Sonntag, 25. November 2018

Laodizea - was sagt uns diese Gemeinde heute

Moin zusammen,

das Kirchenjahr nähert sich dem Ende. Bevor es in den Advent geht, steht die Zeit der Buße und Umkehr im Mittelpunkt. In Heckinghausen wird über einige Sendschreiben aus der Offenbarung gepredigt. Heute ging es um Laodizea. Die einzige Gemeinde, der nichts Gutes zugesagt wird.
Oder vielleicht doch? Lest selber.

Fröhliche Grüße
Bernd




Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein Wort für unser Herz. Amen

Liebe Gemeinde,

Ewigkeitssonntag. Die ELKB (Evangelisch-lutherische Kirche Bayern) und VELKD (Vereinigte evangelische Kirche in Deutschland) schreiben dazu: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen: Die Epistel aus der Offenbarung sagt es in bildmächtigen Worten. Endlich ist alles Leid, aller Schmerz, alle Trennung vorbei: Am letzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir vom himmlischen Jerusalem, der ewigen Stadt, die uns als Wohnstatt verheißen ist.“

Prima, dachte ich. Ein Gottesdienst zum Abschluss des Kirchenjahres, der uns hinein nimmt in das kommende Reich Gottes; ein Gottesdienst, der uns den Weg weist aus allen menschlichen Belastungen in dieser Welt. Keine Vertröstung, sondern echte Vorfreude.

Und dann las ich im Gemeindebrief den Predigttext:

Offenbarung 3, 14-22

14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:
15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach dass du kalt oder warm wärest!
16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
17 Du sprichst: Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.
18 Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.
19 Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!
20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.
21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.
22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Vorbei ist es mit der Vorfreude, mit den Entlastungen und der Aussicht auf das kommende Reich Gottes.
Stattdessen Anklagen, Vorwürfe und Zurechtweisungen. Ein düsteres und trauriges Bild wird hier gezeichnet. Zumindest von der Gemeinde in Laodizea, an die dieses Sendschreiben gerichtet ist.

Aber wir sind ja hier in Heckinghausen. Da ist ja alles gut. Viele Gottesdienstbesucher, großzügige Kollekten, starkes soziales Engagement. Viele unterschiedliche Gemeindekreise von der Jugend- und Erwachsenenarbeit, über Musik, Nadelstudio und Qigong hin zu den Senioren sowie dem niederschwelligen Cafebetrieb und Diakonieangeboten, werden im Gemeindebrief ausgewiesen.

Und trotzdem: der Text heute ist nicht Perikope, also nicht der vorgeschlagene Predigttext für den heutigen Sonntag, sondern für den Buß- und Bettag letzten Mittwoch. Der Text wurde für heute ausgesucht. Letzten Sonntag gab es schon das Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna. Ich habe nicht nachgefragt, welchen Grund es gab, diese Texte als Predigtreihe auszusuchen. Aber ich denke, dass auch uns in Heckinghausen dieser Text etwas sagen kann.

Dafür habe ich diesmal sieben kurze Anmerkungen mitgebracht.


1. Wer spricht (Vers 14)

14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:

Der, der Amen heißt. Bei Luther meist mit „Wahrlich, wahrlich ich sage euch“ übersetzt. Also der, der die Wahrheit spricht. Jesus ist der, der die Wahrheit spricht. Ihm kann man bedingungslos vertrauern und sich auf seine Aussagen verlassen.

Der, der Zeuge ist. Ein Zeuge ist ein Mensch, der selber erlebt hat, was geschehen ist, der das ehrlich und ungeschminkt anderen berichten kann und es dabei so erzählen kann, dass das Gegenüber es nachvollziehen kann. Wir bezeugen zum Beispiel unseren christlichen Glauben oder treten als Zeuge vor Gericht auf. Jesus bezeugt Gott vor allen Menschen. Er ist der Sohn Gottes, hat ihn selbst erlebt. Er hat, wie wir in den Evangelien lesen, ehrlich und ungeschminkt von Gott erzählt. Und seine Zuhörer haben ihn verstanden.

Der, der Anfang ist. Zu Beginn des Johannesevangeliums heißt es: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott. 3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ Jesus kennt die Schöpfung von Anbeginn. Er weiß, dass Gott die Welt geschaffen hat, dass es sehr gut war. Und das erst der Mensch selber die Schuld in die Welt gebracht hat. Schließlich stirbt er deshalb jämmerlich am Kreuz.

Jesus selbst ist es, der zur Gemeinde in Laodizea spricht. Und dessen Worte bis hinein in unsere Gegenwart sprechen. Wir dürfen ihm vertrauen, er spricht die Wahrheit, er bezeugt Gottes Handeln und unsere Erlösung.
 
2. Laues Wasser (Verse 15+16)

15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach dass du kalt oder warm wärest!
16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

In diesen Versen wird direkt auf eine der Attraktionen Laodizeas Bezug genommen. In Laodizea oder zumindest in der direkten Umgebung gab es viele Mineral- und Thermalquellen. Und wer solche Quellen selber einmal gerochen hat weiß, das das manchmal sehr ekelig riechen und dadurch zu Brechreiz führen kann. Laodizeas Gemeinde wird wie solch eine Brechreiz verursachende Quelle angesehen. Weder warm noch kalt, weder ja noch nein.

Laodizea bekennt sich zwar zu Jesus als Herrn der Gemeinde, aber in ihrem Gemeindeleben kommt das nicht zum Ausdruck. Sie werden als guter Bestandteil der Stadt und deren kulturellem Leben wahrgenommen, sind auch diakonisch tätig, aber Verkündigung kommt scheinbar kaum noch vor. Begeisterung für Jesus wird nicht ausgestrahlt, es handelt sich wohl mehr um Gleichgültigkeit dem Evangelium gegenüber. Das geht auch aus dem nächsten Vers hervor.

