Sonntag, 17. Juli 2016

Salz und Licht

Moin zusammen,

Salz und Licht sein. Christen werden ja immer wieder als Vorbilder hingestellt. Oder besser: als Menschen, die keine Fehler machen dürfen, weil sie ja Christen sind. Und die haben gefälligst lieb zu sein. Was auch immer das heissen mag.
Jesus sagt auf jeden Fall, das Christen Salz und Licht sind. Warum? Lest selber

Fröhliche Grüße
Bernd



Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein Wort für unser Herz. Amen



Liebe Gemeinde,



NaCl. Schon mal gehört? Nein? Aber darum geht es heute unter anderem.



Matthäus 5, die Verse 13 - 16. Nach der Neuen Genfer Übersetzung.



Salz der Erde und Licht der Welt



13 »Ihr seid das Salz der Erde. Wenn jedoch das Salz seine Kraft verliert, womit soll man sie ihm wiedergeben? Es taugt zu nichts anderem mehr, als weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.



14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.



15 Auch zündet niemand eine Lampe an und stellt sie dann unter ein Gefäß. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt.



16 So soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.«



Diese Verse stehen direkt nach den Seligpreisungen. Sie sind gerichtet an Menschen, die freiwillig zu Jesus kamen, um ihm zu zuhören. So, wie wir hier heute freiwillig zum Gottesdienst zusammenkommen. Damit gilt das Wort vom Salz der Erde und Licht der Welt auch uns.


Wir sind das Salz der Erde.



Salz, chemisch NaCl, Natriumchlorid. Wir Menschen haben je nach Alter, Gewicht und Größe zwischen 150 und 300 gr Salz in unserem Körper.       Da wir jeden Tag zwischen 3 und 20 gr. Salz durch Schwitzen usw. verlieren, müssen wir unseren Salzhaushalt täglich auffrischen. Unser Flüssigkeits- und Mineralhaushalt muss ausgeglichen sein, der Stoffwechsel funktionieren. Ansonsten wäre unser Körper nicht lebensfähig.



Wenn Jesus uns zuspricht Salz der Erde zu sein, dann ist klar, dass diese Welt ohne uns Christen keine Überlebenschance hat, auch nicht lebensfähig wäre. Ohne uns Christen fehlte eine ganz entscheidende Zutat zu gelingendem Über-Leben.



Aber was ist das genau, was da fehlt? Was ist es, was diese Erde braucht, um überlebensfähig zu bleiben?



Ich habe es soeben schon erwähnt. Diese Textpassage steht direkt hinter den Seligpreisungen. Und in denen geht es um grundlegende Verhaltensweisen. Verhaltensweisen, die „angesichts der hereinbrechenden Herrschaft Gottes“, wie es die Stuttgarter Erklärbibel formuliert, gefordert und möglich werden.



Leben mit den Seligpreisungen heißt leben als Salz der Erde.



Gott ist Anwalt der Armen und Leidenden. Er ist gerecht. Und darum soll es uns Christen auch gehen. Wenn Menschen arm sind oder werden, weil sie rücksichtslos von scheinbar Stärkeren ausgenutzt und ausgebeutet werden, dann müssen wir als Christen darauf hinweisen. Und oft sogar mehr als hinweisen, nämlich eintreten für diese Menschen. Dafür müssen wir auch nicht erst in die entfernten Regionen dieser Welt schauen, da reicht zunächst schon der Blick in unseren Stadtteil. Heckinghausen ist einer der ärmsten Stadtteile Wuppertals. Hier wohnen überproportional viele Menschen, die von Sozialhilfe leben müssen. Und das betrifft nicht nur die Flüchtlinge, die hier leben. Heckinghausen ist zeitgleich auch ein Stadtteil mit einer hohen Prozentzahl an Senioren. Und zwar nicht von Senioren mit hohen Renten. Altersarmut ist weit verbreitet. Schließlich wohnen hier auch viele Familien mit geringem Einkommen. Familien, denen es schwer fällt, den Anforderungen der heutigen Gesellschaft nachzukommen. Leistung, Wohlstand, Bildung. Neben den finanziellen Schwierigkeiten kommt es dann oft auch zu vielfältigen, anderen Ausformungen von Armut. Soziale Vereinsamung, Bildungsschwäche, Ausgrenzung, gesundheitliche Probleme.



