"Lobt Gott, er ist treu". So steht es in unserem Gemeindebrief zum heutigen Predigttext aus Jesaja.
"Lobt Gott, er ist treu", durften wir an Weihnachten erleben.
Aber lest selber...
Fröhliche Grüße
Bernd
Lieber
Vater, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm
Heiliger Geist. Amen
Liebe
Gemeinde,
‚Lobt Gott, er ist treu.’ Gerade jetzt, kurz nach dem
Weihnachtsfest, haben wir das stark vor Augen.
‚Lobt Gott, er ist treu.’ Dieser Aufruf steht auch für den
heutigen Sonntag als Überschrift für die Predigt im Gemeindebrief.
‚Lobt Gott, er ist treu.’ Jesaja 49, 13-16.
Auf Seite 703 der Gottesdienstbibel im Alten Testament.
13 Jauchzet, ihr
Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat
sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.
14 Zion aber sprach:
Der HERR hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen.
15 Kann auch eine Frau
ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes?
Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.
16 Siehe, in die Hände
habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.
Vier Verse, vier Gedanken.
13 Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit
Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner
Elenden.
So beginnt unser Text. Und es klingt, gerade jetzt nach
Weihnachten, wie ein Neuanfang. Alle Not, alles Elend, alle Sorge sind
vergessen. Nicht nur vergessen, sondern sogar aufgelöst, ausgelöscht, nicht
mehr vorhanden. Jauchzen, freuen und loben breitet sich aus, weil Trost und
Erbarmen in die Welt gekommen sind.
Nicht verwunderlich das hier ein Zusammenhang zwischen Altem
und Neuem Testament besteht. Steht doch kurz vor unserem Text das 2.
Gottesknechtlied, das mit „Der Knecht…wird zum Licht der Heiden“ (Jes. 49,6)
endet. Die Verbindung zu Jesus, der von sich im Johannesevangelium als ‚Ich bin
das Licht der Welt’ redet, ist offensichtlich. Und so wie über 500 Jahre vor Jesu Geburt den Israeliten im Exil
Hoffnung zugesprochen wird, so wird es zu
Jesu Geburt den Hirten zugerufen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige
euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der
Heiland geboren“ (Lk2, 10f). Der Heiland, dessen Lebensgeschichte bis in unsere
Gegenwart reicht. Der Heiland, der gekommen ist zu trösten, zu erbarmen. Der
Heiland, der Licht in das Dunkel unseres Lebens bringt. Damit auch wir
einstimmen können in das Jauchzen und Freuen und Loben. Das, was zu Zeiten des
Alten Testaments seinen Anfang nahm und immer wieder neu prophezeit wurde ist
für uns an Weihnachten Gewißheit geworden. Gott ist treu. „Denn also hat Gott
die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn
glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3,16)
14 Zion aber sprach:
Der HERR hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen.
Gott ist treu? Kann das anlässlich Vers 13 noch bejubelt
werden, so sieht es jetzt schon anders aus. Klar – die Israeliten sind im Exil.
Die schönen Worte ihres Propheten hören sie wohl, allein der Glaube daran
fehlt. Zu sehr sind sie in Not, Elend und Sorge gefangen. Sie wissen nicht, wie
es mit ihnen weitergehen soll, was aus ihrem Volk wird. Gottes Verheißungen
haben sie zwar vor Augen, können sich auch an manche seiner mächtigen Taten
erinnern. Und doch hat sie Hoffnungslosigkeit ergriffen angesichts ihrer Lage.
Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Verlassen fühlen sie sich – auch von
ihrem Gott.
Ein kurzer Zeitsprung: Noch nicht mal eine Woche ist
Heiligabend vorbei. Wir haben die Geburt unseres Retters gefeiert. Haben im
Lebenszeichengottesdienst einen Blick in die Zukunft gewagt. Aufbruch stand uns
bevor. Hoffnung machte sich breit. Freude überstrahlte den Alltag. Und was ist
geblieben? Ich denke es ist nicht vermessen zu sagen, das bei dem ein oder der anderen
der Alltag mit allen Schwierigkeiten wieder Einzug gehalten hat. Not, Elend und
Sorge sind zurückgekehrt. Die Feiertage
liegen hinter uns, die Sorgentage
beginnen. Jede Generation hat dabei ihre eigenen Sorgen. Und zu bewerten,
welche Sorge angebracht oder nicht angebracht ist, steht keinem von uns zu.
Auch unter den Israeliten damals wird es unterschiedliche
Meinungen zum Exil gegeben haben. Eine Meinung aber scheint übergreifend
gewesen zu sein: ‚Der Herr hat mich verlassen’.
