Sonntag, 12. Oktober 2014

Merci - schön, dass es dich gibt



Was wäre das schön, wenn alle so wären wie ich.
Oder vielleicht doch nicht?
Immerhin hat Gott uns Menschen sehr unterschiedlich begabt. Und das wird wohl seinen Sinn haben, auch wenn es das Zusammenleben (auch in einer Gemeinde) oft schwierig gestaltet.
Paulus zeigt uns, was uns zusammenhält.
Fröhliche Grüße
Bernd




Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein Wort für unser Herz. Amen

Liebe Gemeinde,

Einheit in Vielfalt. Als mir das Thema für den heutigen Gottesdienst gesagt wurde, musste ich als erstes an Schokolade denken. Helle Vielfalt, herbe Vielfalt, große Vielfalt. Und das alles von Merci. „Klasse“ dachte ich, wie unsere Gemeinde. Für jeden Geschmack etwas dabei. Und das alles schön einheitlich und übersichtlich.

„Was die Gemeinde zu einer Einheit macht“ ist die Überschrift in der Neuen Genfer Übersetzung. Epheser 4, 1-6. In der Gottesdienstbibel im Neuen Testament auf Seite  230. Ich lese allerdings aus der Neue Genfer Übersetzung.

Was die Gemeinde zu einer Einheit macht

1 Als einer, der für sein Bekenntnis zum Herrn im Gefängnis ist, bitte ich euch nun: Denkt daran, dass Gott euch zum Glauben gerufen hat, und führt ein Leben, das dieser Berufung würdig ist!
2 Keiner soll sich über den anderen erheben. Seid vielmehr allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um.
3 Setzt alles daran, die Einheit zu bewahren, die Gottes Geist euch geschenkt hat; sein Frieden ist das Band, das euch zusammenhält.
4 Mit »Einheit« meine ich dies: ein Leib, ein Geist und genauso auch eine Hoffnung, die euch gegeben wurde, als Gottes Ruf an euch erging;
5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe,
6 ein Gott und Vater von uns allen, der über alle regiert, durch alle wirkt und in allen lebt.

In der Großen Vielfalt gibt es acht Sorten. Also auch acht Punkte in der Predigt. Hoffentlich genauso schmackhaft.

1. Herbe Sahne – nicht leicht, aber sinnvoll

Der Text fängt ja gut an. Paulus im Gefängnis. Und das wegen seines Glaubens. Wirklich herb. Aber statt sich zu beklagen denkt er über Menschen in der Gemeinde nach. Und dabei scheint ihm etwas aufzufallen. Sonst wiese er sie wohl nicht darauf hin, warum sie glauben und wie sich das äußern sollte.
„Gott hat euch gerufen“. Nicht nur an die Epheser ist das gerichtet. Auch an uns heute. Wir sind gerufen worden. Gott hat uns angesprochen. Jede und jeden persönlich. Das ist keine herbe Sahne mehr, das ist erste Sahne. Etwas Besseres konnte uns nicht passieren. Dazu gehört aber auch „ein Leben, das dieser Berufung würdig ist“. Wie das aussieht beschreibt Paulus im 2. Vers: „Keiner soll sich über den anderen erheben. Seid vielmehr allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um.“ Und das ist dann wieder herb. Wie soll das denn funktionieren? Auf dem Papier liest sich das ja ganz gut und hört sich auch sinnvoll an. Das aber im Leben umzusetzen, im Alltag mit Inhalt zu füllen, ist eine hohe Kunst. In unserer Gesellschaft und damit auch in unserer Gemeinde geht es doch meistens darum über dem anderen zu stehen. Macht, Reichtum und Ansehen sind Antriebsfedern unserer Gesellschaft. Um das zu erreichen wird nicht immer so miteinander umgegangen, wie Paulus es hier als vorbildhaft beschreibt. Vielleicht klappt das ansatzweise auch nur, wenn wir „auf das Band, das uns zusammenhält“ achten. Dieses Band verhilft uns dazu eine Einheit zu sein. Nicht immer einheitlich im Denken und Tun, aber immer einheitlich im Wissen, das Gott selbst uns gerufen hat. Unsere Unterschiedlichkeit ist dabei sinnvolles Geschenk Gottes.

