Moin zusammen,
wozu einen der Internetblog der Kirchenleitung der EKiR manchmal bringt. Diesmal zum Einstieg in die Predigt heute.
Fröhliche Grüße
Bernd
Lieber
Vater, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm
Heiliger Geist. Amen
Liebe
Gemeinde,
weiter geht es in unserer Predigtreihe zu Kolosser. Heute
Kolosser 3, 1-11. Durch Christus verändert. Auf Seite 240 der Gottesdienstbibel
im Neuen Testament.
Der alte und der neue
Mensch
1 Seid ihr nun mit
Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur
Rechten Gottes.
2 Trachtet nach dem,
was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
3 Denn ihr seid
gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
4 Wenn aber Christus,
euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm
in Herrlichkeit.
5 So tötet nun die
Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft,
böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.
6 Um solcher Dinge
willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
7 In dem allen seid
auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet.
8 Nun aber legt alles
ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde;
9 belügt einander
nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen
10 und den neuen
angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen
hat.
11 Da ist nicht mehr
Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe,
Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.
„Was dran ist und was zu tun ist…“ überschreibt der Präses
der EKiR Manfred Rekowski seinen unregelmäßigen Beitrag im Internetblog der
Kirchenleitung (praesesblog.ekir.de). Darin sagt er: „Schaut man auf das, was
dran ist, dann wissen wir ziemlich genau, was zu tun ist.“ Er erkennt dass „wir
vor einem Dilemma stehen: wir müssen die anstehenden finanziellen Probleme
verantwortungsvoll lösen, damit wir unseren Auftrag erfüllen können.“
Dazu gibt es vielfältige Ansätze in der EKiR, unter anderem
eine Werkstatt Zukunftsfähigkeit in der „ein Teil der Teilnehmenden
entschlossen am Bild der Kirche von morgen malen wollte, der andere Teil
endlich damit beginnen, die ungelösten finanziellen Probleme anzupacken, die
unsere Handlungsfähigkeit gefährden.“ In der Werkstatt nannte Rekowski denn
auch die Ziele der Kirchenleitung bis 2025: „„Im Jahr 2025 sind Gemeindeglieder
in der Evangelischen Kirche sprach- und auskunftsfähig über ihren Glauben und
setzen in ihrem Engagement eine weltoffene missionarische Haltung um.“ „Außerdem
soll die evangelische Kirche eine gesellschaftlich und politisch deutlich
wahrnehmbare Stimme sein. Sodann unterbreitete der Präses den Teilnehmenden der
Werkstatt Zukunftsfähigkeit acht Vorschläge für mögliche Entscheidungskriterien.“
In keinem der acht Vorschläge steht eines der Worte: Gott,
Christus oder Heiliger Geist.
„Was dran ist und was
zu tun ist…“
„Was dran ist und was zu tun ist…“ so könnte auch der
heutige Predigttext überschrieben werden.
1 Seid ihr nun mit
Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur
Rechten Gottes.
2 Trachtet nach dem,
was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
3 Denn ihr seid
gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
4 Wenn aber Christus,
euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm
in Herrlichkeit.
Was dran ist, was zu tun ist ergibt sich daraus, dass ich
als Christ mit Christus auferstanden bin, nämlich nach dem zu suchen, was
droben ist, nicht nach dem trachten, was auf Erden ist.
Aber was bedeutet das: Als Christ mit Christus auferstanden.
Das ist auf den ersten Blick doch ein Satz, wie gemalt. Mit Christus
auferstanden – wow. Als Christus auferstanden ist, hat er mich direkt mit
auferstehen lassen. Was soll ich da noch suchen, was droben ist. Ich bin doch
schon bei Christus. Bin doch schon droben.
