Sonntag, 29. Dezember 2013

Lobt Gott

Moin zusammen,

"Lobt Gott, er ist treu". So steht es in unserem Gemeindebrief zum heutigen Predigttext aus Jesaja.
"Lobt Gott, er ist treu", durften wir an Weihnachten erleben.
Aber lest selber...

Fröhliche Grüße
Bernd



Lieber Vater, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm Heiliger Geist. Amen

Liebe Gemeinde,

‚Lobt Gott, er ist treu.’ Gerade jetzt, kurz nach dem Weihnachtsfest, haben wir das stark vor Augen.
‚Lobt Gott, er ist treu.’ Dieser Aufruf steht auch für den heutigen Sonntag als Überschrift für die Predigt im Gemeindebrief.
‚Lobt Gott, er ist treu.’ Jesaja 49, 13-16.
Auf Seite 703 der Gottesdienstbibel im Alten Testament.

13 Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.
14 Zion aber sprach: Der HERR hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen.
15 Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.
16 Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.

Vier Verse, vier Gedanken.

 13 Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.

So beginnt unser Text. Und es klingt, gerade jetzt nach Weihnachten, wie ein Neuanfang. Alle Not, alles Elend, alle Sorge sind vergessen. Nicht nur vergessen, sondern sogar aufgelöst, ausgelöscht, nicht mehr vorhanden. Jauchzen, freuen und loben breitet sich aus, weil Trost und Erbarmen in die Welt gekommen sind.
Nicht verwunderlich das hier ein Zusammenhang zwischen Altem und Neuem Testament besteht. Steht doch kurz vor unserem Text das 2. Gottesknechtlied, das mit „Der Knecht…wird zum Licht der Heiden“ (Jes. 49,6) endet. Die Verbindung zu Jesus, der von sich im Johannesevangelium als ‚Ich bin das Licht der Welt’ redet, ist offensichtlich. Und so wie über 500 Jahre vor Jesu Geburt den Israeliten im Exil Hoffnung zugesprochen wird, so wird es zu Jesu Geburt den Hirten zugerufen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren“ (Lk2, 10f). Der Heiland, dessen Lebensgeschichte bis in unsere Gegenwart reicht. Der Heiland, der gekommen ist zu trösten, zu erbarmen. Der Heiland, der Licht in das Dunkel unseres Lebens bringt. Damit auch wir einstimmen können in das Jauchzen und Freuen und Loben. Das, was zu Zeiten des Alten Testaments seinen Anfang nahm und immer wieder neu prophezeit wurde ist für uns an Weihnachten Gewißheit geworden. Gott ist treu. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3,16)


14 Zion aber sprach: Der HERR hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen.

Gott ist treu? Kann das anlässlich Vers 13 noch bejubelt werden, so sieht es jetzt schon anders aus. Klar – die Israeliten sind im Exil. Die schönen Worte ihres Propheten hören sie wohl, allein der Glaube daran fehlt. Zu sehr sind sie in Not, Elend und Sorge gefangen. Sie wissen nicht, wie es mit ihnen weitergehen soll, was aus ihrem Volk wird. Gottes Verheißungen haben sie zwar vor Augen, können sich auch an manche seiner mächtigen Taten erinnern. Und doch hat sie Hoffnungslosigkeit ergriffen angesichts ihrer Lage. Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Verlassen fühlen sie sich – auch von ihrem Gott.
Ein kurzer Zeitsprung: Noch nicht mal eine Woche ist Heiligabend vorbei. Wir haben die Geburt unseres Retters gefeiert. Haben im Lebenszeichengottesdienst einen Blick in die Zukunft gewagt. Aufbruch stand uns bevor. Hoffnung machte sich breit. Freude überstrahlte den Alltag. Und was ist geblieben? Ich denke es ist nicht vermessen zu sagen, das bei dem ein oder der anderen der Alltag mit allen Schwierigkeiten wieder Einzug gehalten hat. Not, Elend und Sorge sind zurückgekehrt. Die Feiertage liegen hinter uns, die Sorgentage beginnen. Jede Generation hat dabei ihre eigenen Sorgen. Und zu bewerten, welche Sorge angebracht oder nicht angebracht ist, steht keinem von uns zu.
Auch unter den Israeliten damals wird es unterschiedliche Meinungen zum Exil gegeben haben. Eine Meinung aber scheint übergreifend gewesen zu sein: ‚Der Herr hat mich verlassen’.
Und damit stehen sie nicht alleine da in der langen Geschichte mit Gott. Jesus selbst ruft es am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mat. 27,46). Und wie oft rufe ich es, wenn ich hilflos vor einer Situation stehe. Zu allen Zeiten sprachen und sprechen Menschen diesen einen Satz. Und ich denke, dass ist gut so. In Anbetracht der Hilflosigkeit von mir als Mensch drückt dieser Satz alles aus, was ich bin und brauche: Ich spreche mein Alleinsein an, mein überfordert sein. Ich offenbare meine Schwäche. Und doch rede ich mit dem, der alles geschaffen hat, werfe ihm meine Sorgen vor die Füße, klage ihn an. Und zeige damit letztlich: ich glaube an dich, Du wirst mir helfen.
Der Prophet lässt diese Hilflosigkeit nicht außer Acht. Er redet sie nicht klein. Im Gegenteil, er nimmt sie auf in seinen Text. Ist Gott wirklich treu? Diese Frage lässt er zu.

15 Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.

