Moin zusammen,
Sodom und Gomorra. In der Diskussion um die Steuersache Hoeneß könnte man schnell auf den Gedanken kommen, in der Welt der Reichen herrsche Sodom und Gomorra. Dabei gilt das doch auch für viele andere Lebensbereiche von uns. Und Abrahams Feilschen um Gerechte birgt zusätzlich noch eine andere Betrachtungsweise. Setzt dafür in der folgenden Predigt für 'Heckinghausen' eure Stadt, euer Dorf, euren Stadtteil ein.
Fröhliche Grüße
Bernd
Lieber
Vater, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm
Heiliger Geist. Amen
Liebe Gemeinde,
unser
heutiger Predigttext steht in 1. Mose 18, 16-33. In der Gottesdienstbibel auf
Seite 18 im Alten Testament.
16 Da brachen die Männer
auf und wandten sich nach Sodom, und Abraham ging mit ihnen, um sie zu
geleiten.
17 Da sprach der HERR: Wie könnte ich Abraham verbergen, was ich tun
will,
18 da er doch ein
großes und mächtiges Volk werden soll und alle Völker auf Erden in ihm gesegnet
werden sollen?
19 Denn dazu habe ich
ihn auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, dass
sie des HERRN Wege halten und tun, was recht und gut ist, auf dass der HERR auf
Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat.
20 Und der HERR
sprach: Es ist ein großes Geschrei über Sodom und Gomorra, dass ihre Sünden
sehr schwer sind.
21 Darum will ich
hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich
gekommen ist, oder ob's nicht so sei, damit ich's wisse.
22 Und die Männer
wandten ihr Angesicht und gingen nach Sodom. Aber Abraham blieb stehen vor dem
HERRN
23 und trat zu ihm und
sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen?
24 Es könnten
vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und
dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die darin wären?
25 Das sei ferne von
dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, sodass der
Gerechte wäre gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Sollte der
Richter aller Welt nicht gerecht richten?
26 Der HERR sprach:
Finde ich fünfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich um ihretwillen
dem ganzen Ort vergeben.
27 Abraham antwortete
und sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden, zu reden mit dem Herrn,
wiewohl ich Erde und Asche bin.
28 Es könnten
vielleicht fünf weniger als fünfzig Gerechte darin sein; wolltest du denn die
ganze Stadt verderben um der fünf willen? Er sprach: Finde ich darin
fünfundvierzig, so will ich sie nicht verderben.
29 Und er fuhr fort
mit ihm zu reden und sprach: Man könnte vielleicht vierzig darin finden. Er
aber sprach: Ich will ihnen nichts tun um der vierzig willen.
30 Abraham sprach:
Zürne nicht, Herr, dass ich noch mehr rede. Man könnte vielleicht dreißig darin
finden. Er aber sprach: Finde ich dreißig darin, so will ich ihnen nichts tun.
31 Und er sprach: Ach
siehe, ich habe mich unterwunden, mit dem Herrn zu reden. Man könnte vielleicht
zwanzig darin finden. Er antwortete: Ich will sie nicht verderben um der
zwanzig willen.
32 Und er sprach: Ach,
zürne nicht, Herr, dass ich nur noch einmal rede. Man könnte vielleicht zehn
darin finden. Er aber sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen.
33 Und der HERR ging
weg, nachdem er aufgehört hatte, mit Abraham zu reden; und Abraham kehrte
wieder um an seinen Ort.
„Fürsprache für eine Stadt“ so steht
es im Gemeindebrief.
Aber bevor ich dazu komme, was das in Bezug auf Heckinghausen
heißen könnte, erst einmal vier Feststellungen auf dem Weg dorthin.
Erste Feststellung
Vers 7 Da sprach der
HERR: Wie könnte ich Abraham verbergen, was ich tun will…
oder
Gott erklärt seine Pläne
Das ist toll. Gott teilt uns hier seine Gedanken mit. Das
ist etwas, das das Alte Testament durchzieht. Immer wieder redet Gott mit den
Menschen, erklärt sein Handeln. Ob Josef, Abraham oder Noah. Unsere
Glaubensväter stehen in Kontakt mit Gott. Reden mit ihm, hören ihn. Von
Angesicht zu Angesicht. Und dadurch haben sie einen ganz anderen Zugang zu ihm,
als wir das womöglich heute haben.