Ich denke, jedem hier sind diese Schwierigkeiten im Stadtteil bekannt. Aber ich finde es wichtig, nicht müde zu werden, darauf hinzuweisen. Das nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ lesen wir bei Paulus. Das ist die Zusage Gottes. Und Jesus spricht: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ Das ist Gottes Anspruch an uns Christen.

Ich weiß, dass wir in unserer Gemeinde einiges tun: Sozialberatung, Kleiderkammer, Seniorentreff, Kinderchor und vieles mehr. Wir als Gemeinde sind Salz der Erde. Wir als Einzelne sind Salz der Erde. Und damit wir das auch weiterhin bleiben, dass wir nicht unsere Würze, unsere Kraft verlieren, dafür benötigen wir immer wieder die Zusage Jesus: „Ihr seid.“ Wir sind. Punkt. Nicht nur ein bisschen, nicht nur manchmal. Jesus spricht uns das grundsätzlich zu.

Auch wenn die Aufgaben im Stadtteil manchmal zu schwierig erscheinen, wenn erst recht die Aufgaben in der Welt zu groß erscheinen, Jesus traut uns das zu, er spricht uns das zu. Wir Christen können Stadtteil und Welt verändern.



Sanftmut, Barmherzigkeit, reines Herz, Friedfertigkeit und Gerechtigkeit sollen von uns ausgehen. Dann sind wir auch Salz der Erde.



Wenn jedoch das Salz seine Kraft verliert…



Wie ist das denn mit den gerade genannten Begriffen, den Charakterzügen und Lebensweisen, die einem als Christ hier mitgegeben werden? Ich für meinen Teil habe mit manchen davon ab und an so meine Schwierigkeiten.

Und wenn ich mir meine Mitchristen so ansehe, befürchte ich, dass es ihnen nicht anders geht als mir.

Natürlich gelingt es oft sanftmütig und barmherzig zu sein, wirklich reinen Herzens, also ohne auf der Suche nach dem eigenen Vorteil, etwas zu erledigen oder im Umgang mit anderen friedfertig und gerecht zu bleiben. Oft, aber eben nicht immer.



Aber soll ich deshalb gar nicht erst anfangen Änderungen zu versuchen? Soll ich deshalb gar nicht erst anfangen im Stadtteil anzupacken? Soll ich das sein lassen mit der Jesusnachfolge?

Das kann doch nicht das Ergebnis sein. Weil ich meine Fehler habe direkt alles liegen lassen? Weil Du deine Fehler hast nicht mehr weitermachen?



Familie oder Gemeinde sind da Lernfeld. Auch wenn klar ist, das dort, wo am engsten miteinander gelebt, gearbeitet oder gefeiert wird, auch am ehesten Probleme eskalieren können. Man kennt sich halt zu gut und weiß genau, wie man die andere auf die Palme bringen kann. Da kann es schnell geschehen:



das Salz seine Kraft verliert…



Eine realistische Sichtweise, die Jesus uns mitgibt. Meine empfundenen Fehler werden nicht beschönigt. Meine Sündhaftigkeit, wie es christlich immer ausgedrückt wird, mein Getrennt sein von Gott durch mein Verhalten, wird nicht außen vor gelassen.



Ich finde es wichtig, dass er daran erinnert; dass er uns die Konsequenzen eines Lebens ohne die Besinnung auf ihn vor Augen hält. Und ich finde es wichtig, dass die Antwort, wie Leben gelingen kann, auch schon lange gegeben ist. Wir haben es in der Psalmlesung heute schon gehört: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Ps. 121)


Salz der Erde sein, die Würze nicht verlieren, gelingt mit Blick auf Gott, unseren Herrn und Schöpfer.