Eigentlich unvorstellbar der erste Teil dieses Verses. Ich erlebe im Freundes- und Bekanntenkreis gerade mehrere Geburten. Babys, die schon geboren sind, Babys, die bald geboren werden. Und jedes Mal, wenn die Eltern von ihnen erzählen geht ein Leuchten über deren Gesicht. Es ist die Freude über das Wunder der Geburt, die Vorfreude auf das, was da kommen wird. Ich habe ja selbst drei Töchter, und bin immer noch fasziniert, was Gott meiner Frau und mir da für Geschenke mit gemacht hat. Aber ganz ehrlich: manchmal gab und gibt es Momente, wo ich mir dann doch den ersten Teil dieses Verses vorstellen kann. Wo Elternsein eben nicht nur Glück verheißt, sondern einfach nur nervig und anstrengend ist. Wo ich meine Töchter viel lieber sich selbst überlassen hätte, statt wieder aufzustehen oder dies oder jenes für sie zu erledigen. Mein Kindlein vergessen? Ja, das kann tatsächlich vorkommen, selbst wenn es kaum vorstellbar ist.
Und als unser Predigttext geschrieben wurde hatte ein Kind, und vor allem ein Sohn, einen fast noch höheren Wert. Der Prophet nimmt also ein ganz starkes Bild, um zu zeigen, wie verlässlich Gott ist. Wenn schon die Vorstellung, das eine Mutter ihren Sohn vergisst, kaum vorstellbar ist – um wie viel weniger soll es dann vorstellbar sein, das Gott sein Volk, seine Menschen vergisst? Selbst wenn das menschlich Unvorstellbare geschähe, selbst dann wäre auf Gott noch Verlaß.
„Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.“ heißt es im 2. Kor. 1,20. Jetzt, kurz nach Weihnachten, dürfte uns das am stärksten zeigen, das auf Gott Verlaß ist. Jesus ist geboren. Für dich und mich. Auch als Zeichen von Gottes Verlässlichkeit. Lobt Gott, er ist treu.


16 Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.

Das damalige Jerusalem, von dem nicht mehr viel zu sehen war. Bis auf die Mauern zerstört. Und doch, Gott hat dieses Jerusalem immer vor Augen. Nicht nur dieses zerstörte Jerusalem, sondern auch sein Volk. In seine Hände hat er es gezeichnet. Wie es damals wohl oft im Orient gemacht wurde, dass sich Menschen das Antlitz ihrer Geliebten in die Hand tätowierten. Gott zeigt seine Nähe zu seinem Volk. Mir fällt Jeremia 31,33 ein: „das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.“ Ins Herz gegeben, mitten hinein in das pulsierende Leben. An Weihnachten mit der Geburt Jesu auch uns in Heckinghausen nahegebracht. Die Verlässlichkeit Gottes von der ich soeben sprach ist sichtbar gemacht worden. Damals in seiner Hand, heute in der Krippe.
Und für uns hier sehe ich noch eine andere Zusage in diesem Vers. „Deine Mauern sind immerdar vor mir“ wird gesagt. Die Mauern, die mich hindern auf Gott zuzugehen. Die Mauern, die mich hindern mit meinen Mitmenschen in Frieden zu leben. Die Mauern, die mich hindern mit mir selber im Reinen zu sein. All diese Mauern sieht Gott. Nicht nur kurzzeitig, nein: immerdar! Und er setzt alles daran, das ich lerne, diese Mauern abzutragen, sie zu überwinden. „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ heißt es schon in Psalm 18,30. Er ist es, der mir die Kraft dazu schenkt. Von sich aus. Denn: Er ist treu.

Wir kommen von Weihnachten, haben es noch ganz frisch in Erinnerung. Jesus in der Krippe, geboren für uns. Und wir machen uns mit ihm auf den Weg bis Ostern. Ein langer Weg bis dahin. Für Jesus, aber auch für uns. Nur das für ihn der Tod am Ende steht und dadurch für uns die Rettung.

Wahrhaftig. Lobt Gott, er ist treu.

Amen

Sonntag, 10. November 2013

"Was dran ist und was zu tun ist..."




Moin zusammen,

wozu einen der Internetblog der Kirchenleitung der EKiR manchmal bringt. Diesmal zum Einstieg in die Predigt heute.

Fröhliche Grüße
Bernd


Lieber Vater, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm Heiliger Geist. Amen

Liebe Gemeinde,

weiter geht es in unserer Predigtreihe zu Kolosser. Heute Kolosser 3, 1-11. Durch Christus verändert. Auf Seite 240 der Gottesdienstbibel im Neuen Testament.

Der alte und der neue Mensch

1 Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.
2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
4 Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.
5 So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.
6 Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
7 In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet.
8 Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde;
9 belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen
10 und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat.
11 Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.

„Was dran ist und was zu tun ist…“ überschreibt der Präses der EKiR Manfred Rekowski seinen unregelmäßigen Beitrag im Internetblog der Kirchenleitung (praesesblog.ekir.de). Darin sagt er: „Schaut man auf das, was dran ist, dann wissen wir ziemlich genau, was zu tun ist.“ Er erkennt dass „wir vor einem Dilemma stehen: wir müssen die anstehenden finanziellen Probleme verantwortungsvoll lösen, damit wir unseren Auftrag erfüllen können.“
Dazu gibt es vielfältige Ansätze in der EKiR, unter anderem eine Werkstatt Zukunftsfähigkeit in der „ein Teil der Teilnehmenden entschlossen am Bild der Kirche von morgen malen wollte, der andere Teil endlich damit beginnen, die ungelösten finanziellen Probleme anzupacken, die unsere Handlungsfähigkeit gefährden.“ In der Werkstatt nannte Rekowski denn auch die Ziele der Kirchenleitung bis 2025: „„Im Jahr 2025 sind Gemeindeglieder in der Evangelischen Kirche sprach- und auskunftsfähig über ihren Glauben und setzen in ihrem Engagement eine weltoffene missionarische Haltung um.“ „Außerdem soll die evangelische Kirche eine gesellschaftlich und politisch deutlich wahrnehmbare Stimme sein. Sodann unterbreitete der Präses den Teilnehmenden der Werkstatt Zukunftsfähigkeit acht Vorschläge für mögliche Entscheidungskriterien.“

In keinem der acht Vorschläge steht eines der Worte: Gott, Christus oder Heiliger Geist.

„Was dran ist und was zu tun ist…“

„Was dran ist und was zu tun ist…“ so könnte auch der heutige Predigttext überschrieben werden.

1 Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.
2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
4 Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.

Was dran ist, was zu tun ist ergibt sich daraus, dass ich als Christ mit Christus auferstanden bin, nämlich nach dem zu suchen, was droben ist, nicht nach dem trachten, was auf Erden ist.