Ganz so ist es dann doch nicht. Das merke ich ja auch. Wenn
ich mich so umsehe, sieht das für mich nicht so aus, als wäre ich in der Nähe
zur Rechten Gottes. Ich sehe die Unzulänglichkeiten, die sich in dieser Welt
abspielen. Sehe die Auswirkungen, die „Unzucht,
Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht“ auf
unsere Gesellschaft haben. Muß auch immer wieder schmerzvoll erfahren, dass „Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare
Worte“ nicht nur „aus eurem Munde“
kommen, sondern vor allem aus meinem eigenen Leben nicht verschwunden sind. „Den alten Menschen mit seinen Werken
ausgezogen und den neuen angezogen“ – das ist doch oft nicht sichtbar für
andere.
Kann ich dann davon reden, mit Christus auferstanden zu
sein?
Ja ich kann. Denn das ist das Geschenk in diesem Text: „mit Christus auferstanden… Denn ihr seid
gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
So wie Christus am Kreuz für meine Sünden gestorben ist, sie
ins äußerste Meer geworfen hat, so hat er mich in seiner Auferstehung, seiner
Himmelfahrt mitgenommen zu Gott. Ich bin droben schon angekommen. Dank sei
Christus.
Wolfgang Vorländer hat das in einer Geschichte wunderschön
ausgedrückt: „Wenn ein Ertrinkender von einem Rettungsschwimmer gerettet wird,
dann umklammert der Rettungsschwimmer den Ertrinkenden mit einem speziellen
Griff von hinten und zieht ihn so mit sich. Genau das ist bereits mit allen,
die Jesus ihr Leben überlassen haben, geschehen: Es ist bereits geschehen in
der Auferstehung Jesu. Und kein Ertrinkender wird sagen: Was macht der da mit
mir, ich kann mich ja gar nicht frei bewegen! Sondern das genau ist seine
Rettung.“
Und weil ich von diesem droben etwas mitbekommen habe, weil
ich von Jesus gerettet wurde, darum möchte ich in meinem Leben Veränderung.
Veränderung, die nicht von mir ausgeht, sondern von Christus.
Vom ‚Droben’ und ‚Drunten’
Aber nicht das wir uns falsch verstehen: nur nach droben
blicken ist nicht zu verwechseln mit als Hans-guck-in-die-Luft durch das Leben
zu gehen.
Wer ständig nach droben schaut gerät zu schnell ins
Stolpern, weil er die einfachen Dinge, die auf seinem Lebensweg liegen nicht
wahrnimmt und darüber stolpert.
Was ist mit dem Droben denn gemeint? Vielfach wird es doch
so verstanden, das Gott da irgendwo über uns ist, wir mühsam mit einer Leiter
zu ihm raufklettern müssen und wenn wir zwischendurch einen Fehler machen, dann
schüttelt er ein bischen und wir rutschen ein paar Sprossen weiter nach unten.
Dabei hat dieses Droben doch einen ganz anderen Charakter.
Es geht um die Ausrichtung meines Christseins. Mich daran auszurichten, was
Jesus mir als Verhaltensweisen vorgelebt und gezeigt hat. Die Frau am Brunnnen,
der barmherzige Samariter, die Hochzeit zu Kanaa – all das sind Beispiele
dafür.
Jesus Umgang mit seinen Jüngern: klare, auch traurig
machende Worte. Zu Petrus zum Beispiel (Du wirst mich dreimal verleugnen), aber
ebenso die wertschätzenden, liebevollen Zusagen an ihn (Hüte meine Schafe).
Dieses Ausrichten steht oft im Widerspruch zu dem, was die
Welt lehrt: Statt Ellenbogendenken, Konkurrenzgebahren und Profitgier steht
Jesus für etwas gänzlich anderes: Liebe, grenzenlose Liebe von ihm zu uns
Menschen. Und dazu ermuntert er uns immer wieder.