Zweite Feststellung
Vers 21 Darum will ich
hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich
gekommen ist, oder ob's nicht so sei, damit ich's wisse.
oder
Gott verlässt sich nicht auf Gerüchte
Die Menschen sind Gott nicht egal. Deshalb will er auch
genau wissen, was los ist. Nicht nur auf Hörensagen will er sich verlassen.
Nein, als treusorgender Vater will er ganz genau wissen, was Sache ist. Erzählt
werden kann viel. Gott will sich selber ein Bild machen.
Dritte Feststellung
Vers 22 Und die Männer
wandten ihr Angesicht und gingen nach Sodom. Aber Abraham blieb stehen vor dem
HERRN
oder
Gott lässt sich
zwingen
Abraham traut sich. Er hat am eigenen Leib erlebt, wie Gott
handelt. Er hat von ihm einen neuen Namen bekommen. Und ein Versprechen, das so
ungeheuerlich erscheint: Mit neunzig Jahren soll seine Frau ein Kind bekommen.
Deshalb stellt er sich Gott in den Weg. Deshalb traut er sich mit Gott zu
handeln.
Vierte Feststellung
Vers 23 und trat zu
ihm und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen?
oder
Gottes Gerechtigkeit
Die vielleicht spannendste Frage. Gerecht? Gottlos? Wer
entscheidet, was gerecht und was gottlos ist? Darf Abraham Gott diese Frage
überhaupt stellen? Darf ich sie heute übernehmen?
Und was heißt das jetzt in Bezug auf Heckinghausen?
Die vier Feststellungen geben uns vier
Gestaltungsmöglichkeiten
1. Wir wissen um die
Pläne Gottes.
Selbst wenn wir Gott nicht direkt gegenüber stehen. Wenn wir
nicht diesen direkten Kontakt haben wie Abraham: Wir wissen doch um Gottes
Pläne. Wir haben das Wissen des Neuen Testaments.
„Gehet hin und machet
zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ steht in Matthäus 28, 19f. „Gott will, dass allen Menschen geholfen
werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, in 1. Timotheus 2, 4.
Wir dürfen und sollen von Gott reden, seine guten Taten
verbreiten, damit Menschen zu Gott finden. Auch in Heckinghausen.
Und wer sagt denn, dass wir keinen direkten Kontakt zu Gott
haben? Vielleicht ist er nicht so körperlich wie damals bei Abraham. Aber
Gottes Reden und Handeln in unserem Leben bekommen wir doch auch mit.
Vielleicht nicht immer in der Sekunde, wo es geschieht, aber zumindest im
Rückblick auf Geschehnisse in unserem Leben erkennen wir ihn.
Von einem guten Freund weiß ich, dass er sich sicher ist,
zwar nicht Gott, aber zumindest einem Engel Gottes gegenübergestanden zu haben.
Von einem anderen weiß ich, das Gott im Traum zu ihm gesprochen hat. Gott hat
bei diesen beiden seine Pläne offenbar gemacht. Und auch ich habe erlebt, dass
Gott nahe ist und spricht. Nicht so spektakulär, nicht von Angesicht zu
Angesicht, eher leise und schwer verstehbar, aber ich bin mir dessen sicher.
Ich will ermutigen im eigenen Leben nach Begegnungen mit
Gott zu suchen. Wenn ich im Rückblick Situationen in meinem Leben als
Gottesbegegnung verstehe und erkenne, dann darf ich gewiß sein, das auch heute
und in Zukunft solch eine Begegnung mit Gott in meinem Leben möglich ist. So
wie Abraham für uns einer der Glaubensväter ist, einer, der uns zeigt, wie es
sich mit Gott lebt, so werden wir für künftige Generationen Glaubensväter und
-mütter sein. Eben weil wir um Gottes Pläne wissen, eben weil er mit uns redet.
Wenn wir unsere Gottesbegegnungen mitteilen, dann wird das
Auswirkungen auf Heckinghausen haben.
