Moin zusammen,
was Menschen so alles wissen wollen. Manchmal gibt es darauf klare Antworten und manchmal dauert es etwas länger, bis die Antworten verstanden werden.
Die Sache mit Jesus ist so eine, die manchmal etwas länger dauert. Aber dann wirkt sie um so stärker.
Fröhliche Grüße
Bernd
Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein
Wort für unser Herz. Amen
Liebe Gemeinde,
wann kommt der Menschensohn? fragt unser heutiger Predigttext in Lukas 17, die Verse 20-24 nach der Neuen Genfer Übersetzung.
Das Kommen des Reiches
Gottes
20 Die Pharisäer
fragten Jesus, wann das Reich Gottes komme. Darauf antwortete er: »Das Reich
Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Anzeichen erkennen kann.
21 Man wird auch nicht
sagen können: ›Seht, hier ist es!‹ oder: ›Es ist dort!‹ Nein, das Reich Gottes
ist mitten unter euch.«
22 Dann sagte Jesus zu
seinen Jüngern: »Es wird eine Zeit kommen, da werdet ihr euch danach sehnen,
auch nur einen Tag der Herrschaft des Menschensohnes zu erleben, aber euer
Sehnen wird vergeblich sein.
23 Wenn man zu euch
sagt: ›Seht, dort ist er!‹ oder: ›Seht, er ist hier!‹, dann geht nicht hin;
lauft denen, die hingehen, nicht nach.
24 Denn wie der Blitz
aufleuchtet und den Himmel von einem Ende zum anderen erhellt, so wird es an
dem Tag sein, an dem der Menschensohn kommt.
Ja, wann also kommt der Menschensohn bzw. das Reich Gottes?
Heute? An Weihnachten? Oder doch erst 3057?
Manche unter uns möchten das bestimmt der besseren Planung
wegen wissen. Macht es noch Sinn sich um Dinge des täglichen Lebens zu kümmern?
Manche möchten es vielleicht wissen, weil sie das Ende ihrer
gesundheitlichen Belastungen herbeisehnen. Wann sind die Schmerzen vorbei?
Manche wollen es wissen, um sich auf das Kommen von Jesus
gewissenhaft vorzubereiten. Wie sieht es mit meinem Glaubensleben aus?
Und einige sind auch neugierig, nicht nur wann, sondern vor
allem wie sich das Kommen von Jesus gestalten wird. Wirklich wie ein Dieb in
der Nacht? Oder wie im heutigen Text beschrieben „wie der Blitz aufleuchtet und den Himmel von einem Ende zum anderen
erhellt“.
Ein zweigeteilter Text dazu. Ein Text, der zunächst auf die
Frage der Pharisäer eingeht und sich dann mit den Jüngern beschäftigt.
Zunächst also die
Frage der Pharisäer.
Ob die Pharisäer damals auch diese gerade angeführten Fragen
hatten? Sie warteten schließlich darauf, dass Gott den Messias schickt. Den
Heiland und Retter, der sie vom Joch der Römer befreien wird; der ihnen ihr
Königreich wiedergeben wird, wie es früher war. Sie wussten nicht wann das
Reich Gottes kommt, aber sie meinten genau zu wissen, wie es anbricht und woran
man es erkennt.
Wie muss die Antwort Jesus ihnen vorgekommen sein. Sie, die
konkret wissen möchten wie es anbricht, bekommen zunächst gesagt, wie es nicht
kommt. Das ist so, als wenn ich jemanden frage, wie komme ich nach Elberfeld und
die Antwort lautet: nicht mit dem Zug. Wenig hilfreich.