Salz der Erde sein, die Würze nicht verlieren, gelingt durch den Lebensweg Jesus, der für uns am Kreuz starb.

Salz der Erde sein, die Würze nicht verlieren, gelingt mit dem Bewusstsein, das der Heilige Geist unsere Wege stets zum Besten leiten wird.



Und dann erfüllt sich auch der zweite Teil des heutigen Predigttextes.



Wir sind das Licht der Welt



William Barclay hat es in seiner Auslegung als das „größte Kompliment bezeichnet…das jedem einzelnen Christen je zuteil geworden ist, denn hier heißt Jesus die Christen, das zu sein, worauf auch er selbst Anspruch erhob…Ich bin das Licht der Welt“



Jesus traut uns zu, in dieser Welt nach seinen Geboten zu leben. Er traut uns zu, diese Welt nach Gottes Maßstäben zu gestalten. Nicht im Verborgenen, nicht heimlich. Nein – von jedem beobachtet als strahlendes Licht der Welt.



Licht der Welt. Und nicht Licht der Familie oder Licht der Gemeinde. Nicht für einen Ausschnitt unseres Lebens sondern für das Ganze. Immer und überall.

Wenn wir Nachfolge leben und Jesus damit bezeugen, dann handeln wir öffentlich. In Schule und Beruf, im Stadion und beim Einkauf, überall da, wo wir uns aufhalten.



Sowie „Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben kann“ so kann christliches Handeln in dieser Welt auch nicht verborgen bleiben. Wenn wir als Gemeinde hier im Stadtteil tatkräftig sind, wenn wir uns beteiligen an Projekten aus der Flüchtlingsarbeit wie z. B. Heckinghausen aktiv, wenn es Menschen in unserer Gemeinde gibt, die sich der Bedürftigen annehmen und deshalb in den Läden ringsum die nicht mehr verkäuflichen Lebensmittel abholen und weitergeben, dann wird in unserem Stadtteil Gottes Handeln gesehen.



Für dieses Sehen dürfen wir auch ruhig mal über die Gründe für unseres Handeln reden. Schließlich „zündet niemand eine Lampe an und stellt sie dann unter ein Gefäß. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt“.



Wenn wir also aus diesem Gottesdienst herausgehen, wenn wir das Gebäude Kirche verlassen, dann endet unser Reden von Gott nicht. Wir sind das Licht der Welt. Nicht das Licht der Kirche. Wir dürfen zeigen, woran wir glauben. Denn wir wissen, dass allein Gott die Macht hat, diese Welt zu verändern. Mit diesem Wissen sind wir Leuchttürme für die Menschen in unserer Umgebung. Leuchttürme, die den Weg zeigen im rauen Meer des Alltags. Leuchttürme, die auch Warnung sein können, sich im Lebensweg nicht zu verirren.



Wir Christen haben eine Vorbildfunktion. Wir stehen an der Seite der Schwachen, wir mischen uns ein, wenn Politik menschenunwürdig wird, wir stärken den Rücken derer, die nicht alleine gerade stehen können.



Das alles trotz unserer eigenen Unzulänglichkeit. Wie wir ja schon aus dem Heidelberger Katechismus wissen:

Frage 5

Kannst du das alles vollkommen halten?

Antwort:

Nein, denn ich bin von Natur aus geneigt,

Gott und meinen Nächsten zu hassen.

Aber in der Schriftlesung 1. Joh 1, 9 haben wir auch gehört „Doch wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, ´das wir begangen haben`.“



Deshalb sind wir Licht der Welt. Deshalb leben wir mit der Zusage Jesus.

Und deshalb sollen wir Lichter sein, „die man sieht, Lichter, die wärmen, und Lichter, die anderen den Weg zeigen.“





Zum Abschluß



Wir leuchten für Gott



Wenn uns also gelingt Salz der Erde, Licht der Welt zu sein dann „soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“



Nicht das jetzt daran gedacht wird, dass wir ein besonderes Ansehen unter den Menschen bekommen. Oder für unser Handeln extra belohnt werden. Das wäre sicher manchmal schön, die Anerkennung zu erfahren, aber das ist es nicht, warum wir Salz und Licht sind.