2. Wir verlassen uns
nicht auf Gerüchte
Auch wir sollten nachahmen, was Gott uns hier vormacht. Wenn
wir in diesem Stadtteil leben, wenn wir die Menschen vor Ort erreichen wollen,
dann darf uns nicht egal sein, wie sie leben. Dann müssen wir rausgehen und
schauen, wie sie leben. Wir müssen ihre Lebensweise ernst nehmen, genau
hinsehen, was sie benötigen und dann entsprechend handeln.
Weil viele ältere Menschen in Heckinghausen leben, weil
unsere Gemeindeschwestern ihre Ohren am Puls dieser Generation haben, ist unter
anderem das Haus für Heckinghausen enstanden.
Weil es in Heckinghausen keinen Kinderchor mehr gab, aber
immer noch Interesse am Singen bestand, hat sich der Kinderchor Cantemus im
CVJM gegründet. Und als dann freitags die Kinder immer länger Unterricht hatten
und zwischen Schule und Chor kaum noch Zeit zu Hause verbringen konnten, gab es
eben nicht nur die Chorprobe, sondern auch Mittagessen und Hausaufgabenhilfe dazu.
Wir dürfen uns sicher sein: das Einlassen auf die Menschen
vor Ort wird Spuren hinterlassen.
Noch heute treffe ich manchmal Leute, die früher mal in der
Teestube gewesen oder auf Jugendfreizeiten mitgefahren sind. Und ganz oft kommt
dann im Gespräch heraus, da sie sich gerne an die Zeit in der Gemeinde, im CVJM,
erinnern. Nun mag man unken: gerne erinnern heißt noch lange nicht, mit Gott zu
leben. Aber wer weiß zum einen, was sich aus dem Erinnern entwickelt. Und zum
anderen, wer darf beurteilen, was mit Gott leben heißt.
3. Wir dürfen Gott
zwingen
Zwingen ist so ein altertümliches Wort. Und es umfasst auch
nicht alles, was Abraham macht, als er sich Gott in den Weg stellt.
Zwingen ist unter anderem auch sich aufraffen, sich
durchkämpfen, sich durchringen, seinem Herzen einen Stoß geben, über seinen
Schatten springen, sich überwinden; sich [innerlich] einen Ruck geben.
Eine Ausgestaltung davon ist das Gebet.
Gemeindeglieder beten.
Regelmäßig. An den unterschiedlichsten Plätzen, mit den
unterschiedlichsten Worten. Und außer Lob und Dank geht es dabei auch um
Bitten.
Da findet eine Jugendfreizeit in unserer Gemeinde statt und Gemeindeglieder
beten für das Gelingen der Freizeit, für die Bewahrung vor Gefahren und dafür,
dass Jugendliche sich zu Gott bekennen.
Jeden Mittwoch treffen sich Gemeindeglieder zum Gebetskreis.
Sie bringen viele Dinge aus unserer Gemeinde vor Gott. Und nicht nur Dinge,
sondern vor allen Menschen aus unserem Heckinghausen. Menschen, die in ihrer
gegenwärtigen Lebenssituation Hilfe oder Zuspruch benötigen. Oder Menschen, die
am Herzen liegen und Gott genannt werden sollen.
Und mit jeder Bitte wollen wir doch Gott auffordern, in
unserem Sinne zu handeln. Ganz oft eben nicht für uns, sondern für andere.
Abraham konnte sich Gott körperlich in den Weg zu stellen,
um für die Menschen zu bitten, um sie zu ringen. Wir dürfen das heute mit
Worten. Mit Gott reden. Wenn wir unsere Erfahrungen mit Gott betrachten, wenn
wir erlebt haben, wie er unser Leben zum Guten verändert hat, dann können wir
doch nicht anders als ihn darum zu bitten, das er das auch andere Menschen
erleben lässt. Wir brauchen keine Angst haben, das er uns auslacht, keine
Angst, dass er uns aus dem Weg geht. Schon in Psalm 50,15 fordert er uns auf
„Rufe mich an in der Not“. Gott selbst fordert uns auf für unsere Mitmenschen
einzutreten.
Und in Lukas 18, 1-8 erzählt uns Jesus das Gleichnis von der
bittenden Witwe: 1 Er sagte ihnen aber
ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten, 2
und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor
Gott und scheute sich vor keinem Menschen.