2. Mandel-Milch-Nuß - ein Leib

Wie steht es in 1. Korinther 12, 19+27, 28 (NGÜ)
„19 Was wäre das schließlich für ein Körper, wenn alle Teile dieselbe Aufgabe hätten? 27 Das alles gilt nun auch im Hinblick auf euch, denn ihr seid der Leib Christi, und jeder Einzelne von euch ist ein Teil dieses Leibes. 28 Gott hat in der Gemeinde allen eine bestimmte Aufgabe zugewiesen.“

Einheit in Vielfalt ist hier Programm. Ein Körper nur aus Händen oder nur aus Ohren oder nur aus Mündern? Das sollte was geben. Egal was wir anpackten, nichts funktionierte. Selbst die einfachsten Dinge gelängen nicht. Übertragen auf uns als Gemeinde heißt das: gerade die Verschiedenheit von uns Menschen ist es, die Gemeinde prägt, gestaltet, ausmacht. Ohne die Unterschiedlichkeit wären wir – mit Verlaub – eine Einheitspampe; ein Brei ohne Geschmack. Durch unsere jeweiligen Begabungen und Befähigungen wird unsere Gemeinde anziehend und aussagekräftig; ein leckeres Stück Mandel-Milch-Nuß Schokolade, durch die unterschiedlichen Zutaten schmackhaft. Diese Vielfältigkeit anzuerkennen und zu leben ist unsere Aufgabe und Herausforderung. Jede und jeder sind dazu wichtig und vor allem: von Gott berufen.

3. Milch Praliné - ein Geist

Der eine Geist verbindet uns. Er ist uns von Jesus Christus eingehaucht worden. Johannes 20, 22 (NGÜ) „Und er hauchte sie an und sagte: »Empfangt den Heiligen Geist!“
Als Gott Adam schuf ist auch etwas eingehaucht worden. Der Odem des Lebens, der Atem Gottes. 1. Mose 2, 7 (Luther 1984) „Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen“
Heiliger Geist, Atem Gottes. Wie in der Milch Praliné ja diese Creme versteckt ist, versteckt sich in dem Wort ‚Geist’ etwas Wichtiges. Ohne diese Zutat fehlte etwas. Im Geist ist der Atem Gottes. Ohne diesen Atem kann kein Körper leben. Erst der Atem belebt. Wir alle sind von Gottes Atem belebt, mit dem heiligen Geist erfüllt. Deshalb dürfen, wollen und können wir auch an Gottes Gemeinde mitbauen.

4. Dunkle Mousse - eine Hoffnung

Die eine Hoffnung. Und wie die aussehen kann steht in Johannes 14,2 (NGÜ) „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann etwa zu euch gesagt, dass ich dorthin gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“ Vielfältig können diese Wohnungen sein. Unterschiedlich eingerichtet stellen wir sie uns vielleicht vor. Dunkle Mousse birgt ja auch unterschiedliche Vorstellungen. Ich denke immer an die von Markus Stangs, weniger an Merci. Bei euch kann das ganz anders sein. Aber eins bleibt unabdingbar. Wie in Titus 1,2 (NGÜ): „die Hoffnung auf das ewige Leben“. Das ist gemeinsame Grundlage. Das geben wir alle gerne weiter. Das dürfen wir erwarten.

Drei Sorten Merci haben wir bisher kennengelernt. Leib, Geist und Hoffnung - berufen, belebt und erwartet.

Jetzt kommt es zur Veredelung:

5. Edel Nougat - ein Herr

In Philipper 2, 11 (NGÜ) heißt es „Alle werden anerkennen, dass Jesus Christus der Herr ist, und werden damit Gott, dem Vater, die Ehre geben.“
Dieser Vers aus dem Christushymnus ist eines der ersten Glaubensbekenntnisse. Vor allem eines der kürzesten, eines, das Glauben kurz und knapp auf den Punkt trifft.
Das griechische Wort für Herr - nämlich ‚kyrios’ – gibt uns noch weitere Hinweise: es ist in der damaligen griechischen Umgangssprache der Gegenbegriff zu Diener oder Sklave und ebenfalls die Bezeichnung für einen Herrscher. Jesus als Kyrios anzuerkennen hieß gleichzeitig, sich gegen die politischen Herrscher, allen voran den römischen Kaiser, zu stellen. Und es bedeutet dem einen Herrn gehören und ihm dienen zu wollen. Das gilt auch für jeden einzelnen Menschen in unserer Gemeinde. Ja sagen zu Jesus Christus ist unsere verbindende, gemeinsame Basis.