Zwei Dinge sind entscheidend.



Zunächst die „guten Werke“. Ich habe bei Barclay gelesen, das das griechische Wort ‚kalos’ an dieser Textstelle steht. Das Wort drückt aus, das etwas nicht nur gut, sondern auch anziehend und schön ist. Christliche Werke, unser Handeln sind also etwas, dass andere Menschen nicht abstößt. Im Gegenteil, es ist so attraktiv, das sie mehr davon haben und wissen wollen.

Ich denke da immer an eine Jugendfreizeit, auf der ein Teilnehmer mitfuhr, der vorher noch nie in der Bibel gelesen hatte geschweige denn von Gott und Jesus gehört hatte. Scheinbar undenkbar heutzutage 14 Jahre lang ohne zumindest etwas Wissen über Gott leben zu können, aber das war bei ihm tatsächlich so. Und nach den ersten Bibelarbeiten konnte er nicht anders, sondern las regelmäßig in der Bibel, fragte uns Mitarbeiter Löcher in den Bauch. Im Anschluss an die Freizeit traf er sich regelmäßig zu einem kleinen Glaubenskurs. Biblische Worte und christlich handelnde Mitarbeiter waren für ihn so anziehend geworden, dass er mehr davon wollte.

Wir Mitarbeiter waren fröhlich damit. Wir wussten, dass wir Auslöser für die Entwicklung des Jugendlichen waren, aber vor allem wussten wir, wem dafür zu danken war: Jesus Christus. Er hat das Herz des Jugendlichen geöffnet. Hat in sein Herz hineingeschrieben.



Und das ist das zweite Entscheidende in diesem Vers.

Den „Vater im Himmel preisen.“



Bei allem, was wir tun sollen wir die Aufmerksamkeit nie auf uns lenken. Wir sollen aufmerksam machen auf den, der unser Handeln erst ermöglicht. Unser Vater im Himmel.

In Frage 91 des Heidelberger Katechismus wird nach den guten Werken gefragt. „Was sind denn gute Werke?

Allein solche, die aus wahrem Glauben nach dem Gesetz Gottes ihm zur Ehre geschehen und nicht solche, die auf unser Gutdünken oder auf Menschengebote gegründet sind.“ lautet die Antwort.



Gott zur Ehre. Gott loben. Ihn preisen. Das steht über allem.



„Christen sollen nicht daran denken, was sie getan haben, sondern daran, was Gott durch sie getan hat…sie sollen die Augen (der Menschen) auf Gott lenken.“ schreibt Barclay.



In diesem Sinne: Machen wir uns auf. Hinein in unsere Familie, unsere Arbeit, unseren Stadtteil. Seien wir Salz und Licht. Verändern wir diese Welt.



Gott zur Ehre!



Amen



Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.

Montag, 4. Juli 2016

Zurück aus dem Allgäu

Moin zusammen,

eine längere Zeit der Vorbereitung und dann ist innerhalb von sechs Tagen alles vorbei. Die Wandertour im Allgäu ist Geschichte. Aber eine schöne...

 

Nach achtstündiger Zugfahrt mit drei Umstiegen kamen wir pünktlich (Danke Deutsche Bahn) in Sonthofen an.
Das Wetter sah zwar nicht sonderlich freundlich aus, aber es hielt uns nicht davon ab, die ca. 70 km in Angriff zu nehmen.



Über die Ordensburg sollte es zum Sonthofer Hof gehen. Doch kurz vor der Ordensburg die erste Überraschung: Weg gesperrt. Hätte man ja auch schon unten an der Straße drauf hinweisen können. Also wieder ein paar Höhenmeter runter, die Straße entlang und an anderer Stelle den Einstieg nach Beilenberg und dann weiter zum Sonthofer Hof begonnen. 

