Salz und Licht sein. Christen werden ja immer wieder als Vorbilder hingestellt. Oder besser: als Menschen, die keine Fehler machen dürfen, weil sie ja Christen sind. Und die haben gefälligst lieb zu sein. Was auch immer das heissen mag.
Jesus sagt auf jeden Fall, das Christen Salz und Licht sind. Warum? Lest selber
Fröhliche Grüße
Bernd
Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein
Wort für unser Herz. Amen
Liebe Gemeinde,
NaCl. Schon mal gehört? Nein? Aber darum geht es heute unter
anderem.
Matthäus 5, die Verse 13 - 16. Nach der Neuen Genfer Übersetzung.
Salz der Erde und
Licht der Welt
13 »Ihr seid das Salz
der Erde. Wenn jedoch das Salz seine Kraft verliert, womit soll man sie ihm
wiedergeben? Es taugt zu nichts anderem mehr, als weggeworfen und von den Leuten
zertreten zu werden.
14 Ihr seid das Licht
der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Auch zündet niemand
eine Lampe an und stellt sie dann unter ein Gefäß. Im Gegenteil: Man stellt sie
auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt.
16 So soll auch euer
Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Werke sehen und euren
Vater im Himmel preisen.«
Diese Verse stehen direkt nach den Seligpreisungen. Sie sind
gerichtet an Menschen, die freiwillig zu Jesus kamen, um ihm zu zuhören. So,
wie wir hier heute freiwillig zum Gottesdienst zusammenkommen. Damit gilt das
Wort vom Salz der Erde und Licht der Welt auch uns.
Wir sind das Salz der
Erde.
Salz, chemisch NaCl, Natriumchlorid. Wir Menschen haben je
nach Alter, Gewicht und Größe zwischen 150 und 300 gr Salz in unserem Körper. Da wir jeden Tag zwischen 3 und 20 gr.
Salz durch Schwitzen usw. verlieren, müssen wir unseren Salzhaushalt täglich
auffrischen. Unser Flüssigkeits- und Mineralhaushalt muss ausgeglichen sein,
der Stoffwechsel funktionieren. Ansonsten wäre unser Körper nicht lebensfähig.
Wenn Jesus uns zuspricht Salz der Erde zu sein, dann ist
klar, dass diese Welt ohne uns Christen keine Überlebenschance hat, auch nicht
lebensfähig wäre. Ohne uns Christen fehlte eine ganz entscheidende Zutat zu
gelingendem Über-Leben.
Aber was ist das genau, was da fehlt? Was ist es, was diese
Erde braucht, um überlebensfähig zu bleiben?
Ich habe es soeben schon erwähnt. Diese Textpassage steht
direkt hinter den Seligpreisungen. Und in denen geht es um grundlegende
Verhaltensweisen. Verhaltensweisen, die „angesichts der hereinbrechenden
Herrschaft Gottes“, wie es die Stuttgarter Erklärbibel formuliert, gefordert
und möglich werden.
Leben mit den Seligpreisungen heißt leben als Salz der Erde.
Gott ist Anwalt der Armen und Leidenden. Er ist gerecht. Und
darum soll es uns Christen auch gehen. Wenn Menschen arm sind oder werden, weil
sie rücksichtslos von scheinbar Stärkeren ausgenutzt und ausgebeutet werden, dann
müssen wir als Christen darauf hinweisen. Und oft sogar mehr als hinweisen,
nämlich eintreten für diese Menschen. Dafür müssen wir auch nicht erst in die
entfernten Regionen dieser Welt schauen, da reicht zunächst schon der Blick in
unseren Stadtteil. Heckinghausen ist einer der ärmsten Stadtteile Wuppertals.
Hier wohnen überproportional viele Menschen, die von Sozialhilfe leben müssen.