6. Edel Marzipan - ein Glaube

Es gibt nur einen Glauben. Selbst wenn wir unterschiedliche Ausprägungen unseres Glaubens in den Vordergrund stellen, wenn wir uns in manchen Glaubensfragen nicht einigen können; das Jesus Christus unser Herr ist, sollte unantastbar für alle sein.
Gott gehören, ihm dienen wollen – darauf soll unser Leben ausgerichtet sein. Auch wenn es vielfältige Formen dieser Ausrichtung geben kann. Für die eine ist es das politische Handeln in der Flüchtlingsarbeit, für den anderen die Erfüllung des diakonischen Auftrags im verborgenen Handeln am Nächsten. Aber ganz egal, welche Aufgabe in der Gemeinde wahrgenommen wird: es geschieht immer aus dem einen Glauben heraus. Um Hebräer 11,1 (NGÜ) zu zitieren: „Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.“ Darin dürfen wir uns gegenseitig bestärken.

7. Edel Rahm - eine Taufe

Zu Zeiten der ersten Christenheit gab es nur die Erwachsenentaufe. Ein öffentliches Bekenntnis zu Jesus Christus. Wenn ein Heide Christus kennengelernt hatte, wie es so schön heißt, dann machte er seinen Glauben sichtbar. Er ließ sich taufen. Öffentlich, in einem Gewässer. Nach einer Zeit der Unterweisung. Erst im Laufe der Kirchengeschichte entwickelte sich dann die Kindertaufe. Und die Unterweisung erfolgt mittlerweile im Konfiunterricht. Seltener, das ein Erwachsener sich taufen lässt. Daher gibt es auf Jugendfreizeiten unserer Gemeinde oft den sogenannten Festmachabend. Ein Abend, an dem die Jugendlichen ganz bewusst noch einmal wahrnehmen und sagen können: Ja, ich will zu Gott gehören. Sie lassen sich damit in die Nachfolge Jesus stellen. Ein klares Bekenntnis zu ihrer Kindertaufe. Ein klares Bekenntnis, sich in die Gemeinschaft der Christen zu stellen. Und dieses Bekenntnis ist gemeinsame Grundlage. Einmal das Ja zu Gott ausgesprochen haben ist unsere Gemeinsamkeit.

Und zum Schluss das Sahnehäubchen.

8. Kaffee Sahne - ein Gott

Es gibt nur einen Gott. In 2. Mose 20, 2+3 (Luther 1984) steht geschrieben „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Und jetzt in unserem Predigttext wird das nochmals erläutert.
„Gott und Vater von uns allen, der über alle regiert, durch alle wirkt und in allen lebt.“

Gott, Vater von uns allen. Das ist sein Geschenk der Liebe an uns. Von der Schöpfung an. Er hat uns gemacht, nach seinem Ebenbild.

Gott regiert über alle. Er hält alles in seinen Händen. Was auch geschieht, nichts kann sich seiner Macht entziehen. Seine schützende Hand hält uns.

Gott wirkt durch alle. Er wird immer alles in die richtige Bahn lenken. Wie auch immer wir Menschen handeln, Gott lässt diese Welt, lässt uns Menschen nicht im Stich.

Gott lebt in allen. Ob wir wollen oder nicht. Gott ist nicht nur in uns, er ist auch in allen anderen. Und in noch viel mehr. Er ist gegenwärtig. Jederzeit.

Wie fasst William Barclay es zusammen: „Als Christen glauben wir, dass wir in einer von Gott geschaffenen und regierten Welt leben.“

Einheit in Vielfalt. Es ist gut, dass wir in unserer Gemeinde als Menschen so unterschiedlich sind. Wir müssen nicht einheitlich sein, nicht gleichgeschaltet. Wir dürfen die Vielfalt haben. Denn erst die vielfältigen Begabungen und Charakteristika sind belebend für die Gemeinde, die unterschiedlichen Vorstellungen ermöglichen eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit dem, was Gott uns für diese Welt aufgetragen hat: (Mat. 28, 19 NGÜ) „Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Lasst uns das nicht vergessen.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.

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