Eine toll restaurierte Alp erwartet uns. Samt freundlicher Bedienung, netten Gästen und vielen Tieren. Das Abendessen schmeckt, das Wetter ist sehr gut geworden, Herz, was willst Du mehr? 


Aber alle Pause hat ein Ende und es wartet noch der Aufstieg bis kurz vor dem Sonnenkopf auf gut 1600 Höhenmeter. Dort wird das erste Biwak sein.

Langsamen Schrittes geht es bergan, über Wiese, Schotterweg bis hinauf zum Hühnermoos. Eine tolle Aussicht aufs Nebelhorn (und natürlich auch Daumengruppe, Hindelanger Klettersteig usw). Ein letzter knackiger Anstieg und dann nur noch ein wenig geradeaus. Gegen 21 Uhr erreichen wir den Schlafplatz. Gute Nacht.


So eine Nacht ist natürlich nicht mit dem heimischen Bett zu vergleichen. Wir werden von einem heiseren Bellen geweckt, ein Fuchs ist unterwegs. Aber nicht in unsere Richtung. Und so schlafen wir weiter gut bis morgens. Nach einem leckeren Kaffee machen wir uns auf den Weg die Köpfe zu besteigen.






Sonnenkopf, Heidelbeerkopf und Schnippenkopf (1833m) im morgendlichen Sonnenlicht. Kein Mensch unterwegs, die Sonne warm, aber nicht heiß - ein Traum für Wanderer.
Über das Falkenjoch hinab zur Unteren Richtersalpe auf 1180m. Ein kräftiges Frühstück, ein zweiter Kaffee. Eine längere Pause, um Kraft zu tanken für den Aufstieg zu den Gaisalpseen. Es fällt schwer sich von der wohligen Atmosphäre der Alpe zu trennen. Aber gegen 14 Uhr ist es dann doch so weit. Durch die Wärme geht es bergan. Anstrengend wird es, zu schnell angegangen, sich mitreißen lassen von einem asiatischen Wanderer, der noch eben übers Gängele zum Entschenkopf wollte. Nach einem Drittel des Wegs lassen wir abreißen und finden unser eigenes Tempo wieder. Eine weitere Pause am unteren See und der Anstieg geht weiter...


...aber der Blick zurück enschädigt für alle Mühen. Müdigkeit macht sich trotzdem breit und dem schönen Plätzchen neben der noch ungenutzten Hütte können wir nicht widerstehen.


 

Also bleiben wir statt noch weiter zum Oberen Gaisalpsee zu wandern.

Die Nacht wird zwar zugiger als erwartet, dafür bellt kein Fuchs. Wäre auf 1700m auch schon fast ein Polarfuchs geworden ;-)

Der nächste Morgen beginnt mit dem traditionellen Kaffee und schon machen wir uns auf. Am See vorbei, der Blick zum Gängle. Gemsen bevölkern die Flanken der Berge zum Gängele.

Immer mehr kleine Restschneefelder tauchen auf unserem Weg auf, kalt ist es nicht, aber nebelig. Und so ist der Blick von der Gaißfußscharte sehr getrübt.

 

Und dann geht es leider die Fahrstraße hinab zur Seealpe. Der Laufbacher Eck-Weg und der Gleitweg sind beide noch gesperrt. Schneewechten und noch nicht instandgesetzte Wege sorgen für den ungemütlichen Umweg. Aber Sicherheit geht vor und der Winter dauerte dieses Jahr schon sehr lange. Immerhin hat es Anfang Juni noch bis auf ca. 1200m runtergeschneit. Und Profiwanderer sind wir nicht. Wir wollen nur laufen ;-)

Nach kurzer Pause an der Alp geht es über den schön gestalteten Rundweg Uff d'r Alp mit toller Hängebrücke über den Faltenbachtobel, am Skisprungstadion vorbei, nach Oberstdorf. Dort für die Rückfahrt mit der Bahn noch etwas geklärt (blöd, wenn kurzfristig Züge ausfallen) und dann hinein ins Oytal bis zur Gutenalpe. Die Rollerfahrer auf dem Weg sind zu Beginn etwas nervig, nehmen sie doch gerade in Gruppen wenig Rücksicht auf einzelnen Wanderer. Aber die familiäre Atmosphäre auf der Alpe entschädigt mehr als genug. Lecker ist das dortige Abendessen. Und nach einigem Suchen ist auch ein passabler Biwakplatz gefunden. Auf Anraten der Alpwirte diesmal mit einem Tarp geschützt. Aber glücklicherweise regnete es dann doch nicht und so können wir trocken und mit Kaffee versorgt am nächsten Morgen zur Käseralpe aufsteigen.

