage der Pharisäer eingeht und sich dann mit den Jüngern beschäftigt.



Zunächst also die Frage der Pharisäer.



Ob die Pharisäer damals auch diese gerade angeführten Fragen hatten? Sie warteten schließlich darauf, dass Gott den Messias schickt. Den Heiland und Retter, der sie vom Joch der Römer befreien wird; der ihnen ihr Königreich wiedergeben wird, wie es früher war. Sie wussten nicht wann das Reich Gottes kommt, aber sie meinten genau zu wissen, wie es anbricht und woran man es erkennt.



Wie muss die Antwort Jesus ihnen vorgekommen sein. Sie, die konkret wissen möchten wie es anbricht, bekommen zunächst gesagt, wie es nicht kommt. Das ist so, als wenn ich jemanden frage, wie komme ich nach Elberfeld und die Antwort lautet: nicht mit dem Zug. Wenig hilfreich.

Doch wenn ich mir Jesus Antwort genauer betrachte, dann kann ich besser verstehen, warum er zunächst sagt, woran man es nicht erkennt. Gott lässt sich eben nicht festlegen. Wie viele falsche Propheten gab und gibt es, die meinen, anhand von Sternenkonstellationen, besonderen Umweltkatastrophen oder ähnlichem sagen zu können, wann die Endzeit anbricht, wann  und wie Jesus kommt. Ich lasse mich dann verführen von Dämonen. In 1. Kor. 10, 21 schreibt Paulus „Ihr könnt nicht aus dem Becher des Herrn trinken und zugleich aus dem Becher der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn essen und zugleich am Tisch der Dämonen.“



Jesus sagt also mit seiner ersten Antwort schon etwas über Gottes Reich und worauf zu achten ist. Für unsere Gesellschaft übersetzt kann das heißen: Lasst uns nicht falschen Propheten hinterherlaufen. Lasst uns nicht bedingungslos alles glauben, was von Politikern gesagt wird. Lasst uns nicht alles kaufen, was von der Wirtschaft als ‚Must-have’ angepriesen wird.

Wie Paulus im Korintherbrief zwei Verse weiter ausführt: „Alles ist erlaubt!« ´sagt ihr`. ´Mag sein,` aber nicht alles ist deshalb auch hilfreich. – »Alles ist erlaubt!« Aber nicht alles dient der Gemeinde.“

Wir müssen nicht dem Genderwahn verfallen.

Wir müssen nicht Pegidademonstrationen hinterherlaufen

Und wir müssen erst recht nicht die AfD und ähnlich rechtspopulistische Parteien wählen.



Jesus zweite Antwort mag dann vielleicht etwas klarer sein. Mitten unter uns ist Gottes Reich. Immerhin ist hier eine genaue Ortsbestimmung. Oder vielleicht doch nicht?



Es kommt ein wenig darauf an, welche Übersetzung ich wähle.

„das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ So übersetzt die NGÜ

„das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Übersetzt die Luther von 1912.

„Mitten unter euch“. In unserer Gemeinde, unserer Gemeinschaft. Da wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Reich Gottes findet schon statt. Da, wo Christen sich aufhalten. Wo wir als Christen uns einbringen, einmischen in die Belange der Welt.



Die Pariser Pastorin Caroline Baubérot sagt: „Was wäre es…, wenn das Reich Gottes sich weniger in einer bestimmten festen liturgischen Ordnung an den Tag legen würde, als in den herrlichen Augenblicken, wo zwei oder drei sich in Jesu Namen versammeln, um zu beten, um das Brot des Wortes unter sich zu teilen, um Nachrichten auszutauschen ? Man ist manchmal versucht, sich über die Schulter zu schauen, und das Reich anderswo zu suchen als in den armseligen Stalle, in dem wir es

alltäglich empfangen. Für mich genügt es, die Türe einer kleinen Kirche in einer Pariser Vorstadt zu öffnen, mich zu den Menschen zu setzen, die dort Gottesdienst feiern oder mit der ganzen Welt beten, um zu denken: das Reich ist wahrlich nahe.“



Ich ergänze: und nicht nur nahe, sondern tatsächlich, tatkräftig mitten unter uns.



Wobei das mitten unter uns für die damalige Zeit noch eine zweite Bedeutung haben kann: Reich Gottes, der Menschensohn, Jesus selbst ist schon mitten unter den Menschen. Aber: sie erkannten ihn nicht. Obwohl Jesus mit seinem Reden und Handeln alles erfüllt, damit Menschen das Wirken Gottes erkennen können; wir Menschen erkennen ihn nicht. „Alles, was Gott euch anzubieten hat, alle seine Geheimnisse sind gegenwärtig, doch ihr wollt sie nicht annehmen“ schreibt der Ausleger William Barclay dazu.

Müssen wir lernen noch genauer hinzuschauen?



„Inwendig in euch“ ist die andere Übersetzung. In meinem Herzen, meiner Seele. In mir drinnen. Da ist Gott. Ich kann ihn erfahren wenn ich in der Bibel lese, wenn ich wandere und nachsinne, wenn ich mich mit anderen austausche. In vielen Lebenslagen. Meine Gefühle, meine Sehnsüchte. All das ist inwendig in mir. Ist Gott. Und dadurch verändere ich mich. Werde ein anderer Mensch. Noch mal Barclay: „Das Reich Gottes bewirkt, dass der Mensch neu wird, jedoch nicht die Verhältnisse, in denen er lebt. Wir sollen also nicht auf eine Revolution der Verhältnisse, sondern auf die Verwandlung unseres Herzens warten.“



Zusammenfassend halte ich fest: Jesus, der Menschensohn, ist gekommen, um uns das Reich Gottes nahe zu bringen. Er zeigt uns, wie es aussehen kann, wie wir darin leben können. Die Ausgestaltung dieses Lebens liegt aber an uns. Sicher ist, wenn wir Jesus vertrauen, dann sind wir Teil dieses Reiches. Dann dürfen auch wir jetzt schon hier auf Erden Gottes Herrlichkeit sehen, erkennen und leben.



Pfarrer Christoph Urban drückt es so aus „Gott ist in unserem Innern, in den stillen Momenten der Einkehr. Gott ist in unserem Handeln, wenn wir uns für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Gott ist in unserer Gemeinschaft, wenn wir in seinem Namen versammelt sind. Drei Antworten: Da ist Gott.“



Ob das die Pharisäer befriedigt hat? Zumindest im heutigen Text wird dazu nichts gesagt. Im Gegenteil, die Pharisäer kommen gar nicht mehr vor. Jesus wendet sich von ihnen ab und seinen Jüngern zu.



Hier also der zweite Teil des Textes.

Die Beschäftigung mit seinen Jüngern



Jesus Ansprache erstaunt mich zunächst. Hat er nicht gerade davon gesprochen, das das Reich Gottes mitten unter uns ist, inwendig in uns. Und dann spricht er jetzt davon, das man sich noch danach sehnen {wird], auch nur einen Tag der Herrschaft des Menschensohnes zu erleben, aber euer Sehnen wird vergeblich sein.

Eben noch da, jetzt weg. Das scheint so unerklärlich, ja unlogisch zu sein. Und ich finde auch, dass das schwer verständlich ist.

Aber so ist das. Die Ankündigung des Reiches Gottes ist da, einige helle Momente davon können wir immer wieder mal sehen in unserem Leben. Aber vollendet ist noch nichts. Das ist unsere Hoffnung, das wird noch geschehen.

Wieder geht es um die äußeren Anzeichen. Seht dort. Seht hier. Lauft ihnen nicht nach. Wie in der Lesung gehört: „wir…sollen wach und besonnen sein“ (1. Thes. 5,6b-NGÜ) „Christus ist ja für uns gestorben, damit wir, wenn er wiederkommt, für immer mit ihm leben – ganz gleich, ob wir bei seinem Kommen noch am Leben sind oder nicht. Darum macht euch gegenseitig Mut und helft einander ´im Glauben` weiter, wie ihr es ja auch jetzt schon tut.“ (1. Thes. 5,10f-NGÜ).



Eine Aufforderung unser Leben zu gestalten. Nach Gottes Maßstäben zu gestalten. Um zum Anfang der Predigt zurückzukommen: Macht es noch Sinn sich um Dinge des täglichen Lebens zu kümmern? Wann sind die Schmerzen vorbei? Wie sieht es mit meinem Glaubensleben aus?

Diese Fragen gehören zu unserem Leben dazu. Antworten finden wir im täglichen Leben. Im Leben mit Jesus Christus. Er zeigt sich in uns, in unseren Beziehungen. Und er schenkt uns Hoffnung. Die Hoffnung auf Gottes neue Welt.



Manfred Siebald drückt es in seinem Lied so aus:

"Dann kennen wir das Wann, Warum, Wie lange und Woher,

dann quälen tausend ungelöste Fragen uns nicht mehr;

denn unsre letzte Antwort ist uns Christus unser Herr,

der uns und unsre Dunkelheit mit seinem Licht erhellt,

der unsre Sonne ist in Gottes neuer Welt."



Wann kommt also der Menschensohn?

Gestern, heute und zukünftig.

Zu allen Zeiten!



Amen



Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.


Montag, 2. November 2015

Neue Sichtweisen

Mal was ausprobieren,
mal was anders sehen,
mal die Welt verändern!


Probiert es aus!

Fröhliche Grüße
Bernd