Und das betrifft nicht nur die Flüchtlinge, die hier leben. Heckinghausen ist
zeitgleich auch ein Stadtteil mit einer hohen Prozentzahl an Senioren. Und zwar
nicht von Senioren mit hohen Renten. Altersarmut ist weit verbreitet. Schließlich
wohnen hier auch viele Familien mit geringem Einkommen. Familien, denen es
schwer fällt, den Anforderungen der heutigen Gesellschaft nachzukommen.
Leistung, Wohlstand, Bildung. Neben den finanziellen Schwierigkeiten kommt es
dann oft auch zu vielfältigen, anderen Ausformungen von Armut. Soziale
Vereinsamung, Bildungsschwäche, Ausgrenzung, gesundheitliche Probleme.
Ich denke, jedem hier sind diese Schwierigkeiten im
Stadtteil bekannt. Aber ich finde es wichtig, nicht müde zu werden, darauf
hinzuweisen. Das nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. „Meine Kraft ist in
den Schwachen mächtig“ lesen wir bei Paulus. Das ist die Zusage Gottes. Und
Jesus spricht: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von
diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ Das ist Gottes Anspruch
an uns Christen.
Ich weiß, dass wir in unserer Gemeinde einiges tun: Sozialberatung,
Kleiderkammer, Seniorentreff, Kinderchor und vieles mehr. Wir als Gemeinde sind
Salz der Erde. Wir als Einzelne sind Salz der Erde. Und damit wir das auch
weiterhin bleiben, dass wir nicht unsere Würze, unsere Kraft verlieren, dafür
benötigen wir immer wieder die Zusage Jesus: „Ihr seid.“ Wir sind. Punkt. Nicht
nur ein bisschen, nicht nur manchmal. Jesus spricht uns das grundsätzlich zu.
Auch wenn die Aufgaben im Stadtteil manchmal zu schwierig
erscheinen, wenn erst recht die Aufgaben in der Welt zu groß erscheinen, Jesus
traut uns das zu, er spricht uns das zu. Wir Christen können Stadtteil und Welt
verändern.
Sanftmut, Barmherzigkeit, reines Herz, Friedfertigkeit und
Gerechtigkeit sollen von uns ausgehen. Dann sind wir auch Salz der Erde.
Wenn jedoch das Salz
seine Kraft verliert…
Wie ist das denn mit den gerade genannten Begriffen, den
Charakterzügen und Lebensweisen, die einem als Christ hier mitgegeben werden?
Ich für meinen Teil habe mit manchen davon ab und an so meine Schwierigkeiten.
Und wenn ich mir meine Mitchristen so ansehe, befürchte ich,
dass es ihnen nicht anders geht als mir.
Natürlich gelingt es oft sanftmütig und barmherzig zu sein,
wirklich reinen Herzens, also ohne auf der Suche nach dem eigenen Vorteil,
etwas zu erledigen oder im Umgang mit anderen friedfertig und gerecht zu
bleiben. Oft, aber eben nicht immer.
Aber soll ich deshalb gar nicht erst anfangen Änderungen zu
versuchen? Soll ich deshalb gar nicht erst anfangen im Stadtteil anzupacken?
Soll ich das sein lassen mit der Jesusnachfolge?
Das kann doch nicht das Ergebnis sein. Weil ich meine Fehler
habe direkt alles liegen lassen? Weil Du deine Fehler hast nicht mehr
weitermachen?
Familie oder Gemeinde sind da Lernfeld. Auch wenn klar ist,
das dort, wo am engsten miteinander gelebt, gearbeitet oder gefeiert wird, auch
am ehesten Probleme eskalieren können. Man kennt sich halt zu gut und weiß
genau, wie man die andere auf die Palme bringen kann. Da kann es schnell
geschehen:
das Salz seine Kraft
verliert…
Eine realistische Sichtweise, die Jesus uns mitgibt. Meine
empfundenen Fehler werden nicht beschönigt. Meine Sündhaftigkeit, wie es
christlich immer ausgedrückt wird, mein Getrennt sein von Gott durch mein
Verhalten, wird nicht außen vor gelassen.