3 Es war aber eine
Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen
meinen Widersacher! 4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich
selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen
scheue, 5 will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, Recht
schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage. 6 Da
sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt! 7 Sollte Gott nicht
auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und
sollte er's bei ihnen lange hinziehen? 8 Ich sage euch: Er wird ihnen Recht
schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde
Glauben finden auf Erden?
Margot Käßmann hat dazu letztes Jahr auf dem Kirchentag
gesagt: (www.ekd.de/kultur/vortraege/20130502_kaessmann_dekt_bibelarbeit.html) Gott, lass Recht werden! …Recht und
Gerechtigkeit, die Lebensräume für Menschen öffnen, das brauchen wir, das
erhoffen wir, dafür beten und handeln wir. Lukas will die Hörenden und Lesenden
bestärken: Lasst euch nicht entmutigen, macht weiter, nervt, wenn es notwendig
ist. Ja, nervt vielleicht sogar Gott durch euer ununterbrochenes Gebet.“
Für Heckinghausen sollten wir dem nacheifern.
4. Wir richten nicht
Hat unser Stadtteil es verdient, dass wir uns so für ihn
einsetzen? Haben die Menschen in Heckinghausen es verdient? Auf jeden Fall!
Es geht hier nämlich überhaupt nicht um Verdienst. Gerecht
oder gottlos? Schon in Psalm 1 wird zwar davon gesprochen, dass es nicht gut
ist im Rat des Gottlosen zu wandeln, aber wie das Wandeln aussehen soll, da
steht nichts von drin. Abraham geht im Predigttext ja auch nicht her und
beurteilt, ob Sodom und Gomorra gottlos sind. Er geht wohl davon aus, dass es
dort Gottlose gibt, aber er ringt mit Gott um der Gerechten willen. Selbst wenn
es wenige sein sollten.
Aber ganz ehrlich. Ich ertappe mich doch immer wieder dabei,
dass ich denke: ich weiß was richtig ist und… - Moment, das ist ja das Problem:
was in meinen Augen richtig ist, ist ja nicht unbedingt gerecht. Richtig und
gerecht sind zwei unterschiedliche Dinge. Gott hat eine ganz andere Vorstellung
von gottlos und gerecht.
„Denn wie durch den
Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden
auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten“ so steht es in Röm 5, 19. Der eine
Gerechte ist für die vielen Gottlosen gestorben. Er ist für sie ans Kreuz
genagelt worden. Der Eine ist Jesus Christus. Und die Vielen sind wir. Weil
eben Jesus für unser Unrecht, unsere Sünden am Kreuz gestorben ist, sind wir
gerecht geworden. Jesus Christus hat unser gottloses Leben beendet und uns die
Chance auf einen Neuanfang geschenkt. Ginge es nach menschlichem Ermessen
hätten wir Menschen es nicht verdient auf die gerechte Seite zu wechseln. Weil
es aber nach Gottes Gerechtigkeit geht wird uns der Wechsel ermöglicht. Und
wenn uns in der Gemeinde das schon ermöglicht wird, um wie viel mehr muss es
dann den Menschen in Heckinghausen ermöglicht werden. Das ist nämlich Gottes
Gnade.
Damit das möglich wird stehen wir in der Verantwortung. Eben
weil wir um Gottes Pläne wissen, müssen wir nicht über die Menschen richten.
Aber wir müssen für sie eintreten.
Wir reden von unseren Erfahrungen mit Gott in Heckinghausen
Wir reden mit den Menschen in Heckinghausen
Wir reden mit Gott über Heckinghausen
Wie Ulrike Oetken formuliert (www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/archiv.php?a=show&id=2423): „Es braucht Menschen, die nicht
von vorneherein wissen, wo die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft, die nach
Hintergründen und Ursachen fragen. Und es braucht Menschen, die in Kontakt mit
Gott stehen, die seine Gnade herabflehen und an seine Gerechtigkeit
appellieren. Menschen, die den Glauben lebendig halten, dass einer gereicht
hat, um alle zu retten, und niemand das Recht hat, einen anderen vor Gott
schuldig zu sprechen. Und vielleicht fallen sie damit ins Gewicht, so dass Gott
über sie sagen kann: um ihretwillen.“
Amen