3. Blinder Stolz (Vers 17)

17 Du sprichst: Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.

Auch hier wird direkt Bezug auf Laodizea genommen.  Die Stadt ist reich geworden durch Kleider und Augensalbe. Händler und Akademiker werden auch das Bild der Gemeinde mitgeprägt haben. Und sie sind stolz auf das, was sie wirtschaftlich und medizinisch geschafft haben. Aber vor Jesus hat all das keinen Bestand. Nicht das Materielle zählt bei ihm. Es geht allein darum ihm nachzufolgen und anderen Menschen von seinem Angebot der Liebe zu erzählen. Sie zu begeistern mit der frohen Botschaft des Evangeliums. Wie es in Matthäus 28 steht: „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.

4. Jesus Ratschläge (Verse 18+19)

18 Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.
19 Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!

Selbst wenn Jesus an der Gemeinde in Laodizea kein gutes Haar lässt, so lässt er sie doch nicht fallen. Er gibt ihnen Ratschläge mit, was als allererstes zu ändern ist.

So sollen sie nicht ihren Reichtum in den Vordergrund stellen. Alle Finanzkraft reicht für ein nachhaltiges Leben nicht aus, wenn es den Glauben an Jesus nicht gibt. Nicht umsonst heißt es, das Reichtum nicht glücklich macht, sondern nur beruhigt.

In Römer 11 heißt es „Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn.“ Im Feuer geläutert heißt, viele Unwägbarkeiten des Lebens erlebt und überstanden zu haben. Mit Gottes Hilfe. Selbst wenn das manchmal so weh tut, wie die Augensalbe, die damals hergestellt wurde. Und weh tun wird es.

Auch neue, weiße Kleider sollen angezogen werden. Weiß als Zeichen des Neubeginns und der Reinheit vor Gott, also dem ablegen und bekennen aller Schuld. Kleidung kann noch so schön und teuer sein, sie überdeckt an vielen Stellen nur die geistliche Armut, die in Laodizea herrscht.

Wichtig ist bei den Ratschlägen zu verstehen, dass das lieb haben, wie es Luther übersetzt hat, im griechischen mit dem Wort philein, einem Ausdruck tiefster, herzlicher Zuneigung, beschrieben wird. Diese Zuneigung geht der Zurechtweisung und Züchtigung voran. An vielen Stellen der Bibel wird uns von solchen Zurechtweisungen berichtet. Eine der bekanntesten steht in 2. Samuel 12. Nathan hält David die Ermordung Urias vor, den dieser nur umgebracht hat um dessen Frau zu seiner zu machen. Und als Züchtigung wird der Tod von Davids Kind ausgesprochen. Trotzdem wird David nicht fallengelassen von Gott. Eifrig Buße betreibt David, er ändert daran zwar nichts am Tod seines Sohnes, aber ihm wird ein weiterer Sohn geschenkt. Salomo, den Gott liebte.

5. Jesus klopft (Vers 20)

20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.

Auch in diesem Vers wird klar, dass die Gemeinde in Laodizea nicht aufgegeben ist. Jesus klopft an. Jesus redet. Jesus geht jedem verlorenen Schaf hinterher. Er ist der gute Hirte. In seinem Haus sind viele Wohnungen. Unermüdlich bietet Jesus sich an. Aber ob jemand auf sein Angebot eingeht liegt nicht an ihm, sondern an jedem einzelnen.

Aktiv hören, aktiv die Tür öffnen. Dann kommt Jesus in das Leben hinein und feiert Abendmahl mit, gestaltet Alltag mit.
Und doch schwebt über allem die Mahnung: wenn ihr nicht öffnet, dann halte ich mich aus eurem Leben heraus. Dann gibt es aber auch keine Teilhabe am Reich Gottes. Weder in Ewigkeit, noch jetzt im Alltag.

6. Jesus verspricht (Vers 21)

21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.

Nur ein ganz kleiner Hinweis: Thron hat nichts mit einem großen, kostbar gepolsterten Holzstuhl aus dem Märchen zu tun. Thron im Orient war eher wie eine gemütliche Couch gestaltet. Wer überwindet, wer also zu Jesus Ja sagt, der ist dadurch nicht etwas besseres, etwas überhöhtes geworden. Nein, wer ja zu Jesus sagt, sitzt mit anderen Jasagern zusammen. Und damit auch zusammen mit Jesus, der schließlich Ja zu uns gesagt hat.

7. Wir sind gemeint (Vers 22)

22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Zum Abschluss eine Aufforderung. Hier wird klar: diese Aufforderung gilt uns. Nicht nur der Gemeinde damals in Laodizea, sondern auch uns als Gemeinde in Heckinghausen. Und darüber hinaus eben nicht nur der Gemeinde als Gebilde, sondern jedem einzelnen Gemeindeglied. Ob es denn Bernd oder Birgit, Frank oder Frauke, Stefan oder Stefanie heißt. Jede und jeder setze hier den eigenen Namen ein.

Jesus Botschaft gilt nicht den anderen, sie gilt immer mir  persönlich. So wie er mir Befreiung von Schuld und Teilhabe an seinem Reich anbietet, so spricht er mich persönlich an. Und dich und dich und dich.

Keiner kann sich herausreden, er sei nicht gemeint. Sein Wort gilt für allezeit, sein Wort spricht zu aller Zeit.

Hören wir auf Gottes Wort.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.