Ich finde es wichtig, dass er daran erinnert; dass er uns
die Konsequenzen eines Lebens ohne die Besinnung auf ihn vor Augen hält. Und
ich finde es wichtig, dass die Antwort, wie Leben gelingen kann, auch schon
lange gegeben ist. Wir haben es in der Psalmlesung heute schon gehört: „Ich
hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt
vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Ps. 121)
Salz der Erde sein, die Würze nicht verlieren, gelingt mit
Blick auf Gott, unseren Herrn und Schöpfer.
Salz der Erde sein, die Würze nicht verlieren, gelingt durch
den Lebensweg Jesus, der für uns am Kreuz starb.
Salz der Erde sein, die Würze nicht verlieren, gelingt mit
dem Bewusstsein, das der Heilige Geist unsere Wege stets zum Besten leiten
wird.
Und dann erfüllt sich auch der zweite Teil des heutigen
Predigttextes.
Wir sind das Licht der
Welt
William Barclay hat es in seiner Auslegung als das „größte
Kompliment bezeichnet…das jedem einzelnen Christen je zuteil geworden ist, denn
hier heißt Jesus die Christen, das zu sein, worauf auch er selbst Anspruch
erhob…Ich bin das Licht der Welt“
Jesus traut uns zu, in dieser Welt nach seinen Geboten zu leben.
Er traut uns zu, diese Welt nach Gottes Maßstäben zu gestalten. Nicht im
Verborgenen, nicht heimlich. Nein – von jedem beobachtet als strahlendes Licht
der Welt.
Licht der Welt. Und nicht Licht der Familie oder Licht der
Gemeinde. Nicht für einen Ausschnitt unseres Lebens sondern für das Ganze.
Immer und überall.
Wenn wir Nachfolge leben und Jesus damit bezeugen, dann
handeln wir öffentlich. In Schule und Beruf, im Stadion und beim Einkauf,
überall da, wo wir uns aufhalten.
Sowie „Eine Stadt, die
auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben kann“ so kann christliches
Handeln in dieser Welt auch nicht verborgen bleiben. Wenn wir als Gemeinde hier
im Stadtteil tatkräftig sind, wenn wir uns beteiligen an Projekten aus der
Flüchtlingsarbeit wie z. B. Heckinghausen aktiv, wenn es Menschen in unserer
Gemeinde gibt, die sich der Bedürftigen annehmen und deshalb in den Läden
ringsum die nicht mehr verkäuflichen Lebensmittel abholen und weitergeben, dann
wird in unserem Stadtteil Gottes Handeln gesehen.
Für dieses Sehen dürfen wir auch ruhig mal über die Gründe
für unseres Handeln reden. Schließlich „zündet
niemand eine Lampe an und stellt sie dann unter ein Gefäß. Im Gegenteil: Man
stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt“.
Wenn wir also aus diesem Gottesdienst herausgehen, wenn wir
das Gebäude Kirche verlassen, dann endet unser Reden von Gott nicht. Wir sind
das Licht der Welt. Nicht das Licht der Kirche. Wir dürfen zeigen, woran wir
glauben. Denn wir wissen, dass allein Gott die Macht hat, diese Welt zu
verändern. Mit diesem Wissen sind wir Leuchttürme für die Menschen in unserer
Umgebung. Leuchttürme, die den Weg zeigen im rauen Meer des Alltags.
Leuchttürme, die auch Warnung sein können, sich im Lebensweg nicht zu verirren.
Wir Christen haben eine Vorbildfunktion. Wir stehen an der
Seite der Schwachen, wir mischen uns ein, wenn Politik menschenunwürdig wird,
wir stärken den Rücken derer, die nicht alleine gerade stehen können.
Das alles trotz unserer eigenen Unzulänglichkeit. Wie wir ja
schon aus dem Heidelberger Katechismus wissen:
Frage 5
Kannst du das alles
vollkommen halten?