Aber was bedeutet das: Als Christ mit Christus auferstanden. Das ist auf den ersten Blick doch ein Satz, wie gemalt. Mit Christus auferstanden – wow. Als Christus auferstanden ist, hat er mich direkt mit auferstehen lassen. Was soll ich da noch suchen, was droben ist. Ich bin doch schon bei Christus. Bin doch schon droben.

Ganz so ist es dann doch nicht. Das merke ich ja auch. Wenn ich mich so umsehe, sieht das für mich nicht so aus, als wäre ich in der Nähe zur Rechten Gottes. Ich sehe die Unzulänglichkeiten, die sich in dieser Welt abspielen. Sehe die Auswirkungen, die „Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht“ auf unsere Gesellschaft haben. Muß auch immer wieder schmerzvoll erfahren, dass „Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte“ nicht nur „aus eurem Munde“ kommen, sondern vor allem aus meinem eigenen Leben nicht verschwunden sind. „Den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen“ – das ist doch oft nicht sichtbar für andere.

Kann ich dann davon reden, mit Christus auferstanden zu sein?

Ja ich kann. Denn das ist das Geschenk in diesem Text: „mit Christus auferstanden… Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.

So wie Christus am Kreuz für meine Sünden gestorben ist, sie ins äußerste Meer geworfen hat, so hat er mich in seiner Auferstehung, seiner Himmelfahrt mitgenommen zu Gott. Ich bin droben schon angekommen. Dank sei Christus.

Wolfgang Vorländer hat das in einer Geschichte wunderschön ausgedrückt: „Wenn ein Ertrinkender von einem Rettungsschwimmer gerettet wird, dann umklammert der Rettungsschwimmer den Ertrinkenden mit einem speziellen Griff von hinten und zieht ihn so mit sich. Genau das ist bereits mit allen, die Jesus ihr Leben überlassen haben, geschehen: Es ist bereits geschehen in der Auferstehung Jesu. Und kein Ertrinkender wird sagen: Was macht der da mit mir, ich kann mich ja gar nicht frei bewegen! Sondern das genau ist seine Rettung.“

Und weil ich von diesem droben etwas mitbekommen habe, weil ich von Jesus gerettet wurde, darum möchte ich in meinem Leben Veränderung. Veränderung, die nicht von mir ausgeht, sondern von Christus.


Vom ‚Droben’ und ‚Drunten’

Aber nicht das wir uns falsch verstehen: nur nach droben blicken ist nicht zu verwechseln mit als Hans-guck-in-die-Luft durch das Leben zu gehen.
Wer ständig nach droben schaut gerät zu schnell ins Stolpern, weil er die einfachen Dinge, die auf seinem Lebensweg liegen nicht wahrnimmt und darüber stolpert.

Was ist mit dem Droben denn gemeint? Vielfach wird es doch so verstanden, das Gott da irgendwo über uns ist, wir mühsam mit einer Leiter zu ihm raufklettern müssen und wenn wir zwischendurch einen Fehler machen, dann schüttelt er ein bischen und wir rutschen ein paar Sprossen weiter nach unten.
Dabei hat dieses Droben doch einen ganz anderen Charakter. Es geht um die Ausrichtung meines Christseins. Mich daran auszurichten, was Jesus mir als Verhaltensweisen vorgelebt und gezeigt hat. Die Frau am Brunnnen, der barmherzige Samariter, die Hochzeit zu Kanaa – all das sind Beispiele dafür.
Jesus Umgang mit seinen Jüngern: klare, auch traurig machende Worte. Zu Petrus zum Beispiel (Du wirst mich dreimal verleugnen), aber ebenso die wertschätzenden, liebevollen Zusagen an ihn (Hüte meine Schafe).
Dieses Ausrichten steht oft im Widerspruch zu dem, was die Welt lehrt: Statt Ellenbogendenken, Konkurrenzgebahren und Profitgier steht Jesus für etwas gänzlich anderes: Liebe, grenzenlose Liebe von ihm zu uns Menschen. Und dazu ermuntert er uns immer wieder.


Bei „Droben“ sollten wir nicht ortsbezogen denken, sondern immer an die grenzenlose Liebe Gottes zu mir als Mensch. Ich bin sein Kind, von ihm geliebt und angenommen.

Und weil ich von diesem droben etwas mitbekommen habe, weil ich von Jesus gerettet wurde, darum möchte ich in meinem Leben ‚“drunten“ Veränderung. Veränderung, die nicht von mir ausgeht, sondern von Christus.


Vom ‚alten’ und vom ‚neuen’ Menschen

Wie schon mal erwähnt: „Den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen“ – das ist doch oft nicht sichtbar für andere.

Veränderung geschieht meist nicht abrupt sondern Schritt für Schritt. Wie ich beim Wandern auch nicht mit größter Geschwindigkeit beginne den Berg hinaufzurasen, damit ich auch für die schwierigeren Wegpassagen weiter oben noch Kraft genug habe, so brauche ich auch auf meinem Weg Jesus immer mehr nachzufolgen oft auch Zeit. Nicht jeder ist ein Paulus, nicht jede schafft so schnell Veränderung, nicht jeder bekommt so schnell Veränderung geschenkt. Ich fühle mich manchmal eher wie ein Petrus, der immer wieder zurückgeworfen wird in seiner Beziehung zu Jesus. Und trotzdem bin ich, wie er, gewiß: Jesus verändert mich.

Sollte ich das Gefühl haben, das doch nicht immer alles so klappt, wie es eigentlich von Gott vorgesehen ist, das meine Verhaltensweise sich eben nicht dem nähert, was droben ist: ich darf gewiss sein, das Jesus mich trotzdem angenommen hat, das ich bei ihm geborgen bin. Und das ich deshalb einen neuen Anlauf nehmen darf.

Einen neuen Anlauf nehmen, das ist allerdings eine Voraussetzung um den heutigen Bibeltext umsetzen zu können. Hier sind wir gefordert. „Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht“ Unser ganzes Leben ist davon betroffen. Familie, Freundeskreis, Arbeitskollegen. Schule, Sportverein. Politik und Wirtschaft. Was das heißt wird oft auch unterschiedlich ausgelegt, unterschiedlich bewertet. Für den einen ist es das ‚Laut Stellung beziehen’, für die andere das ‚Stille im Kämmerchen beten’. Entscheidend ist aber immer der Wille zur Veränderung, die Frage nach dem, was Gott für mein Leben vorgesehen hat. Was würde Jesus tun? Jetzt, an meiner Stelle.