Und damit stehen sie nicht alleine da in der langen
Geschichte mit Gott. Jesus selbst ruft es am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott,
warum hast Du mich verlassen?“ (Mat. 27,46). Und wie oft rufe ich es, wenn ich
hilflos vor einer Situation stehe. Zu allen Zeiten sprachen und sprechen
Menschen diesen einen Satz. Und ich denke, dass ist gut so. In Anbetracht der
Hilflosigkeit von mir als Mensch drückt dieser Satz alles aus, was ich bin und
brauche: Ich spreche mein Alleinsein an, mein überfordert sein. Ich offenbare
meine Schwäche. Und doch rede ich mit dem, der alles geschaffen hat, werfe ihm
meine Sorgen vor die Füße, klage ihn an. Und zeige damit letztlich: ich glaube
an dich, Du wirst mir helfen.
Der Prophet lässt diese Hilflosigkeit nicht außer Acht. Er
redet sie nicht klein. Im Gegenteil, er nimmt sie auf in seinen Text. Ist Gott
wirklich treu? Diese Frage lässt er zu.
15 Kann auch eine Frau
ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes?
Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.
Eigentlich unvorstellbar der erste Teil dieses Verses. Ich
erlebe im Freundes- und Bekanntenkreis gerade mehrere Geburten. Babys, die
schon geboren sind, Babys, die bald geboren werden. Und jedes Mal, wenn die
Eltern von ihnen erzählen geht ein Leuchten über deren Gesicht. Es ist die
Freude über das Wunder der Geburt, die Vorfreude auf das, was da kommen wird.
Ich habe ja selbst drei Töchter, und bin immer noch fasziniert, was Gott meiner
Frau und mir da für Geschenke mit gemacht hat. Aber ganz ehrlich: manchmal gab
und gibt es Momente, wo ich mir dann doch den ersten Teil dieses Verses
vorstellen kann. Wo Elternsein eben nicht nur Glück verheißt, sondern einfach
nur nervig und anstrengend ist. Wo ich meine Töchter viel lieber sich selbst
überlassen hätte, statt wieder aufzustehen oder dies oder jenes für sie zu
erledigen. Mein Kindlein vergessen? Ja, das kann tatsächlich vorkommen, selbst
wenn es kaum vorstellbar ist.
Und als unser Predigttext geschrieben wurde hatte ein Kind,
und vor allem ein Sohn, einen fast noch höheren Wert. Der Prophet nimmt also
ein ganz starkes Bild, um zu zeigen, wie verlässlich Gott ist. Wenn schon die
Vorstellung, das eine Mutter ihren Sohn vergisst, kaum vorstellbar ist – um wie
viel weniger soll es dann vorstellbar sein, das Gott sein Volk, seine Menschen
vergisst? Selbst wenn das menschlich Unvorstellbare geschähe, selbst dann wäre
auf Gott noch Verlaß.
„Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum
sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.“ heißt es im 2. Kor. 1,20.
Jetzt, kurz nach Weihnachten, dürfte uns das am stärksten zeigen, das auf Gott
Verlaß ist. Jesus ist geboren. Für dich und mich. Auch als Zeichen von Gottes
Verlässlichkeit. Lobt Gott, er ist treu.
16 Siehe, in die Hände
habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.
Das damalige Jerusalem, von dem nicht mehr viel zu sehen
war. Bis auf die Mauern zerstört. Und doch, Gott hat dieses Jerusalem immer vor
Augen. Nicht nur dieses zerstörte Jerusalem, sondern auch sein Volk. In seine
Hände hat er es gezeichnet. Wie es damals wohl oft im Orient gemacht wurde,
dass sich Menschen das Antlitz ihrer Geliebten in die Hand tätowierten. Gott
zeigt seine Nähe zu seinem Volk. Mir fällt Jeremia 31,33 ein: „das soll der
Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit,
spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn
schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.“ Ins Herz
gegeben, mitten hinein in das pulsierende Leben. An Weihnachten mit der Geburt
Jesu auch uns in Heckinghausen nahegebracht. Die Verlässlichkeit Gottes von der
ich soeben sprach ist sichtbar gemacht worden. Damals in seiner Hand, heute in
der Krippe.
Und für uns hier sehe ich noch eine andere Zusage in diesem
Vers. „Deine Mauern sind immerdar vor mir“ wird gesagt. Die Mauern, die mich
hindern auf Gott zuzugehen. Die Mauern, die mich hindern mit meinen Mitmenschen
in Frieden zu leben. Die Mauern, die mich hindern mit mir selber im Reinen zu
sein. All diese Mauern sieht Gott. Nicht nur kurzzeitig, nein: immerdar! Und er
setzt alles daran, das ich lerne, diese Mauern abzutragen, sie zu überwinden.
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ heißt es schon in Psalm 18,30. Er
ist es, der mir die Kraft dazu schenkt. Von sich aus. Denn: Er ist treu.
Wir kommen von Weihnachten, haben es noch ganz frisch in
Erinnerung. Jesus in der Krippe, geboren für uns. Und wir machen uns mit ihm
auf den Weg bis Ostern. Ein langer Weg bis dahin. Für Jesus, aber auch für uns.
Nur das für ihn der Tod am Ende steht und dadurch für uns die Rettung.
Wahrhaftig. Lobt Gott, er ist treu.
Amen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen