Moin zusammen,
in zwei Wochen beginnt die Jugendfreizeit unserer Gemeinde. Heute im Gottesdienst wurden die Mitarbeitenden vorgestellt und für die Arbeit gesegnet. Wie passend, das der vorgeschlagene Predigttext für heute das Jesuswort: "Ich bin das Brot des Lebens" beinhaltet.
Ich würde ja an Gott glauben, wenn…
Diese Frage ist eine
lebensnotwendige für uns, für unsere Mitmenschen.
Vielleicht beantwortet die Predigt ein wenig diese Frage oder gibt zumindest eine Hilfestellung.
Fröhliche Grüße
Bernd
Lieber Vater, schenk uns ein Herz für dein Wort und dein
Wort für unser Herz. Amen
Liebe Gemeinde,
wir haben es in der Schriftlesung gehört: Fünf Brote und
zwei Fische reichen aus, um 5000 Menschen satt zu machen und für die nächsten
Tage Vorrat anzulegen.
Johannes erzählt uns dann weiter, dass die Menschen damals,
nach dem Essen, Jesus gesucht haben. Verständlich. Schließlich hat Jesus ihnen
etwas gegeben, was sie dringend brauchten. Brot zum (Über) leben. Lebensmittel.
Und die Gewissheit, dass da einer ist, „der mehr kann als Brot essen, der kann
Brot schaffen. Darum ist er unser Mann“ wie Walter Lüthi in seinem Buch zum
Johannesevangelium schreibt.
Darum sind sie ihm nachgereist bis nach Kapernaum. Darum
suchen sie seine Nähe, das Gespräch mit ihm. Und Jesus nimmt sich erneut die
Zeit. Setzt sich mit den Menschen zusammen. Hört ihnen zu, hört was sie bewegt.
Und er gibt ihnen Antwort auf ihre drängenden Fragen. Nicht nur, indem er sie
mit echtem Brot sättigte, sondern vor allem indem er sie zum Glauben
auffordert. Zum Glauben an den einen Gott. Er ist es, der Hunger, Lebenshunger,
stillen kann.
Und hier setzt unser heutiger Predigttext ein. Johannes 6,
die Verse 30-35. Ich nehme noch die zwei vorhergehenden Verse dazu. Also
Johannes 6, 28-35. Hier nach der
Neuen Genfer Übersetzung.
Das Brot des Lebens
28 Da fragten sie ihn: »Was für
Dinge müssen wir denn tun, um Gottes Willen zu erfüllen?« 29 Jesus antwortete:
»Gottes Wille wird dadurch erfüllt, dass ihr an den glaubt, den er gesandt
hat.«
30 Doch nun sagten
sie: »Wenn wir dir glauben sollen, dass du von Gott gesandt bist, dann lass uns
ein Wunder sehen, das es uns beweist. Wo bleibt dieser Beweis? 31 Damals in der
Wüste haben unsere Vorfahren Manna gegessen, wie es ja auch in der Schrift
heißt: ›Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.‹ (Ps. 78,24)« 32 Jesus
erwiderte: »Ich sage euch: Das Brot vom Himmel hat euch nicht Mose gegeben; es
ist mein Vater, der euch das wahre Brot vom Himmel gibt. 33 Denn das Brot, das
Gott gibt, ist der, der vom Himmel herabkommt und der Welt das Leben schenkt.«
34 »Herr«, sagten sie
da zu ihm, »gib uns immer von diesem Brot!« 35 Jesus antwortete: »Ich bin das
Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein, und wer an mich
glaubt, wird nie mehr Durst haben.
Wie gesagt, Jesus hat Brot geschaffen. Er hat zum Glauben
aufgerufen.
Für die Juden war das erst mal kein Problem. Vieles von dem,
was Jesus ihnen gesagt hat kannten sie ja schon. Wichtig war ihnen eine genaue
Anleitung zu bekommen. Eine Anleitung, wie sie Gottes Willen, seine Vorstellung
von Leben, tatsächlich umsetzen können in ihrem Alltag. Jüdisches Leben war ja
von klaren Regeln und Vorgaben geprägt. Es gibt in der Thora eine ganze Reihe
von Vorschriften und Satzungen, die jüdisches Leben regeln. Das sind die
Mizwot. 623 gibt es insgesamt: die auch uns besonders bekannten 10 Gebote und
dazu weitere 365 Verbote und 248 Gebote. Von der Liebe zu Gott, der Heiligung
des Sabbats, über Speisevorschriften bis hin zum Umgang miteinander ist alles
dabei.
Und genau solche Vorschriften, praktisch einen Handlungsplan
für ihr Leben, erhoffen sie sich jetzt auch von Jesus. Ihre Erwartung ist,
dadurch klar erkennen zu können, wer ein guter Mensch, wer ein schlechter
Mensch ist und wer dazwischen steht und durch bestimmte Werke zum guten Menschen
aufsteigen oder zum schlechten Menschen abrutschen kann. Denn das war klar, nur
wer ein guter Mensch ist, sich also an alle Regeln hält, der ist vor Gott
angesehen.
Kommt uns das nicht bekannt vor?
Wenn ich in Heckinghausen vorm Aldi stünde und fragte: „Was
macht einen Christen aus?“ wären die meisten Antworten wohl genau in diese
Richtung: Ein Christ ist ein guter Mensch. Er ist lieb zu seinen Mitmenschen,
kümmert sich um Flüchtlinge und sozial Benachteiligte. Er stiehlt nicht und er
tötet nicht. Und er geht natürlich mindestens an Weihnachten in den
Gottesdienst.
Und ehrlich gesagt, es wäre ja auch sehr praktisch, wenn ich
als Christ eine Liste hätte, die ich abhaken könnte.
Dreimal am Tag gebetet – ok, erledigt.
Heute nicht geflucht – Mmh, doch das Wort mit Sch…am Anfang
benutzt.
Gutes Werk – Omi Getränke geholt.
In der Bibel gelesen – reicht die Losung?
Wenn ich mir die vier gerade genannten Sachen anschaue, bin
ich dann Christ, wenn ich das so abgehakt habe? Oder gehört da doch mehr zu?
Die Menschen damals haben sich wohl ähnliches gefragt sonst
käme nicht die Frage: »Was für Dinge
müssen wir denn tun, um Gottes Willen zu erfüllen?« Sag uns das doch,
Jesus. Und Jesus sagt es ihnen. Allerdings nicht so, wie sie es sich erhofft
haben. „Glaubt an den, den er gesandt hat“. Oder in unserem heutigem Wissen:
Glaubt an Jesus!
Das war für die damalige Zeit schwierig zu verstehen. Nicht
durch Werke sollte Gottes Wille erfüllt werden, sondern durch Glaube. Oder
anders ausgedrückt: das einzige Werk, das uns in Beziehung zu Gott bringt ist
Glaube. Kein anderes Werk, keine andere Tat von mir als Menschen vermag das.
Sola fide – Allein durch Glauben. Glaube als Geschenk Gottes, das ich als Mensch
nur noch auspacken muss. Aber genau da beginnen die Menschen damals (und ich
denke, das ist heute genau so schwierig) Jesus nicht zu verstehen. Sie fragen
nicht nach dem Inhalt des Geschenkes, dem, was Glaube ausmacht, fragen nicht
nach der Gestaltung ihrer Gottesbeziehung, sondern fragen: „Wenn wir dir glauben sollen, dass du von
Gott gesandt bist, dann lass uns ein Wunder sehen, das es uns beweist. Wo
bleibt dieser Beweis?
Gerade haben sie das Wunder der Brot- und Fischvermehrung
erlebt, waren sogar Bestandteil davon und haben es mit eigenen Sinnen
geschmeckt, da verlangen sie nach einem neuen.
In ihrer Erinnerung ist feste das Mannaspenden in der Wüste eingeprägt. „Einem
unerschütterlichen Glauben der Rabbinen zufolge sollte der Messias bei seinem
Kommen abermals den Menschen Manna spenden.“ (Barclay). Manna und Messias
gehören zusammen. Und die Brotvermehrung, die sie gerade erlebten, zählte für
die Juden nicht als Brot Gottes, da es ja für alle ersichtlich aus anderem,
irdischem Brot erzeugt wurde. Brot Gottes, Manna, musste wie beim ersten Mal in
der Wüste, direkt aus dem Himmel herabregnen.
So menschlich kommt mir das vor. Da passiert etwas
Außergewöhnliches. Etwas, das mit menschlichem Verstand nicht nachvollziehbar
ist. Und doch, es reicht nicht. Noch mehr Wunder, noch mehr Erklärung wird
gefordert. Der Mensch scheint nicht einfach annehmen zu können, stehen lassen,
hinnehmen. Nein. Immer mehr Beweise, immer mehr Wissen werden eingefordert. Vor
allem, wenn es um Gott geht.
Ich würde ja an Gott glauben, wenn…
Das erinnert an Gideon und sein Vlies (Richter 6,36ff:“36 Und Gideon sprach zu Gott: Willst du
Israel durch meine Hand erretten, wie du zugesagt hast,37 so will ich
abgeschorene Wolle auf die Tenne legen: Wird der Tau allein auf der Wolle sein
und der ganze Boden umher trocken, so will ich daran erkennen, dass du Israel
erretten wirst durch meine Hand, wie du zugesagt hast.
38 Und so geschah es:
Und als er am andern Morgen früh aufstand, drückte er die Wolle aus und presste
Tau aus der Wolle, eine Schale voll Wasser!39 Und Gideon sprach zu Gott: Dein
Zorn entbrenne nicht gegen mich, wenn ich noch einmal rede. Ich will's nur noch
einmal versuchen mit der Wolle: Es sei allein auf der Wolle trocken und Tau auf
dem ganzen Boden.40 Und Gott machte es so in derselben Nacht, dass es trocken
war allein auf der Wolle und Tau auf dem ganzen Boden.“). Ein einmaliger Beweis reicht
Gideon also nicht. Die nasse Wolle reicht ihm nicht. Er fordert von Gott einen
zweiten Beweis.
Ich würde ja an Gott glauben, wenn…
Auf Freizeiten haben wir früher oft diese Aussage gehört.
Und in gleicher oder zumindest ähnlicher Form wird das auch heute bestimmt
eines der Themen auf der Sommerfreizeit sein. Und nicht nur auf der Freizeit,
wohl auch in unserem Alltag in Heckinghausen. Diese Frage ist ja auch eine
lebensnotwendige für uns, für unsere Mitmenschen.
Leider ist diese Frage schwierig zu beantworten. Wenn ein
Mensch nicht bereit ist mit Glauben in Vorleistung zu gehen, dann wird er
vermutlich Gottesbeweise nicht erkennen können. Zeichen und Wunder sehen wir
geschehen, können sie aber nicht in Zusammenhang mit Gott und Glaube bringen.
Eine Freundin von mir erzählte letztens von ihrem Urlaub.
Zusammen mit einer befreundeten Rollstuhlfahrerin war sie im Oberallgäu. Und
naturgemäß gibt es für Rollifahrer in den Bergen immer wieder mal Probleme mit
Bergbahnen, unebenen Wegen usw. Aber immer wieder gab es Menschen, die geholfen
haben. Interessanterweise immer Christen. Das stellte sich auch immer erst im
Nachhinein raus. Und die Rollifahrerin ist von Gott und vom Glauben nicht so
überzeugt. Als meine Freundin sie auf die Christen hinwies, auf deren
Hilfsbereitschaft, da fing sie plötzlich an nachzufragen, zu überlegen. Könnte
vielleicht doch etwas dran sein an diesem Christsein? Zeichen und – kleine –
Wunder an Hilfsbereitschaft sah sie geschehen. Erst als sie auf einen möglichen
Zusammenhang mit dem Christsein hingewiesen wurde fing sie an zu überlegen.
Oder wie ist das denn, wenn bei mir eine schwere Krankheit
festgestellt wird und gut einen Monat später kann der Arzt nichts mehr finden.
Liegt es an einer falschen Diagnose, liegt es am Glauben, oder ist es schlicht
so passiert?
Während eines Gewitters stelle ich mich in einem
Schutzhäuschen unter, entscheide dann aber doch lieber schnell nach Hause zu
laufen. Das Häuschen ist am nächsten Tag von mehreren Tannen zerstört. Zufall,
Glück oder Bewahrung Gottes?
Für mich ist klar, wie die Antworten darauf lauten. Für die
meisten, wenn nicht sogar alle, hier im Raum auch. Aber für die Menschen um uns
herum? In Heckinghausen, auf der Sommerfreizeit?
Lasst uns dafür beten, dass sie alle die Erfahrung machen,
dass Gott in ihr Leben hineinkommt. Lasst uns die richtigen Worte finden, die
es ihnen ermöglichen, Gott und Glaube in ihr Leben hinein zu lassen.
Zurück zu Jesus und den Menschen damals. Jesus zeigt in
Kapernaum kein Zeichen. Er lässt kein Wunder geschehen. Er antwortet.
Das Brot vom Himmel
hat euch nicht Mose gegeben; es ist mein Vater, der euch das wahre Brot vom
Himmel gibt. 33 Denn das Brot, das Gott gibt, ist der, der vom Himmel
herabkommt und der Welt das Leben schenkt.«
Und in dieser Antwort wird klar, dass es einen Unterschied
zwischen dem Brot in der Wüste und dem wahren Brot vom Himmel gibt. Beim Auszug
aus Ägypten war es das Brot, das körperlich sättigte. Das wahre Brot dagegen,
das aus dem Himmel, schenkt weitaus mehr, schenkt Leben. Stillt den Hunger nach
einem erfüllten Leben, das jeder leben möchte.
Und sofort wollen die Menschen von diesem Brot essen.
»Herr«, sagten sie da
zu ihm, »gib uns immer von diesem Brot!«
Und er gibt ihnen von dem Brot. Er gibt sich selbst.
»Ich bin das Brot des
Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein, und wer an mich glaubt,
wird nie mehr Durst haben.
Oder wie es in der Bibel in einfacher Sprache heißt: “Das
Brot für den Bauch muss man essen. Jeden Tag hat man neuen Hunger. Jeden Tag muss
man wieder neues Brot essen. Gott im Himmel gibt euch ein anderes Brot. Das
andere Brot könnt ihr nicht mit den Augen sehen. Und nicht mit den Händen
anfassen. Das Brot von Gott schenkt euch das richtige Leben. Das Brot von Gott
macht das Herz satt. Die Leute waren begeistert. Die Leute sagten: Gib uns dieses Brot. Dieses Brot wollen wir
immer haben. Jesus sagte: Ich bin selber
dieses Brot. Ihr könnt mich hören. Und sehen. Und spüren. Ich bin das Brot für
das richtige Leben.“
Brot für das richtige Leben. Richtiges Leben. Leben, in dem
nicht nur die Grundbedürfnisse Essen und Trinken befriedigt werden, sondern
Leben, das sich stattdessen um den ganzen Menschen kümmert. Das ist es, was
Jesus uns verspricht. Nein, nicht verspricht, sondern zusagt, anbietet,
weitergibt.
Neben unseren Grundbedürfnissen an Nahrung werden auch
unsere Bedürfnisse an Nähe und Zuwendung gestillt. Dazu noch unsere geistigen
Belange, also unsere Anfragen nach dem Warum, dem Wieso, dem Sinn unseres
Lebens. Und je mehr wir mit Jesus erleben, desto mehr verstehen wir, was
richtiges Leben bedeutet.
Das hört sich jetzt vielleicht etwas abgehoben an, etwas
abstrakt. Aber jeder, der mit Jesus lebt, der sein Brot gegessen hat, weiß, was
es bedeutet, wie es sich anfühlt. Mit allen Höhen und Tiefen darin. Mit aller
Freude, aber auch allem Leid. Und das zu vermitteln, weiterzugeben ist unsere
Aufgabe. Schließlich soll die ganze Welt es erfahren. Machet zu Jüngern alle
Völker.
Egal ob in Heckinghausen oder auf der Sommerfreizeit.
Ich wünsche den Freizeitmitarbeitenden alles Gute. Die
richtige Ansprache, den richtigen Zeitpunkt, einfach alles, was es braucht, die
Jugendlichen in ihrem Glauben zu unterstützen. Uns hier in Heckinghausen
wünsche ich die Zeit und den Mut regelmäßig mit Gott zu reden, ihm die
Teilnehmenden der Freizeit ans Herz zu legen, für die Offenheit und
Bereitschaft sich auf ihn einzulassen zu bitten. Aus eigener Erfahrung weiß
ich, wie gut es tut, wenn Menschen in Heckinghausen für die Sommerfreizeit
beten. Für die Mitarbeitenden und für die Teilnehmenden.
Damit das geschieht, was Barclay so schön ausgedrückt hat:
„Wer Jesus kennt, ihn anerkennt und annimmt, der erfährt,
dass all sein ungestilltes Verlangen, alle unstillbaren Wünsche des Herzens
vergangen sind. Wenn wir Christus kennenlernen, dann erfahren wir, dass es mit
dem Hunger und Durst des Menschseins ein Ende hat. Die ruhelose Seele findet
Ruhe; der Hunger des Herzens wird gestillt.“
Das gilt uns allen.
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere
Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren Herrn.