„Suchen, was droben ist, bedeutet gerade unter den heutigen Bedingungen nicht Weltflucht, sondern Zukunftsgestaltung – denn die Handlungsmaximen des „alten Menschen“ mit seiner Profitorientierung und seinen manipulativen Methoden der Vorteilsnahme stellen das Fortbestehen unserer Welt zunehmend in Frage…Was die Ausrichtung an Christus - personal und global - für das soziale Zusammenleben bedeutet [wissen wir aus den Evangelien]: Nicht Konfrontation, Konkurrenz und Besitzstreben, sondern friedliche Koexistenz, Vergebung und Versöhnung eröffnen den Weg in eine bestandsfähige Zukunft.“ schreibt Friedhelm Schneider.

Damit letztlich gilt:
Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.

In heutigem Deutsch:
Da ist nicht mehr Mann oder Frau, Jung oder Alt, Europäer, Afrikaner, Arbeiter, Akademikerin, sondern alles und in allen Christus.

Oder wie es in 1. Timotheus 2,4 heißt
„Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

Nicht erst 2025.

Amen

Dienstag, 22. Oktober 2013

Petrus - ein Mensch wie Du und ich

Moin zusammen,

gestern abend - Männerkreis in Heckinghausen. Zusammen mit dem Männerkreis der BK-Gruppe Barmen. Knapp 30 Männer, lecker Riefkoken med Appelmoos und danach das Leben des Petrus. Genuß für Magen und Herz.

Fröhliche Grüße
Bernd


Gedanken zu Lk 22

Warum gerade dieser Text, werden sich einige von euch bestimmt fragen. Warum gerade diese bekannte Geschichte, die doch in Krinte und Jugendgruppen in regelmäßigen Abständen durchgenommen wurde.
Zum einen, weil jeder von euch, ob er nun viel mit Gott und der Bibel anfangen kann oder nicht, sich unter Petrus jemanden vorstellen kann, weil Petrus nichts Abstraktes ist, kein Übermensch, sondern jemand, der aus dem normalen Leben entspringt. Petrus ist einer, der schnell zornig, ja sogar jähzornig wird, jemand, der schnell zu begeistern ist und dann voll hinter einer Sache steht, aber genauso auch tief fällt, wenn er sich im Stich gelassen fühlt. Petrus ist ein Mensch wie Du und ich.
Und deshalb können wir viel von ihm und seinem Umgang mit Jesus lernen.
Hören wir doch einmal, wie die Geschichte mit der Verleugnung begann.

Lk. 22, 34
"34Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, bevor du dreimal geleugnet hast, daß du mich kennst."

Allein dieser Vers hat es schon in sich, Ganz klar wird deutlich, das Petrus niemand unbekanntes ist. Im Gegenteil, Petrus ist Jesus gut bekannt, sie sind schon seit längerem zusammen durch die Gegend gezogen, haben ihr Leben miteinander geteilt. Jesus kennt Petrus - weiß genau, wie er in bestimmten Situationen reagieren wird. Nicht nur, weil er Gottes Sohn ist, sondern auch durch die Erfahrung im Zusammenleben mit ihm. Deshalb kann Jesus die Verleugnung vorwegnehmen, kann Petrus schon einmal darauf vorbereiten. Auch wenn es für Petrus hart ist, Jesus so offen reden zu hören.
Petrus steht für uns. Auch wir werden von Gottes Wort so getroffen wie er. Auch wir fühlen uns oft bevormundet und von Gott zu Marionetten degradiert. Auch wir sind Jesus bekannt - sogar nicht nur ge- sondern auch erkannt. Wir sind nicht nur flüchtige Bekannte für ihn, sondern Menschen, die er durch und durch kennt. Und eben deshalb kann er uns auch auf den Kopf zusagen, wo wir ihn verleugnen. Und genauso wie Petrus bleibt uns keine Chance zum reagieren, und deshalb wenden wir uns so oft von Jesus ab, weil wir seine Offenheit, die Wahrheit also, nicht ertragen können.
Aber zurück zu Petrus, wie geht seine Geschichte weiter.


Lk. 22, 54 - 55
"54 Sie ergriffen ihn aber und führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohepriesters. Petrus aber folgte etwas entfernt. 55 Da zündeten sie mitten im Hof ein Feuer an und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich mitten unter sie.

Petrus ist hier wieder zu sehen in seiner Paraderolle. Die des mutigen Helden, der forsch voranstürmt, ohne sich um irgendetwas zu scheren. Hier kommt der Heißsporn in ihm zum Ausdruck. Er ist neben einem anderen nicht genannten Jünger der einzige, der sich traut Jesus nach seiner Festnahme zu folgen. Und das sogar bis hinein in das Haus des Hohepriesters. Ein Haus, das nicht wie jedes normale war, sondern eben das des geistigen Führers der Juden. Er begibt sich also auf Gegners Terrain. Gibt seinen Heimvorteil der Straße auf, um Jesus zu folgen.
Warum folgt er ihm überhaupt? Ich denke das es zum einen die Hoffnung ist, Jesus doch noch befreien zu können, ihn zur Vernunft bringen zu können, was ihm im Garten Gezemaneh bei Jesu Festnahme nicht gelungen ist. Zum anderen aber auch, Jesus zu zeigen, das er nicht allein ist, bei dem, was ihm nun bevorsteht.
Petrus geht auch nicht her und folgt Jesus heimlich. Offen und stolz folgt er, geht - von allen Seiten zu sehen - entschlossenen Schrittes durch den Torbogen und auf die Leute zu, die mitten im Hof ein Feuer entzündeten. Er erinnert sich bestimmt daran, dass er Jesus einmal gesagt hat "Und wenn ich mit dir sterben müßte, wollte ich dich nicht verleugnen". Er verhält sich genauso in dieser Szene. Mutig, beherzt hat er im Garten Gezemaneh zum Schwert gegriffen - und hätte umkommen können. Mutig, beherzt tritt er nun in des Gegners Haus auf - und könnte festgenommen werden als Nachfolger Jesus, als Schlächter von Gezemaneh. Stolz und treu wie wir es aus alten Heldenfilmen kennen, wie es früher als heroisch galt, tritt er auf. Bei einer Verfilmung seines Lebens, würde ich ihn in strahlendem Licht auftreten lassen, klassische Musik, am besten Wagners Götterdämmerung dazu spielen lassen. Petrus - der personifizierte Stolz, die menschgewordene Ehre. Der letzte Überlebende aus Jesu Zeit des Wirkens, des Umherziehens durch Israel. Wenigstens einer, der ihm noch folgt. Der andere Jünger muß schon verschwunden sein, er kommt nicht zu Wort, er ist nicht zu sehen. Nur noch Petrus bleibt über.
Schnitt - Klappe
Wer jetzt denkt es passiert etwas heroisches, wird von der Fortsetzung enttäuscht sein.