Der angesagte Regen setzt im Anstieg ein. Zunächst ganz leicht und harmlos wirkend auf der Fahrstraße, dann im Schotterbereich immer stärker werdend. Und auf der Alpe angekommen sind wir schon ziemlich naß. Also umgezogen, gehofft dass die Älpler früh kommen (klappte leider nicht) und die dann zaghaften ersten Sonnenstrahlen genutzt, die Klamotten etwas zu trocknen. Um 10.30 Uhr sieht das Wetter so gut aus, das wir übers Älpele hinab zur Dietersbachalp steigen wollen. Gedacht und ausgeführt. Ein wunderschöner Weg, etwas feucht, aber sehr gut begehbar. Und als Überraschung unterwegs noch den ehemaligen Hirten der Dietersbachalpe getroffen.

Obligatorisch dann die längere Pause an der Alpe. Diesmal ohne den für uns normalen Brotzeitteller, sondern mit selbstgemachtem Frischkäsepesto und Speckbrot. Währenddessen der nächste Versuch die Kleidung zu trocknen. Trotz teilweiser Sonne auch nur ein Versuch.
Weiter geht es dann nach Gerstruben. Dieses Museumsbergdorf ist wunderschön. Für uns soll es nach Abendessen im Berggasthof Richtung Rautweg gehen zum nächsten Biwak.

Und das Wetter wird zunächst besser. Die Kleidung trocknet tatsächlich, die Sülze ist hervorragend. Nur der Wirt trübt die Laune. Nicht weil er unfreundlich ist, nein, weil er uns auf den kommenden Starkregen und ein drohendes Gewitter für die Nacht aufmerksam macht.

Also umdisponiert: einen bekannten Vermieter angerufen, Zimmer klargemacht und den Weg nach Obermaiselstein angetreten. Nach wenigen Metern die Fahrstraße hinab beginnt der Regen.

Erst tröpfchenweise, aber ab Gruben wie aus Eimern. Nichts ist mehr trocken. Selbst die guten Bergschuhe saugen sich voll, die Einlegesohlen können anschließend ausgewrungen werden. Durch so ein Unwetter mussten wir schon sehr lange nicht. Und das damit der Traum von zwei weiteren Nächten draußen beendet ist macht auch nichts. Nur noch nach Obermaiselstein ist das Ziel. Nach 2,5 Stunden haben wir es im Stechschritt von Gerstruben aus erreicht. Die heiße Dusche belebt netterweise wieder.

Wir nutzen den kommenden Tag als Ruhetag, pflegen unsere Ausrüstung, genießen das wärmere Wetter und ein leckeres Abendessen im Hirsch. Den Sieg der Waliser gegen Belgien dürfen wir auch noch feiern. 


Samstag morgen dann über Fischen zurück nach Oberstdorf. Irgendwann geht selbst die schönste Tour zu Ende. Bei uns soll es gegen Abend mit dem Zug über München zurück gehen.




Aber vorher noch ein kleiner Rundgang durch Oberstdorf, die Skulpturen im Kurpark sind richtig gut.

 


Kurz bei den Allgäu Schalkern vorbeischauen und dann geht es zurück. In München noch das Elfmeterschießen gegen Italien am Bahnhof ansehen, ab in den ICE und um 8 Uhr kommen wir am Ausgangspunkt unserer Reise an.

Müde aber glücklich. Und in der Gewissheit: das machen wir wieder.

Fröhliche Grüße
Bernd