Antwort:
Nein, denn ich bin von
Natur aus geneigt,
Gott und meinen
Nächsten zu hassen.
Aber in der Schriftlesung 1. Joh 1, 9 haben wir auch gehört „Doch wenn wir unsere Sünden bekennen,
erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und
reinigt uns von allem Unrecht, ´das wir begangen haben`.“
Deshalb sind wir Licht der Welt. Deshalb leben wir mit der
Zusage Jesus.
Und deshalb sollen wir Lichter sein, „die man sieht,
Lichter, die wärmen, und Lichter, die anderen den Weg zeigen.“
Zum Abschluß
Wir leuchten für Gott
Wenn uns also gelingt Salz der Erde, Licht der Welt zu sein
dann „soll auch euer Licht vor den
Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel
preisen.“
Nicht das jetzt daran gedacht wird, dass wir ein besonderes
Ansehen unter den Menschen bekommen. Oder für unser Handeln extra belohnt
werden. Das wäre sicher manchmal schön, die Anerkennung zu erfahren, aber das
ist es nicht, warum wir Salz und Licht sind.
Zwei Dinge sind entscheidend.
Zunächst die „guten
Werke“. Ich habe bei Barclay gelesen, das das griechische Wort ‚kalos’ an
dieser Textstelle steht. Das Wort drückt aus, das etwas nicht nur gut, sondern
auch anziehend und schön ist. Christliche Werke, unser Handeln sind also etwas,
dass andere Menschen nicht abstößt. Im Gegenteil, es ist so attraktiv, das sie
mehr davon haben und wissen wollen.
Ich denke da immer an eine Jugendfreizeit, auf der ein
Teilnehmer mitfuhr, der vorher noch nie in der Bibel gelesen hatte geschweige
denn von Gott und Jesus gehört hatte. Scheinbar undenkbar heutzutage 14 Jahre
lang ohne zumindest etwas Wissen über Gott leben zu können, aber das war bei
ihm tatsächlich so. Und nach den ersten Bibelarbeiten konnte er nicht anders,
sondern las regelmäßig in der Bibel, fragte uns Mitarbeiter Löcher in den
Bauch. Im Anschluss an die Freizeit traf er sich regelmäßig zu einem kleinen
Glaubenskurs. Biblische Worte und christlich handelnde Mitarbeiter waren für
ihn so anziehend geworden, dass er mehr davon wollte.
Wir Mitarbeiter waren fröhlich damit. Wir wussten, dass wir
Auslöser für die Entwicklung des Jugendlichen waren, aber vor allem wussten
wir, wem dafür zu danken war: Jesus Christus. Er hat das Herz des Jugendlichen
geöffnet. Hat in sein Herz hineingeschrieben.
Und das ist das zweite Entscheidende in diesem Vers.
Den „Vater im Himmel
preisen.“
Bei allem, was wir tun sollen wir die Aufmerksamkeit nie auf
uns lenken. Wir sollen aufmerksam machen auf den, der unser Handeln erst
ermöglicht. Unser Vater im Himmel.
In Frage 91 des Heidelberger Katechismus wird nach den guten
Werken gefragt. „Was sind denn gute
Werke?
Allein solche, die aus
wahrem Glauben nach dem Gesetz Gottes ihm zur Ehre geschehen und nicht solche,
die auf unser Gutdünken oder auf Menschengebote gegründet sind.“ lautet die Antwort.
Gott zur Ehre. Gott loben. Ihn preisen. Das steht über
allem.
„Christen sollen nicht daran denken, was sie getan haben,
sondern daran, was Gott durch sie getan hat…sie sollen die Augen (der Menschen)
auf Gott lenken.“ schreibt Barclay.
In diesem Sinne: Machen wir uns auf. Hinein in unsere
Familie, unsere Arbeit, unseren Stadtteil. Seien wir Salz und Licht. Verändern
wir diese Welt.
Gott zur Ehre!
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere
Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.