Lk. 22, 56 - 60
56 Da sah ihn eine Magd am Feuer sitzen und sah ihn genau an und sagte: Der war auch mit ihm zusammen. 57 Er aber leugnete und sagte zu der Frau: 58 Ich kenne ihn nicht. Bald darauf sah ihn ein anderer und sagte: Du bist auch einer von denen. Petrus aber antwortete: 59 Mensch, ich bin's nicht. Ungefähr nach einer Stunde bekräftigte es ein anderer und sagte: Ganz sicher, er war auch mit ihm zusammen; denn er ist Galiläer. 60 Petrus aber sagte: Mensch, ich weiß nicht, was du meinst. Und während er noch redete, krähte schon der Hahn."

Petrus fängt an zu lügen, vielleicht aus Angst, vielleicht weil er sich plötzlich schämt, vielleicht nur, um die Prophezeiung zu erfüllen. Konfrontiert mit der Meinung der Magd, einer Frau oder - für  die damalige Zeit besser - einen Weibsrock bricht er aus aus seiner Starrolle. Er leugnet Jesus.
Und das nicht nur einmal, nein dreimal gibt er vor, Jesus nicht zu kennen. Wie sehr deckt sich das doch mit unserem Leben. Wie oft haben wir Jesus schon geleugnet? Bestimmt haben sich die meisten von uns während der Krinte vorgenommen, Jesus nachzufolgen, weil wir es überzeugen fanden, wie unser Pfarrer von ihm sprach, weil wir auf Freizeiten plötzlich so ein tolles Gefühl in uns aufsteigen spürten, weil wir staunten, wie Jesus mit den Menschen umging und wir von ihm ebenso behandelt werden wollten.
Doch meistens sind wir doch immer wieder zum Petrus geworden. Wir haben lauthals unseren Glauben bekannt, wenn es darum ging, in Krinte, Gruppe oder auf Freizeit etwas Kluges zu sagen, aber in unserem Alltag, in Schule, Beruf und Familie sind wir dann doch kleinlaut geworden und haben Jesus ins Abseits gestellt, verleugnet, weil wir nicht mit dem Makel "religiös veranlagt" leben wollten, weil wir uns mit den Anforderungen Jesus nicht auseinandersetzen, ihn nicht Teil unseres Lebens werden lassen wollten.
Petrus steht auch ganz genau an diesem Punkt. Doch dann passiert etwas, das ihn zum Nachdenken bringt.

Lk. 22, 61 - 62
 "61 Da wandte sich der Herr um und sah Petrus an. Und Petrus dachte daran, wie der Herr zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht. wirst Du mich dreimal verleugnen. 62 Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich."

Jesus sieht also Petrus an. Er sagt nichts, er macht Petrus keine Vorwürfe, er sieht ihn nur an. Und wir sehen wieder: Jesus kennt Petrus. Er braucht nicht mit ihm reden, er versteht auch so, was in ihm vorgeht. Genauso ergeht es uns auch. Jesus wirft uns nicht vor, wie wir uns ihm gegenüber verhalten haben. Er fängt nicht an, mit uns zu streiten, er schaut uns nur an. Und ich glaube, in seinen Augen sind Tränen. Wie wir darüber weinen, weil Beziehungen auseinandergehen, weil Freundschaften zerbrechen oder Menschen sterben, so weint Jesus um uns. Um jeden einzelnen von uns.
Weil wir uns von ihm entfernen, weil wir nicht sehen wollen, das er für uns gestorben ist, mit uns eine Beziehung will.
Petrus erkennt das. Genau in der Sekunde, als Jesus ihn ansieht erinnert er sich der Worte Jesus "Du wirst mich verleugnen" und ebenso an seine anmaßende Antwort "Ich - niemals". Und plötzlich bricht es aus ihm hervor. All das, was sich in letzter Zeit in ihm angestaut hat. Sein Ärger darüber, das Jesus doch nicht so stark ist, wie er glaubte, sein Ärger, das Jesus so bedingungslos, kampflos kapitulierte, sein Ärger, plötzlich sämtlicher Zukunftspläne beraubt zu sein. Petrus sieht dies alles - und fängt bitterlich an zu weinen. Petrus - ein Mann - weinend - vor einer Frau - einer Magd, wie tief ist er gesunken. Doch er kann nicht aufhören. Immer stärker bricht es aus ihm hervor. Immer mehr Tränen, mehr Schluchzen. Mittlerweile nicht mehr nur aus Ärger, sondern auch aus Erkenntnis. In ihm steigt immer mehr das auf, was wir auch kennen. Wir erkennen nämlich oft genug unsere eigenen Schwächen, ärgern uns über sie, werden wütend und aggressiv oder aber betrübt und depressiv. Und genau das stellt Petrus gerade fest. Er erkennt seine eigene Schwäche. Und das ist ganz schön traurig für ihn. Auch für uns. Sich eingestehen müssen, das Schwächen vorhanden sind, das nicht alles Gold ist, was an uns glänzt. Auch wir müßten uns Petrus anschließen und weinen.
Wir wissen nicht, wie Petrus aus dieser Situation herausgekommen ist - Ist er einfach gegangen, hat er noch jemanden getroffen, mit ihm oder ihr geredet, war vielleicht sogar die Magd Stütze in diesem Moment? Wie gesagt, wir wissen es nicht.
Dafür steht aber im Johannesevangelium

Joh. 21, 15 - 17
"15 Als sie nun das Mahl gehalten hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als diese mich haben? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer" 16 Da sagte er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich habe. Jesus sagte zu ihm: Hüte meine Schafe. 17 Da sagte er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm gesagt hatte: Hast du mich lieb?, und antwortete ihm: Herr, du weißt alles, du weißt doch, daß ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!"