Doch wenn ich mir Jesus Antwort genauer betrachte, dann kann
ich besser verstehen, warum er zunächst sagt, woran man es nicht erkennt. Gott
lässt sich eben nicht festlegen. Wie viele falsche Propheten gab und gibt es,
die meinen, anhand von Sternenkonstellationen, besonderen Umweltkatastrophen
oder ähnlichem sagen zu können, wann die Endzeit anbricht, wann und wie Jesus kommt. Ich lasse mich dann
verführen von Dämonen. In 1. Kor. 10, 21 schreibt Paulus „Ihr könnt nicht aus dem Becher des Herrn trinken und zugleich aus dem
Becher der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn essen und zugleich am
Tisch der Dämonen.“
Jesus sagt also mit seiner ersten Antwort schon etwas über
Gottes Reich und worauf zu achten ist. Für unsere Gesellschaft übersetzt kann
das heißen: Lasst uns nicht falschen Propheten hinterherlaufen. Lasst uns nicht
bedingungslos alles glauben, was von Politikern gesagt wird. Lasst uns nicht
alles kaufen, was von der Wirtschaft als ‚Must-have’ angepriesen wird.
Wie Paulus im Korintherbrief zwei Verse weiter ausführt: „Alles ist erlaubt!« ´sagt ihr`. ´Mag sein,`
aber nicht alles ist deshalb auch hilfreich. – »Alles ist erlaubt!« Aber nicht
alles dient der Gemeinde.“
Wir müssen nicht dem Genderwahn verfallen.
Wir müssen nicht Pegidademonstrationen hinterherlaufen
Und wir müssen erst recht nicht die AfD und ähnlich rechtspopulistische
Parteien wählen.
Jesus zweite Antwort mag dann vielleicht etwas klarer sein.
Mitten unter uns ist Gottes Reich. Immerhin ist hier eine genaue
Ortsbestimmung. Oder vielleicht doch nicht?
Es kommt ein wenig darauf an, welche Übersetzung ich wähle.
„das Reich Gottes ist
mitten unter euch.“
So übersetzt die NGÜ
„das Reich Gottes ist
inwendig in euch.“
Übersetzt die Luther von 1912.
„Mitten unter euch“. In unserer Gemeinde, unserer
Gemeinschaft. Da wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Reich
Gottes findet schon statt. Da, wo Christen sich aufhalten. Wo wir als Christen
uns einbringen, einmischen in die Belange der Welt.
Die Pariser Pastorin Caroline Baubérot sagt: „Was wäre es…,
wenn das Reich Gottes sich weniger in einer bestimmten festen liturgischen
Ordnung an den Tag legen würde, als in den herrlichen Augenblicken, wo zwei oder
drei sich in Jesu Namen versammeln, um zu beten, um das Brot des Wortes unter
sich zu teilen, um Nachrichten auszutauschen ? Man ist manchmal versucht, sich
über die Schulter zu schauen, und das Reich anderswo zu suchen als in den
armseligen Stalle, in dem wir es
alltäglich empfangen. Für mich genügt es, die Türe einer
kleinen Kirche in einer Pariser Vorstadt zu öffnen, mich zu den Menschen zu
setzen, die dort Gottesdienst feiern oder mit der ganzen Welt beten, um zu denken:
das Reich ist wahrlich nahe.“
Ich ergänze: und nicht nur nahe, sondern tatsächlich,
tatkräftig mitten unter uns.
Wobei das mitten unter uns für die damalige Zeit noch eine
zweite Bedeutung haben kann: Reich Gottes, der Menschensohn, Jesus selbst ist
schon mitten unter den Menschen. Aber: sie erkannten ihn nicht. Obwohl Jesus
mit seinem Reden und Handeln alles erfüllt, damit Menschen das Wirken Gottes
erkennen können; wir Menschen erkennen ihn nicht. „Alles, was Gott euch
anzubieten hat, alle seine Geheimnisse sind gegenwärtig, doch ihr wollt sie
nicht annehmen“ schreibt der Ausleger William Barclay dazu.
Müssen wir lernen noch genauer hinzuschauen?
„Inwendig in euch“ ist die andere Übersetzung. In meinem
Herzen, meiner Seele. In mir drinnen. Da ist Gott. Ich kann ihn erfahren wenn
ich in der Bibel lese, wenn ich wandere und nachsinne, wenn ich mich mit
anderen austausche. In vielen Lebenslagen. Meine Gefühle, meine Sehnsüchte. All
das ist inwendig in mir. Ist Gott. Und dadurch verändere ich mich. Werde ein
anderer Mensch. Noch mal Barclay: „Das Reich Gottes bewirkt, dass der Mensch
neu wird, jedoch nicht die Verhältnisse, in denen er lebt. Wir sollen also
nicht auf eine Revolution der Verhältnisse, sondern auf die Verwandlung unseres
Herzens warten.“
Zusammenfassend halte ich fest: Jesus, der Menschensohn, ist
gekommen, um uns das Reich Gottes nahe zu bringen. Er zeigt uns, wie es
aussehen kann, wie wir darin leben können. Die Ausgestaltung dieses Lebens
liegt aber an uns. Sicher ist, wenn wir Jesus vertrauen, dann sind wir Teil
dieses Reiches. Dann dürfen auch wir jetzt schon hier auf Erden Gottes
Herrlichkeit sehen, erkennen und leben.
Pfarrer Christoph Urban drückt es so aus „Gott ist in
unserem Innern, in den stillen Momenten der Einkehr. Gott ist in unserem
Handeln, wenn wir uns für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der
Schöpfung einsetzen. Gott ist in unserer Gemeinschaft, wenn wir in seinem Namen
versammelt sind. Drei Antworten: Da ist Gott.“
Ob das die Pharisäer befriedigt hat? Zumindest im heutigen
Text wird dazu nichts gesagt. Im Gegenteil, die Pharisäer kommen gar nicht mehr
vor. Jesus wendet sich von ihnen ab und seinen Jüngern zu.
Hier also der zweite Teil des Textes.
Die Beschäftigung mit
seinen Jüngern
Jesus Ansprache erstaunt mich zunächst. Hat er nicht gerade
davon gesprochen, das das Reich Gottes mitten unter uns ist, inwendig in uns.
Und dann spricht er jetzt davon, das man sich noch danach sehnen {wird], auch nur einen Tag der Herrschaft des
Menschensohnes zu erleben, aber euer Sehnen wird vergeblich sein.
Eben noch da, jetzt weg. Das scheint so unerklärlich, ja
unlogisch zu sein. Und ich finde auch, dass das schwer verständlich ist.
Aber so ist das. Die Ankündigung des Reiches Gottes ist da,
einige helle Momente davon können wir immer wieder mal sehen in unserem Leben.
Aber vollendet ist noch nichts. Das ist unsere Hoffnung, das wird noch
geschehen.
Wieder geht es um die äußeren Anzeichen. Seht dort. Seht
hier. Lauft ihnen nicht nach. Wie in der Lesung gehört: „wir…sollen wach und
besonnen sein“ (1. Thes. 5,6b-NGÜ) „Christus ist ja für uns gestorben, damit
wir, wenn er wiederkommt, für immer mit ihm leben – ganz gleich, ob wir bei
seinem Kommen noch am Leben sind oder nicht. Darum macht euch gegenseitig Mut
und helft einander ´im Glauben` weiter, wie ihr es ja auch jetzt schon tut.“ (1.
Thes. 5,10f-NGÜ).
Eine Aufforderung unser Leben zu gestalten. Nach Gottes
Maßstäben zu gestalten. Um zum Anfang der Predigt zurückzukommen: Macht es noch
Sinn sich um Dinge des täglichen Lebens zu kümmern? Wann sind die Schmerzen
vorbei? Wie sieht es mit meinem Glaubensleben aus?
Diese Fragen gehören zu unserem Leben dazu. Antworten finden
wir im täglichen Leben. Im Leben mit Jesus Christus. Er zeigt sich in uns, in
unseren Beziehungen. Und er schenkt uns Hoffnung. Die Hoffnung auf Gottes neue
Welt.
Manfred Siebald drückt es in seinem Lied so aus:
"Dann kennen wir das Wann, Warum, Wie lange und Woher,
dann quälen tausend ungelöste Fragen uns nicht mehr;
denn unsre letzte Antwort ist uns Christus unser Herr,
der uns und unsre Dunkelheit mit seinem Licht erhellt,
der unsre Sonne ist in Gottes neuer Welt."
Wann kommt also der Menschensohn?
Gestern, heute und zukünftig.
Zu allen Zeiten!
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere
Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.
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