Dietrich Bonhoeffer hat einmal zu diesem Text gesagt: „Daran entscheidet sich heute Gewaltiges, ob wir Christen Kraft genug haben, der Welt zu bezeugen, dass wir keine Träumer und Wolkenwandler sind. Dass wir nicht die Dinge kommen und gehen lassen, wie sie nun einmal sind. Dass unser Glaube wirklich nicht das Opium ist, das uns zufrieden sein lässt inmitten einer ungerechten Welt. Sondern dass wir, gerade weil wir trachten nach dem, was droben ist, nur umso hartnäckiger und zielbewusster protestieren auf dieser Erde.“
Bei „Droben“ sollten wir nicht ortsbezogen denken, sondern
immer an die grenzenlose Liebe Gottes zu mir als Mensch. Ich bin sein Kind, von
ihm geliebt und angenommen.
Und weil ich von diesem droben etwas mitbekommen habe, weil
ich von Jesus gerettet wurde, darum möchte ich in meinem Leben ‚“drunten“
Veränderung. Veränderung, die nicht von mir ausgeht, sondern von Christus.
Vom ‚alten’ und vom ‚neuen’
Menschen
Wie schon mal erwähnt: „Den
alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen“ – das
ist doch oft nicht sichtbar für andere.
Veränderung geschieht meist nicht abrupt sondern Schritt für
Schritt. Wie ich beim Wandern auch nicht mit größter Geschwindigkeit beginne
den Berg hinaufzurasen, damit ich auch für die schwierigeren Wegpassagen weiter
oben noch Kraft genug habe, so brauche ich auch auf meinem Weg Jesus immer mehr
nachzufolgen oft auch Zeit. Nicht jeder ist ein Paulus, nicht jede schafft so
schnell Veränderung, nicht jeder bekommt so schnell Veränderung geschenkt. Ich
fühle mich manchmal eher wie ein Petrus, der immer wieder zurückgeworfen wird
in seiner Beziehung zu Jesus. Und trotzdem bin ich, wie er, gewiß: Jesus
verändert mich.
Sollte ich das Gefühl haben, das doch nicht immer alles so
klappt, wie es eigentlich von Gott vorgesehen ist, das meine Verhaltensweise
sich eben nicht dem nähert, was droben ist: ich darf gewiss sein, das Jesus
mich trotzdem angenommen hat, das ich bei ihm geborgen bin. Und das ich deshalb
einen neuen Anlauf nehmen darf.
Einen neuen Anlauf nehmen, das ist allerdings eine
Voraussetzung um den heutigen Bibeltext umsetzen zu können. Hier sind wir
gefordert. „Nun aber legt alles ab von
euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt
einander nicht“ Unser ganzes Leben ist davon betroffen. Familie,
Freundeskreis, Arbeitskollegen. Schule, Sportverein. Politik und Wirtschaft.
Was das heißt wird oft auch unterschiedlich ausgelegt, unterschiedlich
bewertet. Für den einen ist es das ‚Laut Stellung beziehen’, für die andere das
‚Stille im Kämmerchen beten’. Entscheidend ist aber immer der Wille zur
Veränderung, die Frage nach dem, was Gott für mein Leben vorgesehen hat. Was
würde Jesus tun? Jetzt, an meiner Stelle.
„Suchen, was droben ist, bedeutet gerade unter den heutigen
Bedingungen nicht Weltflucht, sondern Zukunftsgestaltung – denn die Handlungsmaximen
des „alten Menschen“ mit seiner Profitorientierung und seinen manipulativen
Methoden der Vorteilsnahme stellen das Fortbestehen unserer Welt zunehmend in
Frage…Was die Ausrichtung an Christus - personal und global - für das soziale
Zusammenleben bedeutet [wissen wir aus den Evangelien]: Nicht Konfrontation, Konkurrenz
und Besitzstreben, sondern friedliche Koexistenz, Vergebung und Versöhnung eröffnen
den Weg in eine bestandsfähige Zukunft.“ schreibt Friedhelm Schneider.
Damit letztlich gilt:
Da ist nicht mehr
Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe,
Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.
In heutigem Deutsch:
Da ist nicht mehr Mann
oder Frau, Jung oder Alt, Europäer, Afrikaner, Arbeiter, Akademikerin, sondern
alles und in allen Christus.
Oder wie es in 1. Timotheus 2,4 heißt
„Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Nicht erst 2025.
Amen
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