Hier wird klar, was aus Petrus geworden ist. Trotz aller bitterer Erfahrungen, aller Trauer und Schmerzen. Petrus ist bei Jesus geblieben, hat seine Schwachheit erkannt und angenommen, weiß sich in Jesus geborgen.
Und so wie Petrus Jesus verleugnet hat, so geht nun Jesus her und vergibt ihm. Nach dreimaliger Verleugnung nun dreimalige Vergebung. Und dazu ein direkter Vertrauensbeweis "Hüte meine Schafe". also kümmere dich um das, was mir lieb ist. Ich vertraue dir.
Petrus hat viel gelernt, seit er Jesus kennengelernt hat. Er hat sich selbst erkannt, hat seine Schwäche eingestanden, und vor allem gesehen, das Jesus bedingungslos zu ihm steht, ihn immer und überall begleitet und leitet. Ein kurzer Blick hier, ein leises Wort dort, Jesus ist allezeit da.
Wollen wir uns auch darauf einlassen?

Dienstag, 17. September 2013

Farbe bekennen

Moin zusammen,

rot-rot-grün; schwarz-gelb, schwarz-grün...
Nächsten Sonntag ist es wieder soweit: Farbe bekennen!
Dabei wissen viele noch gar nicht, wozu sie sich politisch bekennen wollen.
Da kommt in mir die Frage auf: Ist 'bekennen' heute noch in?  Was heißt 'bekennen'?

Fröhliche Grüße
Bernd




Bekenntnis – bekennen

Ist das heute noch gefragt?

Ich bekenne…mich schuldig?!
Ich bekenne…Farbe?!
Ich bekenne…mich zu meinen Kindern?!

Zu meinen Fehlern stehen; offen sagen, was ich denke; auch in schwierigen Momenten den Kindern Halt geben.

Ich bekenne…meine Sünden!?
Ich bekenne…meinen Glauben!?
Ich bekenne…mich zu Jesus Christus!?

Vor Gott und mir Schwächen eingestehen; meine Erlebnisse mit Gott anderen Menschen mitteilen; durch Jesus gehalten in dieser Welt leben.

Das sollte heute gefragt sein!

Montag, 9. September 2013

Ordinationspredigt 21.07.2013



Moin zusammen,

und dann möchte ich natürlich neben der Kurzvorstellung auch dem Blognamen gerecht werden. Die erste Predigteinstellung...
Diese Predigt habe ich am 21.07.2013 anlässlich meiner Ordination gehalten. Die Bibeltexte entstammen der Neuen Genfer Übersetzung.
Hören könnt ihr die Predigt hier.

Übrigens: unter http://lebenszeichen.eu/html/gottesdienst.html könnt ihr fast alle Gottesdienste unserer Gemeinde aus dem laufenden Jahr hören.

Fröhliche Grüße
Bernd



Liebe Gemeinde,

weiter geht es in unserer Predigtreihe zu Matthäus. Heute Matthäus 8, 23-27 – Die Stillung des Sturmes. Auf Seite 239 der Gottesdienstbibel im Neuen Testament. Ich lese die Neue Genfer Übersetzung

Der Sturm auf dem See

23 Daraufhin stieg Jesus in das Boot; seine Jünger folgten ihm, und sie fuhren los.
24 Plötzlich brach auf dem See ein heftiger Sturm los, sodass das Boot fast von den Wellen begraben wurde. Jesus aber schlief.
25 Die Jünger stürzten zu ihm und weckten ihn. »Herr«, schrien sie, »rette uns, wir sind verloren!«
26 Aber Jesus sagte zu ihnen: »Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?« Dann stand er auf und wies den Wind und die Wellen in ihre Schranken. Da trat eine große Stille ein.
27 Die Leute aber fragten voller Staunen: »Wer ist das, dass ihm sogar Wind und Wellen gehorchen?«

Fünf Verse, fünf Gedanken

1. Daraufhin stieg Jesus in das Boot; seine Jünger folgten ihm, und sie fuhren los.

Israel, kurz nach der Bergpredigt.
Wunder geschehen. Aussätzige werden rein, Gelähmte gesund, Geister vertrieben.
Selbst ein Schriftgelehrter will Jesus nachfolgen.

Nachfolgen wollen auch die Jünger. Ohne zu zögern steigen sie hinter Jesus in das Boot.
In das Boot, das wohl ca. 9m lang, 2,5m breit und 1,25m hoch ist. Ausgestattet mit Mast, Segel und Platz für ca. 15 Personen. In 2010 wurde solch ein Boot in der Museumswerft Flensburg einmal nachgebaut. Beeindruckend. Für heutige Verhältnisse nichts anderes als ein kleine Nussschale.
Das Wetter scheint ordentlich, alles friedlich. Endlich aus der Menschenmenge raus, nur unter sich sein. Mit Jesus allein. Die Jünger freuen sich darauf. Eine lebensfrohe Gemeinschaft, die da aufbricht. Scherze werden gemacht, Familiäres ausgetauscht, die ein oder andere Glaubenserfahrung mitgeteilt, überlegt, was Jesus wohl mit der und der Aussage gemeint hat. Gut, Arbeit gehört auch dazu – losrudern, Segel setzen. Alltag halt. Und bei all dem Jesus mittendrin. Oder besser ‚auch anwesend’. Er hat sich nämlich rausgezogen aus dem fröhlichen Miteinander. Liegt jetzt in einer Ecke des Bootes und schläft. Tief und fest. Mittendrin, anwesend, aber nicht im Mittelpunkt.

Ich fühle mich an meinen Hauskreis erinnert: Zweimal im Monat treffen wir sechs Männer uns. Essen, trinken, reden, Familie, Glaube, Bibel… zwischendurch auch mal gemeinsam renovieren – Gott feiern, Leben teilen, für Menschen da sein – unser Gemeindemotto – wird dort mit Inhalt gefüllt. Und wenn es heißt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ so wissen wir Jesus im Hauskreis bei uns, reden mit und über ihn – aber manchmal kommt der leise Verdacht auf, das wir uns zwar auf Jesus einlassen möchten, mit ihm leben wollen, das aber nach außen, in den Alltag hinein, manchmal gar nicht so stark wahrnehmbar ist.
Und doch ist da unser Vertrauen, das Jesus uns begleitet, mit uns geht, für uns da ist. Es erscheint so nebensächlich, so klein, so bedeutungslos. Aber genau das macht es aus. Macht ihn aus. Eben bis in die Langeweile des Alltags hinein begleitet uns Jesus. Nicht nur in den Hoch- und Tiefzeiten, sondern auch da, wo scheinbar alles im Fluß ist, seinen geregelten Gang geht, wo Normalität herrscht.

Aber wie bei so vielen kleinen Dingen im Leben – was sie bedeuten merken wir erst, wenn sie dann fehlen. Dann erst wird uns ihre wahre Größe klar, ihre Bedeutung für unser Leben.

2. Plötzlich brach auf dem See ein heftiger Sturm los, sodass das Boot fast von den Wellen begraben wurde. Jesus aber schlief.

Ein heftiger Sturm kommt also auf. Von jetzt auf gleich. Am See Genezareth nichts Ungewöhnliches. Selbst in unseren Breiten kennen wir das mittlerweile. Denken wir nur zurück an das Hochwasser im Juni, an die Starkregen, die wir sogar hier in Wuppertal als ungewöhnlich erlebt haben. Bedrückend, wie es innerhalb kürzester Zeit sehr dunkel wird und dann die Naturgewalten losbrechen. Da kann einem schon mulmig werden. Angst und Bange kann einem werden.

Symbolisch kann ich diesen Sturm auch für mein Leben sehen. Von jetzt auf gleich aus der Bahn geworfen. Da teilte mir mein früherer Arbeitgeber mit: „Herr Böth, wir lösen ihre Abteilung auf“. Ohne Vorwarnung tauchte das wirtschaftliche Aus einer fünfköpfigen Familie vor meinem inneren Auge auf. Letzten Sommer sagt mir der Radiologe: „Herr Böth, ich rede nicht lange drum rum, sie haben einen Tumor in der Lunge.“ Diesmal steht nicht die wirtschaftliche Angst im Vordergrund, sondern Todesangst.

Als wir im Hauskreis über Stürme des Lebens sprachen stellten wir fest, das jeder von uns das anders wahrnimmt. Was ein richtiger Sturm ist und was ein Sturm im Wasserglas, ist auch abhängig von der eigenen Verfassung. Ob Arbeitslosigkeit oder Krankheit, familiäre Probleme oder beruflicher Misserfolg, Beziehungskrisen oder Selbstzweifel. Manchmal gelingt es gut mit den Stürmen fertig zu werden, sich rechtzeitig Schutz zu suchen, manchmal steht man sprichwörtlich im Regen, fühlt sich von allen verlassen und könnte Rotz und Wasser heulen. Das ist der Moment, wo dann auch Jesus zu schlafen scheint. Und er schläft ja auch tatsächlich. Er, der sich so geborgen fühlt bei Gott, seinem Vater, dass er trotz aller Turbulenzen schlafen kann. So geborgen möchte ich mich auch fühlen. Aber irgendwie klappt das nicht. Wie gesagt: manchmal kommt der leise Verdacht auf, das ich mich zwar auf Jesus einlassen möchte, mit ihm leben will, das aber nach außen, in den Alltag hinein, manchmal gar nicht so stark wahrnehmbar ist.



3. Die Jünger stürzten zu ihm und weckten ihn. »Herr«, schrien sie, »rette uns, wir sind verloren!«

Die Jünger verhalten sich da gar nicht so anders. Eben noch mit ihrem Alltag beschäftigt, in ihrem Kreis zufrieden und dann bricht dieser Sturm ganz unvermittelt über sie herein. Angesichts der Bedrohung durch den Sturm werden sie hektisch. Sie stürzen zu Jesus, rütteln und schütteln ihn, um ihn zu wecken, flehen ihn an: Rette uns!

Dem Ruf der Jünger habe ich mich in den eben genannten Situationen nur zu gern angeschlossen. Die Telefonnummer Gottes fällt mir dazu ein: 5015. In Psalm 50, 15 steht „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“. Not habe ich, verloren bin ich. Arbeitsplatz weg, Krebs auf dem Vormarsch. Wer außer Jesus kann mich da retten? Und wer außer Gott hat mir das versprochen? Not lehrt beten, heißt es. Wie wahr.

Und wenn wir Gebetsgemeinschaft haben im Hauskreis ist da oft die Fürbitte im Vordergrund. Die Bitte an Gott einzugreifen, die Stürme des Lebens zu stillen, Menschen aus den als schwierig erlebten Phasen zu retten und zu erlösen. Jesus rettendes Handeln wird da eingefordert. Schließlich hat er es doch versprochen.

4. Aber Jesus sagte zu ihnen: »Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?« Dann stand er auf und wies den Wind und die Wellen in ihre Schranken. Da trat eine große Stille ein.

Und Jesus hält Wort. Doch vorher erteilt er den Jüngern noch eine Lektion in Sachen Glauben. Nicht wütend wird er dabei gewesen sein. Nein, eher traurig, denke ich. „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ heißt es in Jes. 41,10. Diese Zusage werden die Jünger gekannt haben. Sie im Alltag umzusetzen ist aber eine ganz andere Sache.

Geht es mir nicht oft genauso? Angst, Kleinglaube, manchmal sogar Unglaube durchzieht mein Leben. Gerade dann, wenn es eben nicht so läuft, wie ich mir das erhoffe. Mit Jesus ist eben nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Ich hätte gerne, das es mir als Christ leichter fällt durchs Leben zu gehen. Es nicht mit so vielen Schwierigkeiten belastet ist. Aber das ist unrealistisch. Nirgends hat Gott mir das versprochen. Versprochen hat er: „Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt“ (Mt. 28,20). Und dann ist sein Frage nach dem ‚Warum’ berechtigt. Warum blicke ich dann nicht auf Jesus, sondern blicke auf den Sturm, der sich da über mir austobt? In Hebr. 12,2 steht: „Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens“. „den Wegbereiter des Glaubens“ wie es in der NGÜ übersetzt wird.

Natürlich, einfach ist das nicht umzusetzen. Dafür bin ich Mensch. Aber mutmachend ist es. Wir leben ‚als Menschen im Spannungsfeld zwischen Angst und Vertrauen’ schreibt Christoph Ramstein. Von der Angst lassen wir uns oft bestimmen. Das Vertrauen ist weitaus schwieriger. Jesus enttäuscht dieses Vertrauen nicht. Er steht auf, spricht und der Sturm schweigt. Wie zu Anbeginn der Welt Gott selbst: Und Gott sprach es werde…und Gott sah, es war gut.
Es war gut, es ist gut, es wird gut - im Vertrauen auf Jesus.

Wie ich selber feststellen durfte nicht immer auf die Art und Weise, die ich mir erträume, nicht immer direkt erkennbar.
Ich habe damals eine neue Arbeitsstelle gefunden. Habe gelernt, dass da auch nicht alles Gold war, was glänzte. Ich hatte zwar Arbeit, aber einfacher wurde das Leben als Familie dadurch nicht. Gelernt habe ich aber: Gott spricht. Mitten hinein in mein Leben. Nicht immer bequem, manchmal leise, aber immer zu meinem Besten.
Auch die Krebsdiagnose stellte sich als falsch heraus. Hat Gott die Gebete erhört? Die Fürbitte des Hauskreises, des Gebetskreises? Oder war es einfach eine Fehldiagnose? Entscheidend für mich ist, dass Gott diesen Sturm auch beruhigt hat. Manchmal muss er mir eben auf die harte Tour zeigen, was er Gutes für mich möchte. Eine Lektion in Sachen Glauben. Das ist nicht leicht. Und ich weiß aus leidvoller Erfahrung, dass eben auch nicht alle Stürme in meinem Leben glimpflich ausgegangen sind.

Und doch, ich möchte versuchen mich eher von dem Vertrauen als von der Angst bestimmen zu lassen. Eben weil ich Jesus nachfolgen möchte, weil ich mit ihm in einem Boot sitzen will.


5. Die Leute aber fragten voller Staunen: »Wer ist das, dass ihm sogar Wind und Wellen gehorchen?«

Eigentlich hätte die Geschichte von der Sturmstillung jetzt ja zu Ende sein können. Aber sie geht weiter. Die Geschehnisse auf dem See Genezareth sprechen nämlich nicht nur die Jünger an. Die werden froh gewesen sein, dass alles unfallfrei ausging. Und davon müssen sie erzählt haben. Was begeistert, davon wird weitererzählt. Und es löst bei den Hörenden etwas aus. Sie kommen ins Staunen über diese Geschichte. Sie wollen mehr wissen über diese Person, die über den Naturgesetzen steht.

Manchmal kommt der leise Verdacht auf, das wir uns zwar auf Jesus einlassen möchten, mit ihm leben wollen, das aber nach außen, in den Alltag hinein, manchmal gar nicht so stark wahrnehmbar ist.

Vielleicht ist es ja genau andersrum. Vielleicht nehmen Menschen um uns herum vielmehr wahr, dass wir uns auf Jesus einlassen möchten. Vielleicht sind es gerade die Nichtchristen, denen wir begegnen, die erstaunt sind über manche Verhaltensweisen, manche Erzählungen von uns. Von sich aus kommen sie aber gar nicht auf die Idee, das anzusprechen. Wie auch. In Verbindung mit Gott können sie es ja auch nicht bringen, das ist ja nicht ihre Lebenswirklichkeit. Wenn ich an anderer Stelle als in der Gemeinde von der Fehldiagnose spreche, dann kommt meistens ein: „Puh, Glück gehabt, freue dich.“ Ehrlich gemeint, erleichternd gemeint – aber eben nicht mit Gott in Zusammenhang gebracht. Für viele ist es eben eine Fehldiagnose und kein Handeln Gottes. Erst wenn ich das in einen Zusammenhang bringe fängt vielleicht ein Nachdenken darüber an. Fängt das Staunen und Nachfragen an.

Das fordert doch geradezu heraus von unseren Erlebnissen mit Gott zu erzählen.

Wer, wenn nicht wir, soll denn Jesus rettendes Handeln erklären können so das es verständlich wird für den Alltag.

Wunder geschehen. Aussätzige werden rein, Gelähmte gesund, Geister vertrieben.
Heute noch. Mitten in unserer Welt.

Das dürfen wir weitererzählen. Damit daraus dann Glaube und Vertrauen in Gott folgt. Bei allen Menschen.

Amen

Vorstellung

Moin zusammen,

ich bin Bernd, Jahrgang 1966, verheiratet und habe drei Töchter. Seit 1985 gehöre ich zur Vereinigten evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen. Seit Juni 2013 bin ich ordinierter Prädikant der Evangelischen Kirche im Rheinland - das ist sowas ähnliches wie ein ehrenamtlicher Pfarrer - nur ohne Gemeinde.

Beruflich habe ich vor langer Zeit mal Industriekaufmann gelernt, bin mittlerweile aber beim CVJM-Westbund in der Buchhaltung.

Neben Familie, Gemeinde und Arbeit schlägt mein Herz königsblau. Regelmäßig besuche ich Spiele des 'geilsten Klubs der Welt', dem FC Schalke 04.

Und zu guter Letzt steht mir immer wieder der Sinn nach Wandern. Bevorzugtes Wandergebiet ist das Oberallgäu.

Ab sofort werdet ihr hier ab und zu Predigten und mehr von mir lesen können. Mehrere Menschen haben mich ermutigt, meine Gedanken über die Gemeinde hinaus mit Menschen zu teilen.

Ich wünsche euch Gottes Segen beim Lesen

Fröhliche Grüße
Bernd